Empathie wider Erwarten

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Atemlos stand ich vor den verschlossenen Räumlichkeiten meines Zaubertrankprofessors und starrte das massive, dunkle Holz der Tür vor mir an. Die Außenseite meiner rechten Hand pochte unangenehm, doch ich fuhr fort, die Tür mit meiner Faust zu bearbeiten. Ich hielt inne. Etwas regte sich hinter der dunklen Türe.

Ich hörte Schritte. Schnelle, rasche Schritte, die energisch und unerbittlich näher kamen.

Die Beklommenheit breitete sich in raschen Wellen in mir aus. Was dachte ich mir dabei, um Mitternacht bei Snape an die Tür zu klopfen? Mein Gehirn ratterte während der Sekunden, in denen die schweren Schritte hinter der Tür immer näher kamen. Mein Körper reagierte reflexartig und ich wirbelte auf dem Absatz herum und begann zu rennen.

Doch genau in diesem Moment wurde die Tür hinter mir aufgerissen und das wutentbrannte Gesicht von Severus Snape starrte mich an. Erschrocken wich ich in die Schatten der Kerker zurück.

„Wer wagt es...", zischte Snape. „Namen und Haus, sofort!", sagte er mit bedrohlich leiser Stimme. „Ich werde dafür sorgen, dass Sie noch heute Nacht von dieser Schule fliegen."

Mit langsamen Schritten und vor Wut zusammengepressten Lippen kam er auf mich zu und seine schlanken Finger schlossen sich mit eisernem Griff um mein Handgelenk. Sein Gesicht war weiß vor Zorn und eine tiefe Falte hatte sich zwischen seinen dunklen Augenbrauen gebildet.

Er schien mich nicht zu erkennen, denn ich hielt mich noch immer im Schatten verborgen.

„Name und Haus", bellte er erneut.

So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt und ich bereute es zutiefst, überhaupt den Weg hierher gewagt zu haben. Was hatte ich denn auch erwartet? Dass Snape mir eine Tasse Tee kochte und sich als mitfühlender Zuhörer meiner Probleme
anbot.

Doch meine Angst verwandelte sich in Entschlossenheit und mit unbewegtem Gesichtsausdruck trat ich aus der Dunkelheit des steinernen Ganges. Die Tür von Snape Privaträumen stand offen und ein spärlicher Lichtstrahl fiel auf den Gang hinaus, gerade hell genug und mein Gesicht zu erleuchten.

Der Griff um mein Handgelenk lockerte sich für einen Augenblick und Snape starrte mich mit offensichtlichem Erstaunen an. Doch keine Sekunde später, war der erstaunte Gesichtsausdruck auch schon wieder verschwunden und an seine Stelle trat das wutverzerrte Erscheinungsbild meines
Professors.

„Miss Malfoy", zischte er und er knirschte mit den Zähnen.

„Verzeihung", war alles war ich hervorbrachte.

„Was fällt Ihnen ein, mitten in der Nacht gegen meine Tür zu hämmern, Sie unerzogenes Gör", knurrte er.

„Hämmern?", fragte ich erstaunt und schürzte die Lippen. „Ich habe doch nicht gehämmert, Sir, Ich habe lediglich an ihre Tür geklopft, aufgrund eines dringenden Anliegens, das mir auf der Seele liegt."

Ich senkte demütig den Blick und biss mir heimlich auf die Lippe. Hoffentlich durchschaute er meine Masche nicht.
Doch Snape machte mir einen Strich durch die Rechnung.

„Sie glauben doch nicht im Ernst, Miss Malfoy, dass ich Ihnen diese Lüge abkaufe. Für wie blöde halten Sie mich eigentlich?"

Er senkte die Stimme und kam mir bedrohlich nahe. Ich wich automatisch einen Schritt zurück, als sich seine Finger wieder unerbittlich fest um mein Handgelenkt schlossen. Ich unterdrückte ein schmerzliches Aufkeuchen.

Er malträtierte weiterhin mein schmerzendes Handgelenk, während sich nun auch die Schmerzen der Spiegelsplitter in meiner Haut bemerkbar machten, ebenso wie die recht harmlosen Schürfwunden, die ich mir zugezogen hatte, während ich blindlings durch den dunkeln Kerker gehastet war.

Isabella Malfoy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt