O N E

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O N E


Vor mir entflammte sich eine Pflanze, die vor den großen Saal, aus dem ich vorher geflüchtet war, gestellt worden war. Erschrocken und fassungslos über meine eigenen Taten schaute ich auf den kleinen, brennenden Baum, für dessen Tod ich ohne Zweifel verantwortlich war. Wie paralysiert starrte ich das verkokelte, kleine Wesen an und wusste nicht so recht, wie mir zumute war. Ich war verwirrt, entsetzt und verängstigt. Wie war das nur möglich? Ich dachte, meine einzige Kraft war Eis? Wie konnte ich so etwas beherrschen?

Erschüttert drehte ich meine Handfläche, aus der vorhin der Feuerstrahl geströmt war, zu mir und sah weder irgendwelche Verletzungen noch Verbrennungen. Es war kaum etwas verändert. Wie bei dem Eisbändigen hatte ich nie irgedndwelche Schäden, wenn ich solche Kräfte betätigte. Das gefährliche Strahlen meiner Adern war erloschen und die altbekannte Wärme schien sich zu neutralisieren. Mein Herzschlag war zwar immer noch relativ hoch, doch ich dachte, das kam eher von dem Schrecken, für den ich allen Grund hatte.

Ich wollte mich gerade zu Tony umdrehen, weil er während der ganzen Zeit keinen Mucks von sich gegeben hat, doch genau in diesem Moment wurde die mächtige Tür des Festsaals mit tobenden Lauten aufgerissen. Vor Schreck quieckte ich schrill auf und erkannte gefühlt tausende von Fotografen herausstürmen, die mir ihre großen Kameras mit den opalisierenden Lichtern in mein Gesicht hielten. Sie schossen Millionen von Fotos von dem abgebrannten Baum und mir, während sie mir nebenbei Fragen zu stellen versuchten. "Miss Bruce, waren sie das gerade?", fragte mich ein Reporter mit einer beinah schreienden Stimme und hielt mir sein enormes Mikrofon unter die Nase. Doch war ich noch viel zu verdattert und überfordert mit der ganzen Situation, dass ich kaum in der Lage war, mir irgendeine gute Ausrede einfallen zu lassen. Denn ich wusste, sobald Fury oder irgendein S.H.I.E.L.D-Mitarbeiter von diesem kleinen Unfall mitbekam, so müsste ich mich sofort bei ihnen melden und erneute Ersuchungen über mich ergehen lassen. Das traf sich natürlich gut, wenn man mit einem tränenverschmierten Gesicht vollkommen aufgewühlt auf dem Boden hockte und man von allen Seiten fotografiert wurde.

Tony war schlussendlich mein Retter, denn er bahnte sich einen Weg durch all die Journalisten und half mir meinen ermüdeten und verstörten Körper hochzuwinden. Mit seiner Jacke verdeckte er mein Gesicht, damit man nicht mehrere furchtbaren Bilder und Videos von mir aufnehmen konnte. Ich war ihm deswegen unheimlich dankbar, und ich wollte mich unbedingt bei ihm bedanken, aber ich konnte einfach nicht.

Tony führte uns beide aus der Schule heraus, während uns die widerspenstigen und eigenwilligen Reporter weiterhin verfolgten, doch wir ignorierten das komplett. Als wir schließlich aus der St.Madeleines High School verschwanden und ich endlich wieder die frische Winterluft schnuppern konnte, erkannte ich, dass vor der Schule ein schwarzes Auto wartete. Es war kein übliches Auto, denn sofort, als wir uns dem schnellen Fahrzeug näherten, stieg ein korpulenter und hochwüchsiger Mann aus dem Wagen. Es war ohne Zweifel Tonys persönlicher Autofahrer, Happy Hogan. Er hat auch mich schon die ein, zwei Mal gefahren und bei beiden Malen hat es weder gut für ihn noch für mich geendet. Ich täuschte mich nicht, wenn ich behauptete, dass seine Mimik sehr überrascht und sorgenvoll aussah.

Der Erfinder öffnete die hintere Tür für mich und ich stieg rasch in das Fahrzeug, wobei Tony mir folgte. Während dieser seinem Fahrer irgendetwas mitteilte, platzierte ich meine warme Stirn auf das kalte Fenster und schloss für ein paar Sekunden meine Augen. Ich musste einfach verarbeiten, was gerade passiert war. Doch am liebsten wollte ich einfach aufhören zu denken. Einen Knopf haben, auf den ich drücken kann, wann immer meine Gedanke mir zu viel wurden. Aber dafür hatte man ja den Schlaf.

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Die ganze Zeit über haben weder Tony noch Happy einen Ton von sich gegeben, was mir überaus Recht war. Happy hat nicht einmal gefragt, warum wir nach so kurzer Zeit wieder aus der Schule gestürmt waren, obwohl ich wusste, dass er dies liebendgern erfahren wollte. Und Tony und ich haben Gott sei Dank auch kein Wort mehr über dieses paranormales Erlebnis geredet, aber mir war bewusst, dass mir ein ernstes Gespräch noch bevorstand. Nach einiger Zeit aber fragte ich mich, wo wir überhaupt hinfahren wollten. Das war weder die Route für das Triskelion noch für Cooperstown. Ich hob meinen Kopf und ein deutlicher Abdruck von meiner Stirn machte sich auf dem Fenster breit. Dies ignorierend erkundigte ich mich mit einer ermatteten Stimme: "Wo fahren wir eigentlich hin?" Bevor Tony mir antwortete, strich ich mir die zerzausten Haare aus meinem Gesicht, die dort überall klebten. "Zum Tower.", gab er mir trist zur Antwort. Eine Augenbraue meinerseits ging in die Höhe. Der Tower? Wieso wollten wir denn unbedingt dahin? "Du meinst den Avengers-Tower, oder? Warum nicht das Triskelion oder so?" Warum ich nicht nach Hause durfte, fragte ich nicht einmal. Die Antwort war genau die, die ich auch letztes Jahr erhalten hatte, als ich mich in so einer ähnlichen Situation befand. Ich würde eine Gefahr für meine Familie sein. Die Frage war dann bloß, warum ich dann nicht eine Gefahr für Tony oder den sonstigen Bewohnern war. "Triskelion: Agents, Langeweile, Fury. Tower: Mich, Pizza, mich." Und dann beschloss ich einfach nicht mehr nachzufragen, obwohl ich ein klein wenig schmunzeln musste.

F I R E E M P R E S SWhere stories live. Discover now