Chapter 18

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''Eine Chance bekommen''

Zoe's POV.

,,Und wohin genau fahren wir jetzt?'' Ich sah mich um. Wir waren in dem ärmeren Viertel der Stadt. Zigeuner, Ausländer, Arme. Es waren Leute die klauten, Leute die randalierten und Menschen bedrängten. In dieser Gegend hielt sich keiner freiwillig auf. Ich würde es auf jeden Fall nicht, denn um ehrlich zu sein lief mir jedes mal ein Schauder über den Rücken wenn mich die Leute hinter dem Fensterglas anstarrten. Doch Niall kutschierte den Wagen gemütlich durch das Ghetto. Es machte ihm nichts aus, was ich nachvollziehen konnte. Denn mit seinem Aussehen und seiner Art, dem was er tut... passte er perfekt zu ihnen. Vielleicht wohnte er sogar hier? Ich wollte keineswegs hier schlafen. Diese Gangster hatten mich gesehen und würden sicherlich über den Balkon in die Wohnung kommen um uns zu berauben. ,,Wir fahren aber nicht zu dir, oder?'' Ich klang ein wenig unsicher. Er schenkte mir kurz seine Aufmerksamkeit indem er seinen Kopf zu mir wendete und mich für einen Moment lang ansah. Er hatte unglaublich schöne Augen. Zu seiner blassen Haut hatten sie einen starken Kontrast. Seine endlos blauen Augen versteinerten sich, trugen keinen Funken irgendeiner Emotion. Sie waren noch leicht rötlich und glänzten durch die Tränen. Ich hätte nicht so sehr danach fragen sollen was mit Luke passiert war. Ein Freund, ein sehr guter Freund von Niall war gestorben und ich hatte nichts besseres zu tun als ihn danach zu fragen. Nur, weil ich es bald vielleicht auch sein würde. ,,Wir fahren wieder zum Lager, da ist es sichere als bei mir. Da ist auch immer Jemand der nach dir gucken kann, ich denke da wäre es am Besten.'' Er hatte kaum Stimme und schien gedanklich mit was anderem beschäftigt gewesen zu sein.

Am Ende der Straße fuhren wir in eine lange Gasse rein, Niall's Blick war wieder der Straße zugewandt. ,,Ich denke nicht, dass es da sicherer ist als wie bei dir. Das letzte Mal hätte man mich dort fast umgebracht. Ich will wirklich nicht mit diesem Harry unter einem Dach sein'' ,erklärte ich ihm ängstlich. Ich wollte nicht dahin zurück kehren. ,,Wenigstens wird man dich dort beschützen'' ,sagte er als hätte manch anderer nicht die Chance dazu gehabt. Mir war klar, dass er damit sicherlich auf Luke anspielen wollte. Ich bemerkte wie zittrig er atmete. Er tat mir so leid. ,,Bist du dir sicher, dass wir nicht woanders hin können? Harry macht mir Angst, er hat mich fast umgebracht!'' ,sagte ich lauter aber nicht mit Absicht jemanden dumm anzufahren. Ich wollte auch nicht unhöflich wirken, doch es machte mir schon etwas aus mit jemanden klar kommen zu müssen der versucht hatte mich umzubringen. Es war reine Aufregung über das was er getan hatte. ,,Genau. Und ich hätte nichts dagegen tun können. Ich hab es versucht, aber ich konnte mich nicht gegen ihn durchsetzten... sonst wäre noch ein Freund von mir tot.'' In Ordnung, die Tatsache, dass Niall mich gerade als seinen Freund bezeichnet hatte lenkte dennoch nicht von seinen Tränen ab. Ich atmete niedergeschlagen aus als ich in weinen sah. ,,Tut mir leid'' ,meine Hand fuhr über meinen Arm. ,,Was denn, Kleine?'' Seine Stimme war weinerlich, wegen mir und doch wollte er mich nicht als Schuldige sehen. Er war so unbeholfen und aufgeschmissen. Bei seiner Bezeichnung fiel mir ein Schmunzeln in den Mundwinkel, aber dass er so niedergeschlagen war beschäftigte mich schon. Ich kannte ihn nicht, wusste mir nicht zu helfen. Wie konnte ich ihm helfen? Meine Hand griff seine, sie zitterte. Sein Blick schnellte hoch zu mir bevor er seine Hände aus Meiner zog und sich die Tränen abwusch. ,,Tu nicht so. Ich kann es nicht zurücknehmen, aber dass ich gefragt habe war falsch, ich hätte es nicht tun sollen, das war respeklos und ich-'' ,,Ist schon gut.'' Mit einem Schmunzeln nickte er. ,,Du wusstest ja nichts davon und ich wollte es dir erzählen. Ich bin in der Sache nur sehr nachtragend und... sensibel.'' Ich schwieg. Niall hatte mir die Sprache verschlagen, mir jede mögliche Antwort aus dem Kopf gezogen, sodass mir nichts einfiel was ich hätte sagen können. Seine Ehrlichkeit beeindruckte mich. Verletzt, gebrochen und traurig. So sah man den harten Schläger wohl nur selten. Und ich bewunderte den Moment ein wenig. Es überraschte mich immer noch wie menschlich diese Leute sind. Die Leute, die diese grauenvollen, eiskalten Jobs haben und dennoch ein blutendes Herz. ,,Weißt du..'' ,begann Niall und zog mich wieder zurück in den Wagen ,,Ich rede sonst nicht über Luke. Nie. Mit niemanden.'' Ich schluckte einen kleinen Kloß runter. Seinen Mut vor mir in Tränen auszubrechen war genauso bewundernswert wie bisher alles andere an seiner Persönlichkeit. Doch es machte mich in einer Hinsicht traurig, dass Niall bisher all die Tränen in sich aufgefressen oder ganz alleine geweint hatte. Mit niemandem der ihn trösten konnte, oder helfen. Nicht einmal das, man sollte ihn ablenken. Themawechsel.

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