XIII

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Eine Woche. Genau eine Woche und vier Stunden sind vergangen, seit Jungkook mir den Rücken zugekehrt hat. Er ist mir seitdem aus dem Weg gegangen und ich habe keine Chance gehabt, mit ihm zu reden. Jedes Mal wenn ich ihn sehe, zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Was muss ich tun, dass er wieder mit mir redet?

Erschöpft fülle ich mein Glas nach. In letzter Zeit ist es zur Gewohnheit geworden, ab und zu mal ein Gläschen zu trinken. Das ist der einzige Weg, wie ich meine Gefühle wenigstens für eine kurze Zeit vergessen kann. Um ehrlich zu sein habe ich mich auch seit zwei Tagen nicht mehr aus meinem Zimmer bewegt. Naja, was solls. Außerhalb dieses Raumes erwarten mich sowieso nur Probleme und Verantwortungen. Auf den Jagdausflug morgen mit meinem Vater habe ich auch nicht sonderlich Lust. Vielleicht bleibe ich einfach weiter hier drin.

Ich trinke noch einen Schluck und merke, dass mir das Trinken nicht sonderlich gut bekommt. Kurz dreht sich alles und ich muss mich hinsetzen, um nicht umzufallen.

Ein Klopfen an der Tür lässt mich aufhorchen. Ist das Jungkook? Hat er mir verziehen? Kommt er zu mir zurück?

„Ja!" rufe ich und die Tür geht auf. Enttäuscht drehe ich mich weg. Es ist nur Jiyoon. „Was ist?" frage ich desinteressiert und widme mich wieder meinem Glas. „Jimin?" „Was?!" rufe ich genervt und sehe sie wütend an. „Wie sehe ich aus?" Erst jetzt fällt mir auf, dass sie nur Reizwäsche trägt. Nicht schlecht was sie da hat. „Hübsch." sage ich. Langsam kommt sie auf mich zu und setzt sich auf meinen Schoß. Ihre Arme schlingt sie um meinen Hals und kommt mit ihrem Gesicht meinem immer näher.

Erst als es zu spät ist merke ich, was sie vorhat. Ihre sanften Lippen liegen auf meinen und für einen Moment bin ich wie erstarrt. Warum tut sie das? Ich will das nicht! Ich will sie wegdrücken, aber mein vom Alkohol vernebeltes Gehirn verbietet es mir. Stattdessen schließe ich meine Augen, küsse zurück.

Ein Klirren lässt uns auseinanderfahren. Benebelt sehe ich zu der Stelle, aus der das Geräusch gekommen ist. Da steht jemand. Ich muss meine Augen zusammen kneifen um zu erkennen wer das ist und fühle mich vor Entsetzen plötzlich nicht mehr so betrunken.

„Du..." verloren steht er da. „Ich hatte vor..."

Verächtlich schnaubend dreht er sich um und rennt weg. Die Tür fällt laut hinter ihm ins Schloss und ich stoße Jiyoon von mir runter. So schnell wie möglich renne ich ihm hinterher und kümmere mich nicht um die Scherben der Weinflasche, die auf meinem Boden liegen.

„Jungkook warte!" schreie ich. „Bitte warte!"

Instinktiv renne ich ins Labyrinth. Dort sitzt er auf der Bank, mit angewinkelten Beinen und seinem Gesicht in den Knien vergraben. „Jungkook!" rufe ich außer Atem und komme schwer atmend vor ihm zum Stehen. „Ich... das war... ich war betrunken und..." stammle ich. „Spar dir das." sagt er mit belegter Stimme. „Ich wollte dir noch eine Chance geben, aber es scheint so, als hättest du sie nicht verdient."

Wütend und enttäuscht sieht er mich an. Ich weiß, dass es nichts bringt mich zu verteidigen. Ich hab es verbockt.

Panik kommt in mir hoch. Was soll ich tun? Entschuldigen? Nicht gut genug, aber ein Anfang. „Tut mir leid, ich... ich weiß das macht es nicht wieder gut aber glaub mir, es tut mir wirklich leid, ich hätte das nicht machen sollen!"

Aufgebracht steht er auf. „Weißt du," sagt er mit zitternder Stimme „das, wovor ich am meisten Angst hatte ist passiert. Erinnerst du dich noch dran? Ich hab dir gesagt, dass ich Angst habe, dass du mich betrügst. Genau das ist passiert. Was erwartest du jetzt von mir, hm? Dass ich dir einfach so verzeihe?"

Seine Worte tun weh. Mir ist schlecht vor Angst ihn für immer zu verlieren. „DU HAST VERSPROCHEN, MIR NIEMALS WEH ZU TUN! UND WAS TUST DU? SCHON ZWEI MAL HAST DU DEIN VERSPRECHEN GEBROCHEN!" Ich sinke in mich zusammen. „Es tut mir leid, es tut mir so leid!" wimmere ich, doch Jungkook schnaubt nur verächtlich. „Und das soll ich dir noch glauben?" Beschämt sehe ich auf meine Schuhe.

„Ich geh zurück zu meinen Eltern. Ich will dich nicht mehr sehen müssen. Du hast ja bekommen was du wolltest, also brauchst du mich jetzt nicht mehr." Verständnislos sehe ich ihn an.

„Du kannst dich nicht mehr daran erinnern? Es war hier, auf dieser Bank." Er meint doch nicht etwa damit, dass ich mich nur mit ihm abgegeben habe, um mit ihm zu schlafen? So sieht er mich also?

„Du weißt, dass das nicht wahr ist! Sag mir, dass das nicht das ist, was du über mich denkst!" Als er nicht antwortet, greife ich nach seinen Schultern. „So denkst du nicht! Das darfst du nicht denken!" schreie ich und verstärke meinen Griff. Er kneift vor Schmerz seine Augen zusammen, aber das ist mir egal. Er muss wissen, dass ich ihn liebe. Ich kann nicht ohne ihn, verdammt! Die letzte Woche war wie die Hölle!

Mit einer Hand drehe ich sein Kinn mit Gewalt zu mir. Er wehrt sich, aber ich bin stärker. Grob drücke ich meine Lippen auf seine und fange an sie zu bewegen. Er erwidert den Kuss nicht, aber was habe ich schon erwartet.

Als ich mich von ihm löse, reißt er sich so schnell wie möglich los und sieht mich mit so vielen Emotionen in den Augen an die mir alle sagen, dass er mich nie mehr sehen will.

Und dann geht er. Diesmal endgültig.

Royal Problems | Jikook✔Where stories live. Discover now