G610ka (2)

44 8 0
                                    

In der Kürze liegt die Würze, sagt man. Nun, so kurz ist Deine Geschichte keineswegs, schöpft aber den Rahmen nicht aus. Das muss sie auch nicht, denn so wie ist, funktioniert sie ganz prächtig. Die Spoilergefahr ist hier enorm, daher muss ich etwas aufpassen, was ich schreibe.

Die Idee ist wirklich gut. Ich bin der festen Überzeugung, dass sie besonders im Rahmen einer Kurzgeschichte Wirkung erzeugt. In einem längeren Werk wie einem Roman dürfte das nicht funktionieren, zumindest nicht in der vorgetragenen Perspektive. Dafür ist sie zu besonders und handlungsprägend. Ich mag sie auch deshalb sehr, weil ich über den Protagonisten (ja, so allgemein kann man das sagen) mal ein Gedicht geschrieben habe, die Nachricht war eine ganz ähnliche.

Erst nach und nach kristallisiert sich heraus, worum es eigentlich geht und wer da spricht. Mit Andeutungen und Hinweisen gehst Du behutsam um, so dass die Spannung steigt und die Ungewissheit abnimmt. Ich habe recht fix gemerkt, worum es geht, aber dennoch musste ich einfach wissen, wie es weitergeht.

In mehreren Episoden skizzierst Du das Geschehen, beleuchtest verschiedene Aspekte. Dabei drängt sich die Sprache nie auf und bleibt stets im Hintergrund. Sie liest sich leicht, die Worte wählst Du geschickt. Gut, Dialoge kann man bei dem Setting vielleicht nicht erwarten (das wäre mal ein Ding! Denk mal drüber nach... :D), insofern müssen die Beschreibungen und Schilderungen die Geschichte tragen. Das ist kein Drama, aber es erlaubt mir kaum, Punkte für die Dialoge zu geben. Die Art der Geschichte lässt mich auf das Monolog-Raster ausweichen, das wird der Geschichte gerechter.

Ich würde hingegen schon sagen, dass der Erzähler ein Ziel hat, allerdings hat er kaum Mittel, diese zu erreichen. Aber auch hier... wenn man mal genau darüber nachdenkt, ein wenig improvisiert und den Rahmen des Denkbaren (fantastisch ist das Ganze eh schon) ausweitet, dann wäre auch das in der Geschichte darstellbar - gibt es so eine Geschichte überhaupt außerhalb von Science-Fiction? Das wäre dann sowas wie Rache-Fantasy oder so... ich schweife ab.

Gegenspieler oder Mitagierende gibt es kaum. Das finde ich schade, dann man hätte anhand der Mitwelt zeigen können, dass die Gedanken eben nicht nur Gedanken sind sondern physische Folgen haben. Hier hätte ich mir etwas mehr Mut gewünscht, über den Wahrnehmungsrand hinauszuschauen und die gesamte Umwelt in den Blick zu nehmen. Gerade bei diesem Protagonisten könnte das sehr erhellend sein. Vor allem, weil dann der Fokus nicht nur auf den Gedanken und Gefühlen einer Person liegt - nicht immer sind die Gedanken in sich stringend oder bilden Erfahrungswelten ausreichend nachvollziehbar ab. So wirkt der Prota eigentümlich uneins mit sich selbst, nicht stark, aber doch so, dass seine Gedanken leichte Fragen aufwerfen.

Aber sei es drum: sie ist und bleibt eine gute, flüssig zu lesende Geschichte mit einem spannenden Twist, der nachdenklich macht und zum erneuten Lesen einlädt. Viel mehr kann sich nicht wünschen. Gut gemacht!

Gesamtpunktzahl: 471 von 555

In der Regel kann für einen Unterpunkt bis zu 10 Punkte vergeben werden (mindestens 1!). In wenigen Fällen sind nur vorgegebene Punktzahlen möglich (z.B. 0 oder 10; 0, 5, 10 oder 15)

Sprache (jeweils max. 10 Punkte bzw. max. 80 bei Rechtschreibung)

Rechtschreibung

Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten?

70 /80 Punkte

Grammatik

Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt?

20 Punkte (0, 5, 10, 15 oder 20)

Schlüssel:

Ideenzauber 2023 - KritikbüchleinWhere stories live. Discover now