T E N

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Ich fand mich in einem kostspieligen und prunkvollen Gemach wieder, in das mich zwei von den vielen tausenden Wächtern geführt haben und es ähnelte stark jedem anderen Zimmer, in dem ich bei diesem Palast schon überall befand. Das üppige Gold, die kreativen Eingravierungen, selbst ein hinreißender Balkon, der mich die Szenerie dieses Ortes erblicken lässt, befand sich dort. Ein dunkelgelbes Bett stand an einer Wand, dass einem für Zwei glich, und ich hoffte, dass dem nicht so  war. Eine Art Schminktisch war direkt gegenüber und er wirkte so altertümlich, aber doch so modern. Ein Schrank, der in die Wand hineingebaut worden war, und ein grandioser, bunter Teppich waren ebenfalls hier an diesem Platz. Der Raum war nicht so korpulent wie das Apartment, was mir Tony überlassen hat, doch es war mehr, als ich mir jemals hätte erträumen konnte.

"Sie müssen Lady Alice sein.", hörte ich auf einmal die leise Stimme eines fremden Mädchens hinter meinem Rücken. In Windeseile drehe ich mich zu dem Übeltäter und erspähte ein brünettes, schlankes Mädchen, die unheimlich sehr versuchte mir in meine Augen zu schauen, doch ihr Blick wahrscheinlich irgendwo auf meiner Stirn landete. Ihr langes, dickes Haar war leicht gewellt und ein Teil war sogar zu einem kleinen Zopf geflochten. Sie steckte in einem himmelblauen, langen Kleid, was unfassbar leicht und flatternd wirkte. Ihre Wangen waren rosig und ihre Augen, die von dunklen, dichten Wimpern umfasst waren, strahlten eine schöne Mischung von einem Haselnussbraun und einem Giftgrün aus.

"Ja... Die bin ich.", gab ich dem fremden Mädchen zur Antwort und ich war um einiges lockerer, als ich realisierte, dass sie höchstens nur ein paar Jahre älter als ich sein könnte. Sie war bestimmt erst um die 20 Jahre alt. "Mein Name lautet Aira und ich werde für die ersten Wochen ihre Kammerfrau sein." Mein Gesicht musste sich bestimmt zu einem Fragezeichen geformt haben. "Eine Kammerfrau? Ich... ähm... ich denke nicht, dass ich so jemanden brauche.", entgegnete ich ihr und war ein wenig eingeschüchtert. Gleichzeitig fühlte ich mich ein wenig schlecht, da meine Antwort auch unhöflich und undankar wirken konnte. Doch dieses Mädchen namens Aira schien das nicht so zu sehen. "Frigga besteht darauf. Und es wäre mir außerdem eine Freude.", lächelte sie und marschierte, ohne, dass ich noch irgendetwas einwerfen konnte, in die Richtung des Schrankes. "Möchten Sie sich noch ein wenig ausruhen oder darf ich Ihnen bereits die neue Kleidung anlegen?" Mir? Kleidung anlegen? Sollte ich mich denn nicht alleine umziehen? Waren diese nordischen Klamotten etwa so kompliziert, dass Frauen das nicht ohne Hilfe ganz schaffen konnten? Warum sollte ich mich denn jetzt überhaupt schon umziehen? Und woher sollten sie auch wissen, was mir passen könnte und was nicht? Zu viele Fragen, doch keinerlei Antworten waren in Sicht. "Nein, ich... das geht schon in Ordnung. Ich brauche mich jetzt nicht auszuruhen. Und... wäre es möglich, dass ich mich vielleicht alleine umziehe?" Ich musste unglaublich zerknirscht und aufegregt aussehen, denn Aira kicherte kurz, bevor sie schmunzelnd erwiderte: "Wenn das Ihr Wunsch ist." Sie öffnete den Schrank und auch wenn ich nicht jedes einzelne Kleidungsstück begutachten konnte, war ich mir sicher, dass 100 Prozent von diesen Klamotten nur aus Kleidern bestanden. Und was für welche.

Aira nahm sich eines der unzähligen Stücke heraus, was ich bis jetzt noch nicht wirklich gut erkennen konnte und warf mir einen vielsagenden Blick zu, bevor sie zu mir gewandt sagte: "Ihr erstes Kleid wird eines Ihrer Wichtigsten sein. Sie müssen bei diesem Festessen überzeugen."

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Ich blickte in den Spiegel, der sich bei dem Schminktisch befand, und prüfte meine ganze äußerliche Erscheinung und legte dabei wortlos meinen Kopf schief. Ich trug ein graublaues, seidiges Kleid, was mir bis zu meinen Fußspitzen reichte. Es war trägerlos und eine goldene Blätteranke schlängelte sich von meinem Oberkörper bis zu meinen Knien hinab. Das Kleid war überraschend leicht und bequem und wenn ich mich nur kurz bewegte, so flatterten einige Teile des Kleides umher. Die hellen Pastellfarben ließen sich gut mit meinen hellen Haaren und der blassen Haut kombinieren und ich werkelte bereits mit meinen Fingerspitzen an meinen Zotteln herum. Einmal nahm ich sie in die Hände und hob sie nach oben, damit ich sehen konnte, ob sie mir hochgesteckt besser gefallen würden. Das war definitiv eines der schönsten Kleidungsstücke, die ich je in meinem Leben tragen durfte. Und das wichtigste überhaupt; Ich fühlte mich gut.

F I R E E M P R E S SWhere stories live. Discover now