Lucy legte lächelnd den Brief weg und begann ihr vorbereitetes Frühstück zu verspeisen. "Ich werde schon eine Beschäftigung finden" dachte sie bei sich und grinste mit vielen Hintergedanken aus den großen Fenstern welche einen freien Blick auf die Stadt boten.
Zuerst wusch sie schnell das Geschirr ab und machte in der Küche sauber, da sie großen Respekt vor Matthew's unverwechselbarer Sauberkeit hatte. Dann machte sie sich daran die Wohnung zu erkunden, sie schaltete Musik ein und rannte wie ein Kleinkind durch die Wohnung. Ihre Reise endete im Matthew's riesigen Kleiderschrank. Reihen von schwarzen und weißen Hemden, perfekt sortierte Hosen, Schuhe,Gürtel, Uhren, Jacken, Shirts, Pullover, ein paar Reisetaschen sowie Koffer und kleinere Aktentaschen.
Lucy kramte sich eine Unterhose heraus und zog sich ein weißes Hemd über, dann drehte sie die Musik lauter und tanzte vor dem großen Spiegel im Kleiderschrank herum. Sie fühlte sich frei und unglaublich entspannt,  wie ein kleines Mädchen in einem Süßwarenladen holte sie sich ein Kleidungsstück nach dem anderen und  kostümierte sich in allen Varianten.
"Wer sind Sie denn?" Rief plötzlich eine verwirrte Stimme hinter Lucy. Sie fuhr mit einem spitzen Schrei herum und erblickte einen fremden Mann, der sie energisch ansah. Er war groß gebaut mit einer dünnen, langen, schlaksigen Figur und blonden Haaren. Eine hübsche, große Brille zierte sein jugendliches, leicht pickliges Gesicht und machte seine hellen blauen Auge etwas größer, als sie eigentlich waren.
"Äämm, i i ich heiße Lucy, i i ich bin eine Freundin von Matthew".
"Wer ist Matthew?" Fragte der Fremde plötzlich ganz und gar zur Verwunderung Lucy's. Sie hatte mit jeder Reaktion gerechnet, aber diese verwirrte sie dermaßen stark, dass sie einige Zeit lang nur da stand und den Fremden anglotzte. "Der Inhaber dieser Wohnung?" Antwortete Lucy immer noch sichtlich irritiert.
"Der Inhaber dieser Wohnung heißt Paul" sagte er genauso geflashed wie Lucy und beide sahen ungläubig in die Runde.
"Wer bist du eigentlich" fragte Lucy nach geraumer Zeit um das peinliche Schweigen zu durchbrechen und das Gespräch weiter zu führen.
"Ich bin William" sagte er sichtlich entspannt, da er das Gespräch nicht neu erfinden musste "und du?".
"Ich heiße Lucy" antwortete sie mit netter Stimme.
"Hi".
"Hi! Aber jetzt mal ernsthaft, was machst DU hier" Fragte Lucy nun in etwas strengerem Tonfall.
"Das gleiche hab ich dich auch schon gefragt!" Entgegnete er.
"Ich bin die Freundin von Matthew!" Entgegnete Lucy energisch.
"Freundin? Seit wann hat Matthew Lust eine Freundin zu haben"
Das war eine Frage die sich Lucy auch schon so ungefähr gedacht hatte! Sie wusste es nicht, sie könnte darauf nicht antworten. "Was soll das heißen?" Fragte Lucy halb interessiert, halb aufgeregt.
"Das soll heißen, dass er nicht fähig ist jemanden zu lieben, geschweige denn mit jemandem zusammen zu sein!" Beantwortete William die Frage.
Langsam kam Lucy ein schlechtes Gefühl. Was wenn Matthew sie nur zum fögeln gebrauchen kann? Was wenn er sie nur benutzt? Was würde passieren wenn sie ihn fragen würde, oder ihm sagen würde, was sie für ihn empfand?
Die Fragen schossen wie Kanonenkugeln durch ihren Kopf und stauten sich alle auf einmal zusammen. Sie könnte es nicht ertragen enttäuscht zu werden. Sie hatte so lange gebraucht um wieder etwas mit Männern machen zu können, zuzulassen, dass ein Mann sie anfasst, und sogar mit ihr Sex hat.
"Und warum nennst du ihn Paul?" Fragte Lucy sofort.
"Das ist sein Name! Warum nennst du ihn Matthew?" Fragte William zurück.
"Das ist sein Name" entgegnete Lucy "Woher kennst du ihn?".
"Ich bin ein Kunde von ihm!" 
"Was heißt das?"
"Naja dass ich seine Dienste in Anspruch nehme!"
"Was für Dienste?"
Lucy war vollkommen geschockt. Sie wusste nicht was sie denken sollte oder wie es ihr gerade geschah, sie wusste nur, dass sie alles aus William herausholen wollte was nötig war um die Wahrheit zu erfahren.
"Ich kann das nicht einfach so sagen! Ich will auch nicht!" Sage William ein wenig verlegen und schaute zu Boden.
"Was für Dienste sind es?" Stocherte Lucy nach "was hat er mit dir zu tun? Wo seit ihr euch begegnet? Was arbeitet Matthew?, oder in deinem Falle Paul!"
"Wer bist du? Meine Mutter?" Platzte es in einem strengen Ton aus William heraus.
"Ich will es wissen, weil ich mir verarscht  vorkomme!" Fuhr Lucy ihn an.
Im selben Moment, drehte sich William um und rannte zur Tür.
"HALT!!!!!!" Schrie Lucy "bitte sag es mir! BBIIIITTTEEEE!!"

Lucy saß auf der großen Couch, ihr Blick war auf die Tür gerichtet. Sie verstand nicht was da gerade passiert war. Woher hatte William den Schlüssen zu Matthew's Apartment? Wer war er? Was hatten die beiden für eine Vergangenheit? Sie wusste es nicht. Lucy fühlte sich wie in einem schlechten Film, der sich nicht lohnte ihn weiter an zu schauen. Sie verstand die ganze Welt nicht mehr, sie wollte Matthew einfach nur zur Rede stellen, in fragen was vorgefallen war, wer er überhaupt ist, was das zwischen ihnen ist und was das alles Überfahrt zu bedeuten hatte. Ihr ganzes Leben hatte sich im Bruchteil einer Sekunde in ein tiefes schwarzes Loch verwandelt.
Auf einmal kam Lucy der Albtraum wieder in den Sinn. Was das die Lösung auf all ihre Fragen? Ein Traum? Eine Vision? "Nein Blödsinn das is vollkommen schwachsinnig" schrei sie förmlich in ihren Gedanken, aber irgendwie wurde sie den Gedanken nicht los, dass an diesem Traum doch etwas dran sein könnte.
Lucy hob ihren Blick. "Noch 40 Minuten bis Matthew nach Hause kommen würde" dachte sie und senkte ihren Blick wieder auf Höhe der Tür.
Langsam fing sie an zu zittern, nicht aus Kälte, sondern aus unvergleichlicher Angst, aus Furcht vor dem Bevorstehenden, Furcht vor Geständnissen, Furcht davor, wieder einmal enttäuscht und missbraucht zu werden.
Keiner konnte ihr helfen, keine konnte sie trösten, nicht und niemand.
Lucy holte tief Luft, und begann aus voller Kehle zu schreien, ein Schrei, wie in ihrem Traum.
"NNNEEEIIIIIIINNNNNNNN!!!!!!!!"

Adore me! (Fertiggestellt!) Where stories live. Discover now