Zaubertränke mit Folgen

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Keuchend rannte ich durch einen mit persischem Teppich ausgelegten Korridor im ersten Stock entlang. Türen. Überall nichts, als Türen. Und alle sahen sie gleich aus. Wie, bei Merlins Bart, sollte ich nur Snape Klassenzimmer finden? In welchem Stockwerk lag es überhaupt? Ich hatte gerade mal erfolglos den ersten Stock durchkämmt und es gab insgesamt sieben Stockwerke in Hogwarts. Wütend schlug ich mit der Faust gegen die Steinwand und fluchte.

Plötzlich flog zu meiner Rechten eine Tür auf und Professor McGonagalls dunkle Falkenaugen bohrten sich in die meinen. Ihre Lippen waren sehr schmal.

„Miss Malfoy", sagte sie mit bebenden Nasenflügeln.
„Warum sind Sie nicht im Unterricht?"

„Professor", japste ich. „Ich finde das Zaubertrankklassenzimmer nicht! Ich-"

„Und warum haben Sie dann nicht einen Ihrer Klassenkameraden gefragt?", fragte sie mit zusammengepressten Lippen.

„Ich habe nicht gedacht, dass...", setzte ich an.

„Das war mir klar." Ihre Nasenflügel blähten sich auf. „Das Zaubertrankklassenzimmer befindet sich in den Kerkern. Jetzt machen Sie aber, dass Sie zum Unterricht kommen. Das nächste Mal ziehe ich Ihnen bei so etwas Punkte ab, Miss Malfoy. Haben Sie das verstanden?"

Ich senkte schnell den Blick, nickte und machte auf dem Absatz kehrt. Verflucht. Mit klopfendem Herzen erreichte ich schließlich die Kerker. Die Tür zum Klassenraum war natürlich bereits geschlossen, immerhin war es zwanzig nach neun.

Sollte ich anklopfen oder besser gleich eintreten? Ich biss mir auf die Lippe und trat nervös von einem Bein auf das andere. Die Minuten flossen dahin und ich hatte noch immer keine Anstalten gemacht, mich von der Stelle zu bewegen. Es ging auf halb zehn zu, als ich endlich den Mut aufbrachte und mit zitternder Hand an die Tür zu Snapes
Klassenzimmer klopfte.

Hinter der Tür war es mucksmäuschenstill.

Ich wartete darauf, dass jemand „Herein!" rief, aber niemand antwortete auf mein Klopfen, sodass ich schließlich die Klinke herunterdrückte mich durch die Türe schob.

Die Klasse blickte auf. Die Köpfe der Schüler in den hinteren Reihen schossen sich in die Höhe, um zu sehen, wer den Unterricht störte. Ich zwang mich einen gleichgültigen Gesichtsausdruck aufzusetzen, doch all meine Anstrengungen, unbeteiligt zu wirken wurden zunichte gemacht, als sich ein Paar kalte, schwarze Augen in die meinen gruben.

„Miss Malfoy", sagte Snape aalglatt. „Wie freundlich von Ihnen, uns auch mal mit Ihrer Anwesenheit zu erfreuen." Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.

„'Tschuldigung", murmelte ich und wich seinem Blick aus.

Er hob eine Braue. „Und Anstand und Respekt scheinen Sie auf dem Weg hinab in die Kerker auch verloren zu haben", zischte Snape wütend.

Erschrocken sah ich zu ihm empor. Sein Blick war frostig und kalt und ich merkte, wie mir heiß wurde und dann wieder eiskalt. Die Röte schoss mir ins Gesicht.

„Verzeihung, Sir", sagte ich und versuchte meine Stimme fest klingen zu lassen. „Ich habe den Weg nicht gefunden, Sir, und Professor McGonagall hat mir-"

„Es ist mir egal", fuhr er mich an und ich verstummte augenblicklich. „Sparen Sie sich Ihre fadenscheinigen Ausreden, Miss Malfoy, und nehmen Sie Platz." Er deutete auf einen freien Platz direkt vor dem Pult.

„Sir, ich wollte nicht..."

Er schnitt mir mit einer forschen Handbewegung das Wort ab. „Schweigen Sie." Sein Blick ließ mir einen Schauer den Rücken hinablaufen, aber keinen der angenehmen Sorte.

Isabella Malfoy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt