Eaque creatura* aktualisiert

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Dann warf sie sich auf Alainn. Sie stürzten in den Blut bedeckten Boden. Wie Wasser kroch das Blut in ihre Nase und ihren den Mund. Sie ruderte mit den Armen. Allison war verschwunden. Blasen stiegen aus ihrem Mund. Sie schrie. Paddelte durch die Nässe. Dann stand sie auf einem roten Teppich. Bestickte Wandteppiche schmückten die Wände. Verwirrt drehte Alainn sich um. Wo war sie? Es klingelte. Türen wurden aufgestoßen und Jugendliche stürmten aus den Räumen- bepackt mit Büchern, Rucksäcken und Sporttaschen. Alainn schrie auf, als eine Junge einfach durch sie hindurch rannte. Sie starrte auf das Loch in ihrer Brust, dass sich langsam wieder verdichtete. Sie stolperte zurück, prallte gegen eine Steinmauer und sah sich suchend um. Allisons brauner Schopf bewegte sich durch die Menge. Ihr altmodisches, weißes Rüschenkleid blähte sich bei ihrem hastigen Schritttempo auf. Ihre braunen Locken wirbelten um sie herum. Ihre Mimik zeigte Verstörtheit. Alainn folgt ihr. Schon allein deshalb, weil sie keine Ahnung hatte, was sie sonst tun sollte. Diese Szenerie war keine übliche Folge der Nachwirkungen ihrer Magie. Normalerweise wurde ihr Übel, gefolgt von Alpträume, in denen Blut und Leichen vorkamen.

Allison rannte auf einen Jungen zu. Sie rief seinen Namen. Aber Alainn verstand sie nicht. Das Getöse der Schüler übertönte Allisons Ruf. Er war groß, breitschultrig mit tiefschwarzen Haaren und Augen. Seine Augen glänzten wie zwei Kieselsteine, als er der aufgeregten Allison lauschte. Drei weitere Jungen standen um ihm herum. Zwillinge mit honigblonden Haaren und den gleichen Kieselsteinaugen. Und ein kleiner, breiter Junge. Seine schokoladenbraunen Haare fielen ihm lässig bis zu den Schultern und seine Statur erinnerte Alainn an einen Boxer. Muskeln schienen sich bei ihm über Muskeln zu spannen. „Kiran, du musst mir glauben!", schrie Allison. Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn. „Ich habe sie gesehen! Bäche voller Blut. Fünf- es werden fünf sein und ich...", ihre Stimme zitterte, „ich werde die Erste sein. Mit mir wird es beginnen!" Eine Träne rollte über ihre Wange. Sanft packte der Junge das Mädchen. „Beruhig dich ersteinmal. Und dann fang von vorne an!" Sie schüttelte den Kopf. Wirr standen ihre Locken um ihr Gesicht. „Nein, ich habe keine Zeit. Ich muss es IHR sagen!" Wieder erschienen nachdenkliche Falten auf der Stirn des Jungen. Er hatte ein markantes Gesicht. Mit scharfen Konturen und einer strengen Nase. Er wirkte, als habe jemand sein Gesicht nur mit geometrischen Figuren konstruiert, dachte Alainn. Er sah zu streng, zu gerade aus, als dass man ihn als gutaussehend bezeichnen konnte. Im Gegensatz zu den Zwillingen, deren Gesichter im alten Griechenland wohl als Vorlagen für Skulpturen verwendet worden wären. Und dann gab es auch noch zwei von ihnen. „Wem musst du WAS erzählen, Ali?"

Allisons Blick wurde glasig. „Der Hüterin. Der Kriegerin", ihre Stimme wurde leichter. Relaxter. Ein bisschen so, als habe gerade das Marihuana angefangen zu wirken. Ihre gesamte Mimik und Körperhaltung verlor an Spannung. Ein verklärter Ausdruck zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Es beginnt!", ihre Stimme schien von weit wegzukommen. Ihre Zunge hörte sich schwer an, „Es werden fünf sein. Findet den Tempel!"

„Was? Ali, ich verstehe gar nichts!"

„Kiran, sie spinnt!", einer der blonden Jungen verdrehte seine Kieselsteinaugen, „wieso verschwenden wir hier noch unsere Zeit?"

„Es beginnt. Die Zeit der Unschuld ist vorbei! Verabschiedet euch! Nichts wird wie es war. Kein Stein bleibt auf dem Anderen...", sie kicherte.

„Die hat doch was genommen", murrte der Skeptiker. „Was hast du gesehen,Ali?", Kiran sah sie an, doch ihr Blick war weit in der Ferne. „Kiran!", schaltete sich wieder der blonde Junge ein, „Du glaubst ihr doch nicht etwa? Ich meine, sieh sie dir doch mal an! Sie ist vollkommen durchgeknallt!" Allison zuckte zusammen. Sie tat Alainn leid. Dann drehte sie sich zu Kiran um, starrte in seine schwarzen Augen und strich ihm sanft über die Wange. „Deine Zukunft wird nicht einfach. Etwas Großes wartet auf dich. Aber vergiss niemals: Wer große Verantwortung trägt, muss auch große Opfer bringen."

„Was soll das bedeuten?", Kiran legte seine Stirn wieder in Falten. Allisons Hand fiel von seinem Gesicht. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und lachte. „Ich sag ja: vollkommen übergeschnappt!" Kichernd erhob sich Allison: „Ihr werdet schon sehen!", zischte sie, „ihr alle!" Sie zeigte auf den Skeptiker: „Wenn ihr nicht auf mich hört: geht ihr unter- allesamt", wieder lachte sie. Drehte sich um und lief gackernd den Gang entlang. Immer wieder rief sie: „Der Tempel. Der Tempel der Fünf. Es sind Fünf!", dann krümmte sie sich kichernd und warf den umliegenden Leuten wahnsinnige Blicke zu. Alainn sah ihr nach, bis sie das Gefühl hatte, dass ihr jemand die Luft aus den Lungen presste. Sie versuchte zu atmen, konnte sich aber nicht gegen den Sog wehren, der ihr die Luft abschnürte. Ihre Welt drehte sich. Sterne tanzten vor ihren Augen und die Umrisse der Jungen und des Ganges verschwammen und rasten in wilden Kreisen um sie herum.

Nach Luft schnappend wachte Alainn auf. Wässrige Augen starrten sie an. Angewidert entfernte sich das Mädchen von der Leiche des Werwolfes.

„Alainn Liobhan Namara, ich hoffe, du hast eine gute Erklärung für das!"

Alainns Kopf zuckte hoch. Genauso rothaarig und grünäugig wie sie selber stand ihre Mutter in der Gasse. Und sie sah nicht glücklich aus. Ganz und gar nicht glücklich.

Eaque creatura: Fabelwesen

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Hey,
ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! 




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