T W E N T Y O N E

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T  W E N T Y O N E

"Nun gut. Stell dich auf.", befahl mir Loki und ich tat, wenn auch ein wenig murrend, wie mir gehießen. Zweifelnd stand ich also da und blickte zögernd und schrittweise aus dem Netz, was mir nun vorkam, wie eine zubetonte Wand. Loki hatte seine wundersamen, und mir nicht mehr allzu unbekannt vorkommenen Kräfte vor ein paar Sekunden eingesetzt und nun sollte es angeblich so aussehen, als würden wir zwei uns gegenseitig nur stur anschweigen. Ich hoffte, dass er dabei Recht behielt. Und wie ich das tat. Eine weiteren Fehler in der Nähe des asischen Hofes konnte ich mir nun wirklich nicht mehr leisten.

"In Ordnung. Ich überlasse dir nun deine Entscheidung. Willst du deine Eiskräfte weiter trainieren oder versuchen, das fließende Feuer in deinen Adern unter Kontrolle zu bekommen?" Sein starrender und fragender Blick durchlöcherte mich und ich hatte das Gefühl, dass er mir irgendetwas durch sein merkwürdiges Anschauen verraten wollte. So, wie die blauhäutige, mir andersartig vorkommende Frau, die die erste Person war, die ich vor die Augen bekommen habe, als ich ein neues Zuhause betreten habe. Es konnte natürlich sein, dass ich mir das alles einredete und ich mir nur wieder übernatürliche, theatralische Hintergrundgedanken machte. Aber dann kam ich auf den Entschluss, dass so etwas nun schon relativ häufig vorkam. Dieses Starren...

"Feuer, schätze ich. Lass uns das mal ausprobieren.", behauptete ich waghalsig und ließ mir meine vielen, stumpfsinnigen Gedanken nicht anmerken. Ein kribbelndes Gefühl schwand durch meine Magengegend, als ich nur wieder daran dachte, meine Feuerkräfte einzusetzen. Es machte mich fast schon kirre, und am liebsten würde ich mich selber dafür verfluchen, dass ich auf die undurchdachte, absurde Idee kam, mich dieser Kraft jetzt schon zu stellen. Ich war noch nicht bereit, und das wusste ich. Ich hatte zu viel Angst, zu viel Furcht vor dem lodernden, glühenden Feuer und vor ihren nicht wieder gutmachenden Folgen. Seit ich Fire Empress kannte, und seit sie sich mir gegenüber gestellt hat, wusste ich, zu was man im Stande war, wenn man so etwas im Blut hatte. Und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich deswegen, wegen dieser absonderlichen Macht, die nicht einmal so richtig ein Teil von mir war und mir kaum gehörte, irgendjemanden verletzen würde. Oder Schlimmeres.

Ich bemerkte, dass Loki wohl auch meine verherrenden Bedenken registrierte, doch keiner von uns wagte es, irgendwie ein Wort über meine verschrobene Gefühlslage zu verlieren. Ich nicht, weil ich meinem Mitbewohner noch nicht trauen konnte, und das in mehreren Millionen Jahren auch nicht vorhatte. Und er nicht, weil es ihn wahrscheinlich überhaupt nicht interessierte. Er war kein Freund von mir, sondern nur eine Art Trainer. Und so solltest das auch bleiben.

"Feuer? Nun, wenn du das so willst. Du weißt, auf diesem Gebiet sind meine Tipps und mein Verständnis bedingt.", meinte der Besserwisser monoton und legte seine Hände hinter seinem, in Grün gekleideten Rücken. "Aber ich will dich nicht beunruhigen. Meine Lehrkünste reichen auch schon so für dich aus." Ich wusste nicht, ob das nun eine Anspielung auf meine nicht akademische Lernebene war, oder er wirklich so dermaßen von sich selbst überzeugt war, dass er dachte, er könnte mir etwas beibringen, was er wahrscheinlich in seinem Leben niemals gesehen hatte. Kaum auf seine leicht überhebliche Aussage eingehend, schlenderte ich angespannt und vollkommen gefüllt mit kratziger Aufregung an die hinterste Seite der breiten Zelle und hoffte auf so viel Abstand zwischen Loki und mir. Auch wenn ich den arroganten Gott kaum ausstehen konnte, wollte ich nun wirklich nicht, dass er wegen einer möglichen falschen Bewegung von mir zu Schaden kam. Das würde nur wieder Ärger geben, und am Schluss würde ich tatsächlich lebenslänglich in diesem stickigen Kerker hocken und mir für alle Zeiten diesen Käfig mit Loki teilen müssen. Eine grausame Vorstellung.

Mein selbsternannter Lehrer stellte sich mir direkt gegenüber, inklusive einer mindestens drei Meter langen Entfernung, und seine hellen, blaugrünen Augen richteten sich direkt auf mein Gesicht. Er forderte mich mit seinem erwartetenden Blick heraus und die Spannung zwischen uns beiden knisterte wie verrückt, sodass ich es beinahe Bruzeln hören konnte. Ich wusste, dass ich ihn überzeugen musste, damit mir er ein wenig mehr Respekt gegenüber meiner Wenigkeit zeigen würde, denn mit schlagfertigen Antworten kam man bei ihm auch nicht weit. Und ich log nicht, auch wenn es mich anwiderte es auszusprechen, wenn ich meinte, dass ich mir ein kleines bisschen wünschen würde, dass er beeindruckt von mir wäre. Aber ich denke, dies war eine normale Reaktion.

F I R E E M P R E S SWhere stories live. Discover now