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Liebe Autorin, lieber Autor,

danke für deine Geschichte, ich habe sie gerne gelesen. Schwungvoll führst du mich durch das Geschehen und ich wusste zu jeder Zeit, wo ich mich am Punkt der Geschichte befinde. Etwas alleine gelassen habe ich mich am Ende der Geschichte gefühlt. Es kam etwas aprupt, spiegelt auf der anderen Seite aber den Gegensatz (das Alptraumhafte) zu den vorherigen schönen Ereignissen wieder. Die kleinen Zettel, die sich durch die Geschichte ziehen, mit dem, was deiner Protagonistin wichtig ist. Die Entwicklung der Entdeckungsreise von der Jugend zum Erwachsen werden. Die Wünsche, die Hoffnungen, die Erkenntnisse und auch das, was man sich nicht wünscht, die Ängste vor der Zukunft und das was da kommen kann. Damit holst du mich ab und führst mich durch das Geschehen. Der persönliche Alptraum deiner Protagonistin hat mich dennoch schmunzeln lassen. Die Idee der Zeitreise ist nicht neu, dein Medium und die Umsetzung aber äußerst kreativ.

Ein paar Punkteinbußen hast du wegen einiger Flüchtigkeitsfehler, die dir sowohl im Bereich der Rechtschreibung, als auch in der Grammatik passiert sind. Da du ansonsten sehr sicher in dieser Hinsicht schreibst, wirst du sie sehr schnell selber entdecken, wenn du deinen Text erneut liest.

Der Lesefluss war für mich nicht immer gut gegeben, was zum Teil daran liegt, dass du dich ungewöhnlicher Ausdrucksformen bedienst. Zum Beispiel: Die Welt began sich vor meinen Augen zu verdrehen … Das liest sich im wahrsten Sinne des Wortes verdreht. Besser und sinnhafter klingt: Die Welt begann sich vor meinen Augen zu drehen. ODER Doch an Fasching vor drei Monaten, wo ich diese Bonbons herkamen, hatte ich genommen, was ich kriegen konnte. Hier scheinen zwei Versionen durcheinandergeraten zu sein. ENTWEDER … wo ich diese Bonbons bekam ODER … wo diese Bonbonbons herkamen. Das waren zwei von sieben Beispielen.

Dadurch, dass ich dann beim Lesen das Nachdenken anfange, wo der Fehler im Getriebe ist, wird der Lesefluss unterbrochen. Darunter leiden bei mir als lesende Person dann auch die Atmosphäre und es geht Spannung verloren. Zum anderen benutzt du zum Teil eine sehr einfache Sprache. Schöner liest sich zum Beispiel “um irgendetwas” statt um “irgendwas” ODER “Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen” statt “Die Sonne war noch nicht mal aufgegangen.

Grundsätzlich ist der Spannungsbogen vorhanden und wird technisch gut aufgebaut, weswegen es schade ist, wenn er durch solche Nachlässigkeiten an Dramaturgie verliert. Nichtsdestotrotz schaffst du es meine Neugierde auf das jweils kommende Geschehen hochzuhalten. Dadurch, dass du mich förmlich durch das Geschehen treibst, entsteht ein gutes Tempo, was der Dramaturgie guttut, mich aber auch fast atemlos macht. An der einen oder anderen Stelle ein wenig Alltagsgeschehen mit einzubauen, der Szene vom Fasching, in der sie die Bonbons erhält erlebbar machen und nicht nur erzählen, würde der Geschichte noch mehr Tiefe verleihen, sorgt für Atmosphäre und dass ich sie besser erleben kann und nicht nur durch sie hindurchfliege.

Insgesamt mochte ich die Idee mit den Zettelchen, die sich wie ein roter Faden durchzogen. Deine Protagonistin war für mich authentisch, ihre Wünsche nachvollziehbar. Die begleitendenden Figuren wurden in der erforderlichen Tiefe beschrieben, aber nicht darüber hinaus. Insgesamt hatte ich Freude an deiner Geschichte. Bis auf die Flüchtigkeiten eine solide Arbeit, die mit mehr Möglichkeiten zur Ausarbeitung, Sorgfalt und ein bisschen Temporeduzierung, das Geschehen noch erlebbarer machen würden. Ich wünsche dir viel Freude bei der Ausarbeitung.

Deine Juroin

Gesamtpunktzahl:  391 von 555

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