T W E N T Y N I N E

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Ich realisierte kurze Zeit später, dass nicht nur mein markerschüttender Schrei und mein abruptes Aufwachen die vielen Ärzte, oder wer auch immer diese unbekannten Personen waren, die Aufmerksamkeit auf mich richteten, sondern auch auf jemand ganz...

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Ich realisierte kurze Zeit später, dass nicht nur mein markerschüttender Schrei und mein abruptes Aufwachen die vielen Ärzte, oder wer auch immer diese unbekannten Personen waren, die Aufmerksamkeit auf mich richteten, sondern auch auf jemand ganz anderes.

Ich konnte erst meinen eigenen Augen nicht trauen, als plötzlich ein hochgewachsener, mürrischer Mann durch die Tür trat mit dem eisernen und harten Blick eines tapferen Kriegers. Seine Schritte waren schallend und schnell und mir wurde sofort bewusst, dass ich im Moment die Einzige war, die er besuchen wollte. Er wirkte zerknirscht und doch irgendwie so, als wüsste er ganz genau, was oder wer sein Ziel war. Ich konnte ihm nicht ansehen, ob er mir etwas Gutes zu mitteilen hatte oder doch eher etwas Negatives. Seine Miene war undurchschaubar.

Odin. Ich musste ehrlich sein, ihn, dicht gefolgt von Loki, hatte ich am allerwenigsten erwartet, dass er hier auftauchen würde. In diesem Moment verlor er all seine royale Königsaura, seine mächtige Energie, die ihn üblicher Weise wie wild umkreiste. Er hatte sich in einen alten, von einer Schlacht zurückgekehrten Mann verwandelt. Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, ob das etwas Schönes zu bedeuten hatte.

Ich war so hin und weg von der Präsenz des asischen Allvaters, dass ich seinen darauf folgenden Partner gar nicht hinter ihm bemerkte. Thor, der etwas langsamer und aufrechter wie sein Vater ging. Er schien diese ganze Situation minder schlimm und drastisch zu finden, das konnte man einfach an seinem lockeren Gang erkennen. Auf seinem etwas zerkratztem Gesicht spiegelte sich sogar ein leichtes Lächeln wieder und mir wurde somit klar, dass mich der hastige und urplötzliche Besuch Odins doch nicht den Kopf kosten würde. Oder etwas anderes Unangenehmes. Die zwei Götter stellten sich lotgerade und mit erhobenen Hauptes vor meinem Bett auf, als würden sie selbst an einem Benimm-Wettbewerb teilnehmen, während Odin mich mit zusammengezogenen Augenbrauen und gekniffenen Augen fixierte. Thor warf den noch immer leicht schockierten Ärzten ein schmunzelndes Nicken zu, was wohl eine Art war mitzuteilen, dass sie nun von dannen gehen konnten. Wie sie das mit einem einfachen Nicken wissen wollten, war mir ein Rätsel. Das war bestimmt irgendeine asische Tradition.

"Wie ich sehe, hast du dich inzwischen ein wenig erholt.", leitet der leicht nervöse, zu meiner tiefen Überraschung, Odin monoton das Gespräch ein. Ein einfaches 'Guten Morgen' hätte es ja auch getan. Ich gab ihm darauf keine Antwort, sondern ignorierte ihn schon fast eher und warf dagegen Thor ein klitzekleines Lächeln zu, der sich hinter dem Rücken seines Vaters versteckte. Diese ganze etwas merkwürdige Situation erinnerte mich leicht an das erste Mal, als ich mich in so einem hochfunktionellem Krankenhaus befand. An das Triskelion und an Fury, der mich, dank der erfolgreichen Manipulation einer hasserfüllten Feuerbändigerin, nicht gerade freundlich empfangen hatte. Der vorhin Erwähnte räusperte sich, und damit meinte ich Odin, bevor er mit seiner Rede fortsetzte.

"Der Kampf ist gewonnen, doch wir haben zahlreiche Männer und Kämpfer verloren. Jeder von uns ist nur knapp dem Tod entkommen. Genau wie du." Das ist doch das Erste, was man hören will, kurz nachdem man aufwacht. Und das, so wie ich mich kannte, wahrscheinlich aus irgendeiner Ohnmacht. Es war fast schon erschreckend, wie wenig mich diese nicht gerade alltägliche Nachricht kaum mitnahm. Nun ja, vielleicht ist sie auch genau das geworden. Alltäglich. Das war anscheinend nun mal das Leben eines Avengers. "Viele unserer Freunde, unserer Bekannte haben ihr Leben in dieser hoffentlich einmaligen Schlacht verloren. Ihnen zu Ehren möchten wir eine Trauerfeier veranstalten und sie allesamt gemeinsan in den Tod geleiten, auf die edelste Weise, die wir ihnen geben können." Ich nickte etwas stutzig, da mir nicht klar war, dass so viele bei diesem Angriff ungekommen waren. Und das ich möglicherweise einer von ihnen hätte sein können. Aber wie konnte ich auch all dies registrieren, wenn ich mich ausschließlich nur auf mich bei diesem Kampf konzentriert habe? "War das nun alles? Eine simple Einladung?", waren meine ersten, unsensiblen Worte, die ich Odin an den Kopf warf. Man konnte wohl noch die Spuren meiner Wut auf den König erkennen, die ich zu allem Recht hatte. "Nein, nicht alles.", meldete sich schlussendlich auch noch der mir am ehesten Bekannte zu Wort, und das war Thor. Er wirkte zwar um einiges gelassener, als sein strenger Vater, aber bei seinen Worten schien selbst er ein bisschen demotiviert. "Wir, das heißt ich, meine Freunde und viele Andere haben gesehen, wie du gekämpft hast. Selbst mein Vater hat deinen letzten Einsatz noch mitgekriegt, bevor du von einem Feind attackiert wurdest und zusammengebrochen bist. Wir waren nicht gerade berührt von deiner Technik oder die Feinfühligkeit, wie du mit deinen Besonderheiten und deinem Talent umgegangen bist. Wir waren erstaunt von deiner Kraft. Von dem Eis, besonders von dem Feuer, aber am meisten von deiner Geduld und deinem Durchhaltevermögen. Vielen wurde am diesen Abend bewusst, wie sehr dich doch alle unterschätzt haben. Und da nun auch endlich raus ist, dass du nur eine einfache Kameradin meinerseits bist, sondern auch an meiner Seite auf Midgard gekämpft hast, ist dir gegenüber ein heiden Respekt des asischen Volkes gewachsen. Sie finden dich unfassbar stark, Alice. Sie finden, du bist eine Heldin." "Was?", keuchte ich ruckartig und in diesem Moment ist nun wirklich deutlich geworden, wie sehr ich nach kühlem Wasser lüstete und wie trocken meine Kehle wohl war.

F I R E E M P R E S SWhere stories live. Discover now