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Lieber Autor, liebe Autorin,

Zunächst einmal möchte ich mich bei Dir bedanken dafür, dass ich diese Geschichte lesen durfte.

Was ich vorwegnehmen will: Ich liebe diese Geschichte. Und ich hoffe (auch für dich), dass die Ereignisse und Beschreibungen – auch wenn es teilweise zu detailliert und real wirkt, um so zu sein – nur Deiner Fantasie und Deiner guten Recherche entsprungen sind.

Aber der Ordnung halber arbeite ich mich von oben nach unten durch den Bewertungsbogen und komme damit auch direkt zum größten Manko an der Geschichte – Meckern auf hohem Niveau, keine Sorge :)

Die Zeichensetzung. Zwei Dinge sind mir besonders aufgefallen: Kommasetzung und die Verwendung des Gedankenstrichs.

Bei ersterem würde ich Dir empfehlen, die Geschichte einmal durch ein Korrekturprogramm zu jagen und Dir die Kommasetzung zur Trennung von Haupt- und Nebensätzen (unter anderem Relativsätzen) anzugucken. Wie gesagt: Meckern auf hohem Niveau; die Geschichte ist überwiegend fehlerfrei geschrieben, aber hier und da kann man ein bisschen was ausbessern. Ein Beispiel: "Er spürte, meine Verunsicherung." "Meine Verunsicherung" ist kein richtiger, eigenständiger Satz und gehört ja zum Empfinden der Figur. Das Komma gehört hier dementsprechend nicht hin.

Damit komme ich zum Gedankenstrich. Ich nutze den selbst gerne als stilistisches Mittel. Ich gebe Dir hier den Tipp, dass Du Dir selber einmal die Regeln zur Zeichensetzung beim Gedankenstrich anguckst, damit Du es verstehst bzw. verinnerlichst. Was ich Dir schon mal sagen kann: Du brauchst vor dem Gedankenstrich kein Komma und auch keinen Punkt setzen, selbst wenn es grammatikalisch so korrekt wäre :)

Vielleicht ist das alles auch einfach im Lesefluss passiert, ich schließe es nicht aus, weil der Text abgesehen davon nahezu einwandfrei ist, in dem Fall entschuldige ich mich dafür, hier jetzt so eine belehrende, unnötige Rede geschwungen zu haben. Aber man weiß es ja immer nicht ;)

Damit die Kritik durch sein kann, nenne ich noch folgendes. Wobei ich dazu anmerken muss, dass ich dies nur kritisiere, weil es im Fragebogen dazu einen Punkt gibt: Die vielfältige Verwendung der menschlichen Sinne. Dies fehlt in der Geschichte leider. Dazu möchte ich aber auch sagen: Natürlich hätte es die Geschichte bzw. Klaras Erzählung noch lebendiger gemacht, aber ich habe es beim Lesen nicht vermisst. Trotzdem muss ich da leider ein paar Punkte abziehen, schließlich steht es im Bogen und ist ja auch nicht verkehrt.

Nun aber zum schönen Teil, und da habe ich zum Glück mehr zu sagen! Die Idee eines Tagebucheintrags von einer Frau, die den Kampf gegen einen aggressiven Krebs gewonnen hat, ist zwar meiner Meinung nach nicht wirklich originell, aber mir gefällt die Tatsache, dass Klara den Krebs selbst adressiert; als wollte sie ihm zeigen "Ha, siehst du? Ich hab es geschafft, ich komme zurecht!" Das finde ich echt cool und auch irgendwie niedlich. Auch finde ich die Idee durchdacht; der Tagebucheintrag zwingt auch Dich als Schreiber – mehr oder weniger – eine chronologische Geschichte zu erzählen. Was sich hier perfekt anbietet und den Leser selbst auf Klaras Reise mitnimmt.

Dein Schreibstil und wie du die Abläufe beschreibst zeigt, dass du Ahnung von dem Thema hast, das fällt einem auf, großes Lob! Und auch abgesehen davon ist Dein Stil sehr angenehm zu lesen und regt dazu an, eine emotionale Verbindung zu Klara, Karl-Peter und allgemein zu Klaras Geschichte einzugehen.

Du verwendest an passenden Stellen schöne Metaphern und Sprachbilder, die die Geschichte und die Charaktere auch ohne die Verwendung aller Sinne lebendig machen. Ich bin mal so frei, meinen Liebling zu rezitieren: "Ich mag mein Lachen und Karl-Peter mag es auch. Er mag es, wenn es als Strahlen in meinen Augen beginnt, der Mund immer breiter wird, bis es hell und klar aus mir herausschallt." Wunderschön, und das ist nicht das einzige Beispiel, das ich hier nennen könnte! Auch Dein Erzähltempo macht das Lesen sehr angenehm. Was mir auch positiv aufgefallen ist: Deine Art und Weise, Sätze inhaltlich miteinander zu verbinden, ohne dass es dabei "wiederholend" wirkt. Und auch abgesehen davon zieht sich der Lesefluss durch die Geschichte durch und wird kaum durch unnötige Wiederholungen oder leere Sätze unterbrochen; man merkt, dass nahezu jeder Satz seinen Sinn und Zweck in dieser Geschichte hat. Damit hake ich automatisch auch den Punkt der Atmosphäre ab: Die entsteht auf jeden Fall und wirkt realistisch und an die Umgebung und die Begebenheiten angepasst, gefällt mir!

Ideenzauber 2023 - KritikbüchleinDonde viven las historias. Descúbrelo ahora