Severus Snape

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Ich durchmaß gemessenen Schrittes die große Eingangshalle und ließ mir die große Flügeltür von zwei der Hauselfen öffnen. Sie trugen je ein frisches weißes Geschirrtuch um die Hüfte gebunden, doch ich hatte kaum mehr als einen Blick voll Gram und Abscheu für sie übrig.

Als ich den Saal betrat, in dem die Feierlichkeiten am heutigen Abend stattfinden würden, fiel mein Blick als erstes auf meine Großeltern. Abraxas Malfoy, das etwas ältere Ebenbild von Lucius Malfoy, stand, den Arm um seine Frau Cassandra gelegt, mit einem Glas Whiskey in der Hand in der Nähe des Kamins und musterte mich aus stahlgrauen Augen.

Sein weißblondes Haar wurde bereits von ein paar grauen Strähnen durchzogen, und er hatte es hinten zu einem Zopf zusammengefasst. Er wirkte erschreckend groß, wie er da in dem herrischen Salon stand und mich mit seinem eisernen Blick aus nebelgrauen Augen fixierte.

Ich schritt auf ihn zu, den kalten Blick meines Vaters im Nacken und knickste gehorsam vor ihm.

„Guten Tag, Sir", sagte ich leise und richtete den Blick auf die glänzenden Stiefel meines Großvaters.

Ich war gezwungen ihn seit meiner Kindheit Sir zu nennen. Nicht Opa. Nicht Großvater. Nur Sir. Für Zuneigung war in der Familie Malfoy nie viel Platz gewesen.

„Guten Abend, meine Enkelin. Du siehst blass aus. Ist dir nicht wohl?", sagte Abraxas mit seiner tiefen, langsamen Stimme.

„Doch, Sir."

„Wie bitte? Sprich doch lauter."

Abraxas' Blick schweifte zu seinem Sohn herüber.

„Du hattest Recht, Lucius", sagte er und musterte meine schmale Statur. „Ihr fehlt es wirklich an Disziplin und Selbstbewusstsein. Sie sieht auch schon wieder ganz blass aus. Ist sie krank?"

Ich wollte etwas erwidern, doch mein Vater unterbrach meinen Gedankenfluss.

„Vater", wandte er sich an Abraxas. „Warum gehen du und Mutter nicht schon mal mit Narzissa und Draco in den Salon? Der Tee ist bereits serviert. Ich komme dann sogleich nach, ich habe noch kurz etwas mit Isabella zu besprechen."

Sein Vater nickte und ließ sich von meiner Mutter hinausbegleiten.

Lucius Malfoy wartete, bis alle den Saal verlassen hatten, dann wies er mir an, mich zu setzen. Ich nahm Platz und straffte die Schultern. Diesmal würde ich ihm keinen Grund geben, mich minderwertig zu behandeln oder enttäuscht zu sein.

„Vater?", fragte ich und reckte selbstbewusst das Kinn in die Höhe, auch wenn sich mein Inneres wand vor Beklommenheit.

„Lass das alberne Gehabe", fuhr er mich an und ich zuckte zusammen. „Ich verlange von dir nur eine einzige Sache. Und zwar, dass du still bist und nur dann sprichst, wenn man dich auffordert. Über dies möchte ich hinzufügen, dass du dich in Acht nehmen solltest, bei mir nicht noch einmal in Missgunst zu fallen, da ich nicht weiß, ob ich es weiter dulden kann, dass du ständig aus der Reihe tanzt. Ich bin enttäuscht von dir, Isabella, denn so habe ich dich gewiss nicht erzogen. Ich erkenne dich gar nicht wieder, Kind."

"Ich bin kein Kind", wollte ich rufen.

Ich schnappte nach Luft und schloss für einen Moment die Augen. Ständig aus der Reihe tanzen? Doch mehr als das traf mich die Erkenntnis, dass er anscheinend von mir enttäuscht war. Ich senkte beschämt den Kopf. Ich hatte mich tatsächlich ziemlich aufmüpfig gegeben die Tage und war meinem Vater öfter ins Wort gefallen. Natürlich war da auch noch der Schulverweiss...

Aber hatte ich mich so schlimm verhalten? War er wirklich enttäuscht von seiner eigenen Tochter? Ich wollte ihn doch nur stolz machen. Hatte ich nicht stets gehorcht? Hatte ich nicht stets Zeugnisse mit Auszeichnung und Bestnoten nach Hause gebracht?

Isabella Malfoy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt