Epilog

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Vorweg: Ich wollte nur kurz schon mal anmerken, dass der Epilog ein wenig dramatischer ist, als eigentlich von mir beabsichtigt und er ist auch viel länger geworden (12 Word-Seiten :D), als ich geplant habe. Aber was solls. Außerdem sind einige Jahre vergangen, seit Isabella die Schule beendet hat und so...

So, jetzt aber viel Spaß mit dem Epilog :)



Epilog

Du bist die Zukunft, großes Morgenrot über den Ebenen der Ewigkeit.
Rainer Maria Rilke

Der zornige Dezemberwind zerrt an meinem Haar und treibt eisige Flocken durch die karge Landschaft. Reihe um Reihe stehen die Grabsteine hier. Grau und unheilvoll ragen sie zwischen all dem unschuldig weißen Schnee hervor. Ich friere und zittere am ganzen Körper. Der frisch gefallene Schnee knirscht leise unter meinen Füßen, als ich durch die Grabreihen schreite. Es ist gespenstisch still hier. Nichts regt sich. Alles um mich herum ist einfach nur weiß und eiskalt. Ich kenne diesen Ort nicht. In der Ferne sehe ich nur die schemenhaften Umrisse einer kleinen Kirche und meine, ein verschnörkeltes Eisentor zu erkennen, das den Eingang zum Friedhof markiert. Es ist so schrecklich kalt, dass mein heißer Atem weißen Rauch vor mir in der Dunkelheit verursacht. Der Morgen graut bereits, doch das ganze Dorf ist noch in nächtliche Stille gehüllt.

Plötzlich bleibe ich stehen. Direkt vor mir im glänzenden Schnee ragt ein dunkler Grabstein in die Höhe. Dort ist ein Name und ein nur kurz zurückliegendes Todesdatum eingraviert, sowie eine weitere Inschrift, die ich jedoch in der Dunkelheit nicht entziffern kann. Ich lasse mich in den Schnee sinken und plötzlich ist die winterliche Kälte auch in meinem Herzen, als ich den Namen auf dem schwarzen Marmor lese:

Severus Snape

* 09.01.1960
† 02.05.1998

Tränen strömen mir unaufhaltsam die Wangen hinab. Der Schmerz sitzt so tief, das ich keine Luft bekomme. Ich kann nicht atmen und japse nach Luft. Nein, nein, nein. Das darf nicht sein. Das ist nicht passiert. Er darf nicht tot sein, das darf einfach nicht sein. Meine Hände graben sich in die festgefrorene, mit Schnee bedeckte, Erde. Das kann einfach nicht sein. Dann wäre alle Hoffnung umsonst. Mein Schrei ist lautlos im toten Morgengrauen, genau wie mein Schmerz, der mich blind macht. Der Verlust und die Sehnsucht zerreißen mir das Herz, als ich wieder auf den Namen blicke, der dort in weißen Lettern verewigt ist.

In diesem Moment geht die Sonne auf und erscheint gleißend hell und glühend über dem Horizont. Die ersten, weißen Strahlen des nächsten Morgens breiten sich aus und tauchen binnen weniger Wimpernschläge alles in warmes, goldenes Licht. Sie fallen auf den Grabstein und man erkennt endlich die Worte, die unterhalb des Todesdatums eingraviert worden sind:

The future for me is already a thing of the past - You were my first love and you will be my last.


Noch mehr Tränen rollen mir die Wangen hinab und ich sehe vor mir sein Gesicht. Er lächelt mich an und plötzlich bin ich wieder sechzehn – das Jahr in dem ich lernte, dass Liebe keinen Regeln folgt, das Jahr, in dem ich verstand, das nichts so wertvoll ist, wie etwas zu besitzen, dass so rein und makellos ist wie unsere Liebe.

Ich höre ein sirrendes Geräusch in meinen Ohren, gleich dem Sirren des Avada Kedavras – des Todesfluches. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, dann schlage ich die Augen auf und sehe über mir nur den endlos blauen Sommerhimmel und weiß noch in derselben Sekunde, dass es nur wieder einmal einer meiner Albträume gewesen ist. Mein Gesicht ist tränennass und beschämt wische ich mir verstohlen mit dem Handrücken über die Wangen. Mein Herz klopft noch immer wie wild und mein ganzer Körper ist schweißüberdeckt. Langsam richte ich mich auf und streiche mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich sitze direkt auf einer grasigen Klippe über dem Meer.

Isabella Malfoy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt