XV

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Dieser Teil spielt nach den 13. Kapitel und ist aus Jimins Sicht geschrieben.

Mit höllischen Kopfschmerzen wache ich auf. Ich schwinge meine Füße über die Bettkante und will aufstehen, doch mir wird schwarz vor Augen und ich sinke wieder in meine Kissen zurück.

Was ist gestern nur passiert? Mir tut alles weh und das beklemmende Gefühl in meinem Bauch will einfach nicht weggehen. Müde reibe ich mir die Augen. Wieso bin ich überhaupt aufgewacht? Oh ja richtig, meine Blase drückt.

Ich mache mich auf den Weg ins Bad um mich zu erleichtern. War irgendwas mit Jungkook? Ich bin mir fast sicher.

Erschöpft will ich zurück zu meinem Bett gehen, doch ich stutze, als ich den riesigen Weinfleck auf meinem Teppich bemerke. Und dann fällt es mir wieder ein.

Ich fühle mich leer. Leer und verdammt schuldig. Ich hab Jungkook so viele Dinge angetan... Wie könnte er mir jemals verzeihen?

Traurig setze ich mich auf den Boden. Mit einer Hand streiche ich über den Fleck. Trocken. Ich glaube, ich muss den Teppich austauschen lassen.

„Jimin!" Eine Hand wedelt vor meinem Gesicht herum. „Wo bist du denn immer mit deinen Gedanken? Komm, der Jagdausflug geht los!" Seufzend sehe ich meine Schwester an. Sie wird sich wirklich nie verändern.

Schnell mache ich mich fertig und will mich auf den Weg nach draußen machen, doch Louise hält mich am Arm fest.

„Bitte sei vorsichtig, okay?" eindringlich sieht sie mich an. „Okay..." sage ich verwirrt und reiße mich von ihr los. „Bis heute Abend!" ruft sie mir hinterher und winkt. „Ja!" rufe ich zurück und mache mich auf den Weg zu den Ställen.

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Mit meinem Gewehr reite ich den Anderen langsam hinterher. Heute kann ich mich nicht wirklich konzentrieren. Zweimal habe ich schon danebengeschossen.

Ich stoppe, weil alle vor mir angehalten haben. Ich sehe mich um, und weiß auch wieso. Vor uns steht ein Hirsch, der uns anscheinend noch nicht entdeckt hat.

Mein Vater legt sein Gewehr an, entsichert es und zielt. Mit einem lauten Knall feuert er die Waffe ab und kurz darauf fällt der friedliche Hirsch tot um. Um mich herum grölen alle und strecken ihre Fäuste in die Luft.

„Habt ihr das gesehen? So macht man das!" schreit mein Vater und sieht mich hämisch grinsend an. Wütend drehe ich mich weg und reite alleine weiter.

Nach einer Weile komme ich an einen Bach, an dem ein Bär mit drei Jungen nach Fischen sucht. Es ist wunderschön hier. Überall zwitschern Vögel und der Bach plätschert beruhigend. Andächtig steige ich von meinem Pferd und setze mich ins weiche Gras. Wenn nur mein Leben auch so friedlich wäre...

Ein Knall neben mir lässt mich zusammenfahren. Die Vögel zwitschern wie wild herum und schlagen mit ihren Flügeln. Entsetzt sehe ich zu der Stelle, wo die Bärenfamilie bis gerade eben noch friedlich gefischt hat.

Das Wasser hat sich rot gefärbt und die Bärenkinder stupsen den großen Bär, der leblos im Flussbett liegt verzweifelt an.

„Wir sind hier um zu jagen und nicht um melancholisch in die Wellen zu starren." Der kalte Ton in der Stimme meines Vaters lässt mich frösteln.

Wie in Trance stehe ich auf. Was hat er nur getan? Er hat drei Bärenkindern die Familie genommen!

Vorsichtig nähere ich mich den verängstigten Jungen. Sie sind hilflos und schutzlos. Ich fühle mich für sie verantwortlich. Wegen mir ist ihre Mutter tot.

„Ich weiß von deiner Beziehung mit Jungkook." Ich stocke in meiner Bewegung und halte vor Schreck die Luft an. Hektisch drehe ich mich zu ihm um. Lachend kommt er ein paar Schritte näher. Es ist kein schönes Lachen. Es ist fies und schadenfroh.

„Weißt du auch, wer es mir gesteckt hat? Deine eigene Schwester!" prustet er und klopft sich auf die Schenkel. Entgeistert sehe ich ihn an. „Oh, sie hat euch wohl im Garten irgendwo gesehen und ist dann gleich zu mir gerannt. Natürlich hab ich es zuerst nicht geglaubt, aber als ich dann seine Blicke auf dir bei der Hochzeit gesehen habe..." Wieder lacht er los.

„Weißt du, was das Beste daran ist?" Voller Hass sieht er mich an. Ich hätte nicht geglaubt, dass er mir noch mehr wehtun könnte, aber dieser Blick durchbohrt mein Herz. Ich merke, wie sich Tränen aus meinen Augen schleichen wollen, doch ich bleibe stark. Diese Genugtuung werde ich ihm nicht gönnen.

„Das Beste daran ist, dass ich dich jetzt ohne schlechtes Gewissen beseitigen kann. Bevor ich gehört habe, dass du so widerliche Sachen treibst dachte ich mir immer ‚Er ist dein Sohn, das kannst du doch nicht machen' und ‚Er hat es nicht verdient zu sterben" aber jetzt, jetzt bist du weder mein Sohn, noch hast du das Recht zu leben."

Er kommt noch ein paar Schritte näher. Flüchtig sehe ich zu meiner Waffe, die einige Meter weiter im Gras liegt. „Da kommst du jetzt nicht mehr dran." zischt mein Vater und zielt mit seinem Gewehr auf mich. Abwehrend strecke ich meine Hände in die Luft. Das will er jetzt nicht ernsthaft machen?

„Ich weiß noch nicht was ich mit Jungkook mache, aber mir wird schon noch was einfallen. Er ist schuld daran, dass mein Sohn eine blöde Schwuchtel ist." Während er das sagt entsichert er die Waffe.

„Bitte lass Jungkook in Ruhe! Mach was du willst aber halt dich von Jungkook fern!" flehe ich, doch er lacht nur. „Als ob du noch das Recht hättest, mir irgendwas zu sagen." „Bitte lass ihn in ru..."

Ich werde von einem unerträglichen Schmerz in meiner Magengegend unterbrochen. Mit aufgerissenen Augen starre ich an mir herunter. Blut sickert aus mehreren Öffnungen und ich lege ungläubig meine Hand darauf. Er hat es wirklich getan. Er hat auf mich geschossen.

Meine Beine geben nach und ich kämpfe mit der Schwärze, die sich in meinem Sichtfeld ausbreitet. Ich sehe ihn über mir. Er hat ein Messer in der Hand und sticht damit in meinen Bauch.

„Es muss doch nach Bärenangriff aussehen." sagt er mit einem Grinsen und fängt an mir die Splitter aus dem Fleisch zu schneiden. Ich will schreien, doch meine Kehle ist wie Blockiert. Ich will weinen, aber meine Augen sind ausgetrocknet. Ich kann nur gelähmt in den Himmel schauen.

So endet es also. Vom eigenen Vater ermordet. Gehasst von allen.

Vielleicht ist es besser so. Ich war von Anfang an eine Last und wenn ich weg bin, kann Jungkook endlich glücklich sein. Ich gebe weder ihm noch Louise die Schuld daran, natürlich nicht. Doch sie werden sich wahrscheinlich Vorwürfe machen. Ich hoffe es wird ihnen gut gehen.

Namjoon hat jetzt Yoongi, er braucht mich nicht mehr als besten Freund. Sie werden alle glücklich sein ohne mich, das weiß ich.

Mit diesem Gedanken beobachte ich lächelnd die Wolken, die langsam verschwimmen. Und dann übermannt mich ein weißes Licht.

Royal Problems | Jikook✔Where stories live. Discover now