T H I R T Y

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T H I R T Y

"Er sagt, es sei alles wieder gut.", meinte der etwas zerstreute und auch leicht gelangweiligte Nuclearphysiker, der mit irgendeiner durchsichtigen Glasminiatur herumspielte, die eine wertvolle Nachahmung seiner Selbst darstellen sollte. Er fragte sich, wie viel Langeweile man wohl haben müsste, um einen großen, grünen Mann in glitzerndes Kristallglas zu verwandeln. Und andererseits fragte er sich, warum er es auch noch gekauft hatte. "Alles, was nicht gerade in Schutt und Asche endet, betitelt Thor als 'gut'. Außerdem, ich wirke vielleicht jetzt leicht radikal, aber ich denke schon, man sollte darüber reden, wenn einer von unserer schicken Gruppe gefangengenommen wird. Und das ist dann auch noch Alice. Alice. Die wohl unschuldigste Person, die man sich vorstellen kann. Sie hat sich sogar mal entschuldigt, weil sie Jarvis aus Versehen beleidigt hat.", warf stattdessen das Gegenüber von Bruce ein, Tony Stark. Beide werkelten an einem gemeinsamen Projekt herum, während sie mal wieder ihr alltägliches Gesprächsthema aufgeschnappt haben. Alice Bruce, die vor kurzem noch in einer Zelle gefangengehalten wurde. "Ich weiß, aber was sollen wir großartig machen? Alice einfach so runter holen?" "Zum Beispiel.", murrte der Milliardär, währenddessen er sich eine eingefrorene Himbeere in den Mund schob. Er wunderte sich, ob es komisch war, genau in diesem Moment an Alice zu denken."Aber wenn dieses Äffchen von Gott sich wieder bei uns hier blicken lässt, dann kriegt er ein monatelanges Hausverbot. Und er kann auch mir noch meinen Kaktus bezahlen, den er kaputt gemacht hat, als er seine extravagante Reise nach Asgard zusammengetreten hat. Ruhe in Frieden, Buddy."

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Es waren nur zwei weitere, etwas öde Tage vergangen, die meistens von einem ewigem Rumliegen oder Futtern der allerletzten Vorräte des Mittagsessens dominiert wurden, während ich sehnsüchtig auf meine Ausrüstung wartete, von der ich schon alle Stunden lang schwärmte. Zwar habe ich nur wenig von all dem Schneidern, Nähen und Sticken mitbekommen, da ich mich in ein intesives, etwas beunruhigendes Gespräch mit Thor vertieft habe, aber da mir ja alle Minuten lang gesagt wurde, dass es sich um die allerbesten Schneider ganz Asgards handeln würde und sie explizit nur für den asischen Hof Kleidungen und Rüstungen herstellten, konnte ich nicht anders, als eine unmenschliche Vorfreude zu entwickeln. Das war aber auch wahrscheinlich das Einzige, was in den ganzen Stunden in meinem Alltag geschehen ist. Nicht einmal momentan, wo ich gerade am Mittagessen saß, mit Thor und ein paar anderen Gästen, ob man es glaubt oder nicht, konnte ich mir etwas mehr Spannung erhoffen. Teilweise waren da sogar noch die stundenlangen Gespräche mit Loki oder die kräftezehrenden Übungsstunden im Triskelion lustiger. Ich schätzte, mir fehlte einfach der Rest der Avengers und ich konnte es kaum erwarten, sie alle wiederzusehen und ihnen von meinen mehr oder wenigen ereignissreichen Abenteuern zu erzählen. Ich konnte es kaum erwarten, ihre Blicke zu sehen, wenn ich ihnen erst von der Gefangenschaft erzählte, wenn sie es bereits nicht schon wussten. Und wie sie wohl reagieren würden, wenn ich ihnen mitteile, dass ich Loki fast meine halbe Lebensgeschichte erzählt habe? Oh, ich konnte mir nur allzu gut vorstellen, wie Tony mich wahrscheinlich mit Kraftausdrücken dazubringen würde, wieder Loki in Grund und Boden zu hassen, während mich Steve mich väterlich tadeln würde. Meine Güte, ich vermisste diese Truppe von banalen Supersoldaten und Genies echt.

Der Donnergott und irgendein überheblicher Schwarzkopf waren gerade in ein Gespräch über eine neu auf den Markt gebrachte Erfindung vertieft, die von der Bürgschaft ja wie verrückt gefeiert wurde, als sich anfangs etwas unbemerkbar eine Art Kellnerin sich an unseren Tisch begab. Sie wirkte leicht verlegen, als ob sie nicht so recht wüsste, was sie nun sagen sollte und ob sie überhaupt von uns registriert wurde. Aber als sie meinen aufmerksamen Blick bemerkte, tat sich ein kleines Schmunzeln auf ihren Lippen. "Lady Bruce.", begann sie ihre Worte und ich realisierte, dass ihr Tonfall genauso sachte wie der von Aira war. "Es tut mir Leid, wenn ich sie beim Essen störe, aber ich wurde beauftragt Ihnen mitzuteilen, dass soeben ihre Kampfrüstung fertig gestellt worden ist." Meine Augen weiteten sich auf die doppelte Größe und ich wusste, dass dies die Nachricht war, die meinen relativ langweiligen Tag retten würde. Ein strahlendes Feixen breitete sich auf meinen Lippen aus und ich gab der Bediensteten somit zur Kenntnis, dass ich alles andere als entzürnt über ihre Nachricht sei. "Kann ich sie sehen?", fragte ich voller Hoffnung und war schon halb am Stehen, da meine Beine bereit waren, sich jeden Moment auf den Weg zur Schneiderei zu machen. "Natürlich.", beantwortete die Kellnerin meine Frage mit einem vergnügtem Gesichtsausdruck und ruckartig schob ich mich von dem hölzernem Essenstisch weg, wo niemand wirklich zu kapieren schien, dass ich mich gerade von dannen machte.

F I R E E M P R E S SWhere stories live. Discover now