T H R E E

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T H R E E

"... du wirst wahrhaftig großartig sein.", wisperte ich mit einem unvernehmbaren Ton und las die Zeile immer und immer wieder. Es fröselte mich, als ich die kursiven, verschnörkelten Buchstaben sah, die ganz altmodisch mit Tinte und Feder geschrieben waren. Den Zettel, mit den zerissenen Rändern, registrierte ich als bejahrt. Aber wie lange war er denn da schon drin? Du wirst wahrhaftig großartig sein. Aber wo? Und warum? Und die durchaus wichtigste Frage war, ob es wirklich der Loki war, der mir das graue Stück Papier in die praktische Schatulle gesteckt hat. Und warum ausgerechnet er. Erneut überfiel mich eine deutliche Gänsehaut. Loki war meines Erachtens her derjenige gewesen, der New York beinah in Schutt und Asche gejagt hatte und die Erde unterwerfen wollte. Das war auch der erste Einsatz der Avengers, natürlich ohne mich. Von dem Angriff habe ich wenig mitbekommen, da ich mich dort für zwei Wochen in Ägypten befand und unsere Eltern meinem Bruder und mir ein totales Internet- und Fernsehverbot eingebrockt haben. Wenn sie damals gewusst hätten, dass ich ein Jahr danach selbst zu diesen Rettern gehören würde, hätten sie dann anders reagiert?

Ich wusste nicht, ob ich Tony Bescheid geben sollte. Oder Pepper. Oder sonst irgendwem. Jetzt auf jeden Fall nicht. Die Turteltäubchen wollte ich nun überhaupt nicht stören, da die zwei sich ja gerade inmitten einer Verabredung befanden. Außerdem wusste ich ja nicht, ob die merkwürdige Mitteilung wirklich von Loki war, oder ob mir Natasha nur einen miesen Streich gespielt hat. Aber wenn dieser Zettel, oder dieses Geschenk, aus der Hand des sogenannten Gottes kommen sollte... was würde das dann heißen? Wusste er über mich Bescheid? Heißt das, ich war in Gefahr? Warum würde er mir dann aber schreiben, dass ich großartig sein werde? Ich verstand die Welt und damit jedes kleinste Detail nicht mehr. Und schon wieder habe ich die Kontrolle über meine Gedanken verloren. Ich sollte mich doch einfach nur über meine Pizza und die bemerkenswerte Kette freuen, nicht mir über damalige Feinde den Kopf zerbrechen. Es war höchstwahrscheinlich nur ein Trick von der Rothaarigen. Zumindest hoffte ich das.

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"Miss Bruce, ich soll ihnen mitteilen, dass sie um 10:00 Uhr sich im Stockwerk von Mr. Stark aufhalten sollen. Das wäre in einer Stunde." Schlaff öffnete ich ruhig meine Augen und blinzelte ein paar Mal, damit ich realisierte, dass ich mich gerade nicht in einem tropischen Regenwald befand. In der gestrigen Nacht habe ich mich noch spontan für diese exotische Animation entschieden, die sich nun vor meinen Augen auf dem damaligen Fenster abspielte.

Dem Befehl der künstlichen Intelligenz folgend hievte ich meinen lahmen Körper auf und büßte dies sofort mit einem kleinen Kreislaufproblem, indem mir kurzweilig schwarz vor Augen wurde. Ich musste definitiv einen ganzen Tag durchschlafen, damit meine Gesundheit wieder auf einem normalen Stand kommen konnte. Aber es machte mir nicht großartig viel etwas aus und so verließ ich das kolossale Bett, in das ruhig fünf Personen passen konnten, mit einem wehleidigen Seufzer und machte mich auf zu dem versteckten Kleiderschrank. Währenddessen versuchte ich mir das ein oder andere Gähnen zu unterdrücken, was mir in den meisten Fällen nicht gelang. Das war aber keine Überraschung, denn es war, dachte ich mal, noch relativ früh und ich bin gestern wirklich spät eingeschlafen, nachdem ich mir tausende Male den Kopf zerbrochen hatte. Mir war eine ungeheure Auswahl an Klamotten geboten, doch die eleganten Klamotten waren mit Sicherheit nicht aus den Händen des Wissenschaftlers gekommen. Er konnte zwar gut mit Technik und Logistik umgehen, aber einen Kleiderschrank für ein 17-Jähriges Mädchen im 21. Jahrhundert konnte er bestimmt nicht so leicht füllen. Wenn da Pepper nicht ihre Hände im Spiel gehabt hat.

Ich brauchte nicht einmal fünf Minuten um mich umzuziehen, da man bei all den guten Kombinationen nicht viel falsch machen konnte. Somit setzte ich meine etwas veränderte Routine fort, bis ich schließlich im Wohnzimmer angekommen war. Niemand hielt sich dort auf, was ich wertschätzte und auch nicht anders erwartet hätte. Das Morgenlicht floss indirekt in das schillernde Zimmer und lässt mich zufrieden aufseufzen, während ich entspannt aus dem Fenster blickte. Selbst wenn ich eher Regen und manchmal sogar Gewitter vorzog, war diese fröhliche Sonne am Morgen nun wirklich ein Genuss. Die Sonnenstrahlen erwärmten und kitzelten mit einer frommen Sinnlichkeit meine Haut und ich schloss nur für wenige Sekunden entspannt meine Augen um diesen schönen Moment auszukosten. Doch meine nervigen und irrsinnigen Gedanken machten mir mal wieder einen elenden Strich durch die Rechnung und meine Aufmerksamkeit lenkte mich mal wieder zu zu dem dunkelgrünem Medaillon, um dem sich meine Gedanken seit gestern nur noch drehten. Blitzschnell riss ich meine blauen Augen auf und musterte das mickrige, komische Ding, was doch so wunderschön und strahlend war. Es hatte eine fragwürdige Anziehung, die verlangte, dass ich die Kette doch anziehen sollte. Wenn Natasha das mitkriegen würde, würde sie das bestimmt freuen. Aber die Tatsache, dass das vielleicht irgendwas mit Loki, dem wahrscheinlich größten und gerissensten Feind der Avengers, etwas zu tun haben könnte, erschreckte mich.

F I R E E M P R E S SWhere stories live. Discover now