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Sprachlich hat mich Deine Geschichte größtenteils überzeugt. Du gehst mit Sprache sicher und bewusst um, hast ein gutes Händchen dafür, den Lesefluss zu steuern. Deine Satzlängen empfand ich als sehr gelungen, Du variierst schön und das Ganze liest sich abwechslungsreich.

Der Protagonist ist in einer verzwickten Situation. Sein Handyakku ist leer, er befindet sich in einem fremden Land und hat sich verirrt. Scheiße passiert. Nun sucht er nach Lösungen für sein Dilemma und findet es in einer recht mysteriösen, aber hilfsbereiten Person. Sie bietet ihm an, dass er sie nach Hause begleiten könne. Dieses ist aber… speziell.

Soweit so gut. Sie kommen an...

und da endet die Geschichte. Ich musste zweimal umblättern, aber da kam leider nichts mehr. Klar. Im letzten Satz steht ein auch recht gelungener Twist, aber genau an dieser Stelle hätte ich erwartet, dass es weiter geht (bringt sie ihn um, kocht ihm was, reicht ihm das Telefon, entpuppt sich als seine heimliche Schwägerin). Mit Andeutungen kann ich gut leben, aber an dieser Stelle ist schlicht zu wenig vorbereitet, als dass mich das Ende zu wilden Gedankenexperimenten einlädt. Es fühlt sich für mich an, als fehle etwas, als sei die Geschichte unvollständig.

Die Grundkonstellation ist durchaus vielversprechend. Slice-of-Life und Mystery (ich nenn das mal so – könnte auch Krimi sein, theoretisch) zu vermischen finde ich sehr reizvoll, aber dann müssen beide Aspekte ihren Raum bekommen. Hier herrscht in meinen Augen inhaltlich ein leichtes Ungleichgewicht – zuviel Alltag und zu wenig Besonderes.

Auch nicht so wirklich überzeugt haben mich die Figuren. Sie sind nachvollziehbar geschildert, aber gerade der Protagonist hat mich stellenweise genervt. Ja, er ist in einer misslichen Lage, ja, es regnet viel und er ist nass, aber er hat stellenweisen einen recht “meckerigen” Ton an sich, der mich stört. Damit zusammen hängt auch, dass die Beschreibungen des Wetters etwas zuviel sind. Hier hätte ich vermutlich mehr in die Dialoge investiert. Die sind zwar gut zu lesen, bleiben aber etwas knapp… hier wäre mehr Entwicklung und gegenseitiges “abchecken” gut gewesen… auch um die Motivationen beider (vor allem aber um die Figur der Fremden mehr zu beleuchten) besser auszuloten.

In meinen Augen wäre da mehr drin gewesen. Das schreiberische Rüstzeug wird in jedem Falle beherrscht, an den Unfertigkeiten und Inkonsistenzen zu feilen, dürfte gut gelingen. Alles in allem eine lesenswerte Geschichte mit Potenzial.

Gesamtpunktzahl:  458 von 555

In der Regel kann für einen Unterpunkt bis zu 10 Punkte vergeben werden (mindestens 1!). In wenigen Fällen sind nur vorgebene Punktzahlen möglich (z.B. 0 oder 10; 0, 5, 10 oder 15)

Sprache (jeweils max. 10 Punkte bzw. max. 80 bei Rechtschreibung)

Rechtschreibung

Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 

78 /80 Punkte

Grammatik

Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 

20 Punkte (0, 5, 10, 15 oder 20)

Schlüssel:

0 = Textverständnis ist durch zahlreiche Grammatikfehler stark eingeschränkt

5 = Grobe Verstöße gegen die Grammatik häufen sich

10 = Verstöße in vielen Bereichen

15 = Einige Verstöße in wenigen Bereichen

20 = Weitgehend korrekte Verwendung der Grammatik

Zeichensetzung

Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 

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