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Challenge-Geschichte: »Schreibe eine Geschichte, in der kein Satz mehr als zehn Wörter besitzt.«

Zunächst möchte ich dir gratulieren, dass du dich an die Vorgabe gehalten hast, keine Sätze mit mehr als zehn Wörtern zu schreiben. Das ist ziemlich schwierig und du hast es geschafft, eine spannende und originelle Geschichte zu erzählen, die aus drei verschiedenen Perspektiven besteht: einer Zeugin, einer Täterin und einem Journalisten.

Deine Geschichte hat mich neugierig gemacht und mich zum Nachdenken angeregt. Du hast auch ein interessantes Thema gewählt: die subjektive Wahrnehmung der Realität und die Folgen von psychischen Störungen. Der Kontrast zwischen den verschiedenen Erzählstimmen ist dir gelungen, alle besitzen jeweils einen eigenen Ton und Stil.

Allerdings muss ich dir auch einige Kritikpunkte nennen, die du bei einer Überarbeitung deiner Geschichte beachten solltest. Zum einen fand ich deine Geschichte sehr verwirrend und tatsächlich schwer zu verstehen. Ich musste sie mehrmals lesen, um den Zusammenhang zwischen den einzelnen Teilen zu erfassen. Gerade die Zeugenaussage und der Zeitungsbericht lesen sich noch etwas unnatürlich. Hier würde ich dir raten, dass du dich an tatsächlichen Berichten zu unnatürlichen Todesfällen orientierst und deine Teile mehr an diese Stilarten anpasst. Ein Polizeibericht bzw. auch ein gerichtliches Dokument bindet das Geschehen in ein extrem neutral gehaltenes Gewand. Das würde sich etwa so anhören: Am 13.06.2003 um 17:03 Uhr stellte die Polizeistreifenbesatzung XY am Einsatzort die Zeugin M. EBERS fest, die folgenden Tathergang schilderte: „Als das Feuer einsetzte, befand ich mich blablub“. Oder du hättest die Aussage als Merkbucheintrag nutzen können, bsw.: Entnommen aus dem Merkbuch des Polizeikommissars XY: Datum, Zeit; Zeugin EBERS (weitere Personalien bekannt): „Zitat“. Was ich damit deutlich machen möchte ist, dass du die Stilmittel mehr hervorheben solltest.

Meiner Meinung nach hättest du auch mehr Hinweise geben können, wie die Perspektiven miteinander verknüpft sind und Bezüge zu den einzelnen Personen herstellen können, die du erwähnst. Zum Beispiel war mir nicht klar, wer Lena ist und was sie mit der Täterin zu tun hat, immerhin erwähnt sie in ihrem kurzen Statement, dass sie die Täterin (zumindest vom Sehen) kannte. Auch wäre es vielleicht gut gewesen, wenn du noch die Perspektive einer Psychologin eingebaut hättest, welche die psychische Störung der Täterin erläutert, damit der Leser sich mehr mit dem Hintergrund auseinandersetzen kann. Der tatsächliche, also psychologische Auslöser der Tat, also warum die Täterin das Feuer wirklich gelegt hat und was das mit dem Experimentierkasten zu tun hat, wird mM nach nicht deutlich.

Zum anderen fand ich deine Geschichte auch sehr brutal und teilweise grausam. Das ist natürlich auch ein Stilmittel und ich verstehe, dass du eine dramatische Wirkung erzielen wolltest, aber ich denke, du bist dabei etwas zu weit gegangen. Du hast sehr explizit beschrieben, wie die Täterin ein kleines Mädchen verbrennt und was sie dabei empfindet. Ich hätte mir hier auch eine noch abstraktere Umsetzung vorstellen können. Dieser Punkt betrifft aber nur meine persönliche Wahrnehmung und fließt nicht in die Bewertung ein.

Zusammenfassend möchte ich dir sagen, dass du eine kreative und mutige Geschichte geschrieben hast, die aber ihr Potential noch nicht voll ausgeschöpft hat. Ich würde dir raten, deine Geschichte noch einmal zu überarbeiten und dabei auf eine klarere Struktur, eine bessere Verständlichkeit und eine angemessenere Darstellung der Gewalt zu achten.

Ich hoffe, dass dir mein Feedback hilft und dass du weiterhin Spaß am Schreiben hast.

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Ideenzauber 2023 - KritikbüchleinWhere stories live. Discover now