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y/n's Sicht

Wir schwiegen lange. Sehr lange sogar. Er schaute mich nicht an und wagte es kaum zu atmen. Ich versuchte immer wieder etwas zu sagen aber ich bekam kein Wort heraus. Warum war es so schwierig mit meinem festen Freund zu reden? Wir waren immerhin in einer Beziehung! Und dennoch benahmen wir uns wie unreife Teenager oder gar Kindergartenkinder.

"Ich... Wieso hast du dich in der letzten Zeit nicht gemeldet?", fragte ich. Er zuckte mit den Schultern. "Hatte zu tun", sagte er knapp angebunden. Er sah immer noch weg. "War das ein trotzischer Versuch eines Kleinkindes, mir unter die Nase zu reiben wie weh es tut einfach verlassen zu werden? Als Rache? Weil ich oft genug einfach gegangen bin?", meinte ich aufgebracht. Sein Blick zuckte kurz zu mir. "Nein, damit hat das nichts zu tun gehabt.Ich wollte aus Tokyo raus und Luft holen. Kennst du ja", er biss sich auf die Lippe und ich wirkte etwas verwirrt. "Wieso hast du nicht einfach gesagt, dass du raus must aus Tokyo? Denkst du ich wäre der letzte Mensch auf dieser Erde der dich davon abhalten würde? Ich? Ich wäre vermutlich die Person die dich raus schmuggeln würde!", ich war ehrlich angepisst.

"Ich bin mir da nicht so sicher. Du liebst diese Firma-""Tu ich nicht. Ich arbeite hart um diese Firma nicht in den Ruin zu treiben. Das hat nichts mit Liebe zur Arbeit zu tun sondern mit dem Fakt, dass diese Firma das einzige Erbe ist, was ich besitze und wenn die Firma fürn Arsch geht, geht auch mein Geld und meine Zukunft flöten. Und das meiner Schwester", klärte ich ihn auf. Früher hätte ich für die Chefposition der Firma gemordet doch heute tu ich es nur, weil ich es muss. Ich hasse die Firma und meinen Job aber ich tu was gemacht werden muss. Und soweit sollte Tooru mich als Freundin kennen oder etwa nicht?

"Ich- Das wusste ich nicht", murmelte er. Ich seufzte auf und strich mir durch das Haar. "Okay, Oikawa. Warum hast du mir nicht einfach gesagt, dass du Tokyo den Rücken kehrst? Ich wäre mit dir fort und wir hätten zusammen diesen Albtraum hinter uns gelassen", murmelte ich. Er schluckte und seine Augen bohrten sich in meine. Sie wirkten so verletzt, dass ich erkannte, was wir hier eigentlich taten.

Wir verletzten uns immer und immer wieder. Wir waren nicht fähig in einer Beziehung zu sein und doch liebten wir uns. So sehr, dass es Schmerzte, wenn wir getrennt waren. Wir könnten glücklich zusammen leben, wenn die Welt, so wie wir sie bis dato aufgebaut haben nicht mehr existierte. Ohne Firma. Ohne Band. Ohne Tokyo. Als ich mit dem Jungen neben mir Ferien hatte, wir gemeinsam im Urlaub zusammen waren, da gab es nur uns. Und natürlich Oikawas Musik. Da gab es keine Band, keine Erwartungen, niemand der uns stresste. Es war wie in der Nacht wach sein, niemand erwartete etwas von einem. Wieso war es so schwer für uns, einfach so zu leben, wie es für uns am besten war. Zusammen, in unserer eigenen verliebten Welt, wo wir einfach... WIR sein konnten. Wo alles einfach war. Wo wir endlich Zuhause waren ohne, dass das innere Kind starb. Sondern, wo man glücklich war und die Zeit genoss.

"Oh nein. Schau mich nicht so an", plötzlich wirkte Oikawa nicht mehr so teilnahmslos. Er sah aus wie ein getretener Welpe. Als würde ich seine kleine heile Welt in den Händen halten und jeden Moment zerstören wollen. Als wäre ich das Böse was ihm jeden Moment eine ungute Nachricht sagen würde. "Wie denn?", fragte ich plötzlich etwas unsicher. "So, als würdest du jeden Moment sagen, dass du mich alleine lässt auf dieser drecks Erde. Gott, weißt du eigentlich wie viel Angst ich um dich hatte? Ich bin so schnell hier her gekommen, dass es an Wahnsinn grenzt. Also Shinji mich angerufen hatte, war ich... ich war am Boden und habe alle zwei Sekunden mein Handy gecheckt aber nie habe ich etwas gelesen, was deinen Gesundheitszustand angging. Als man mir sagte, du schwebst nicht mehr in Lebensgefahr, schaffte ich es wenigstens etwas zu schlafen. Wenn du jetzt gehst dann,-" "Ich werde nicht sterben oder dich alleine lassen", unterbrach ich sein Geplapper.

Wir starrten uns an und dann klopfte es. "Tooru, wir müssen gehen", sagte Shinji. Er schenkte mir ein mitleidiges Lächeln und zerrte dann das Idol aus dem Raum. Die Tür fiel hinter den Beiden ins Schloss. Wenn nicht Tooru so langsam durchblickte, wie wir zueinander waren, könnte es ungut enden. Er sollte die Entscheidungen treffen, nicht ich. Ohne darüber nachzudenken wählte ich Sunas Nummer. Und damn... es tat gut seine Stimme zu hören.

"Dir geht es gut", platzte es raus. Ich bejahte dann bat ich ihn um etwas, was ich mir vermutlich nie verzeien würde. "Kannst du Oikawa dazu bringen, die Band zu verlassen? Ich will, dass er endlich glücklich ist"

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Es war so langweilig in diesem Raum. Wenigstens hatte ich die Alben und Bücher, die mir mein Cousin gegeben hatte hier. Hochzeitsfotos meiner Eltern. Urlaubsfotos von ihnen. Fotos von der Firma, wie meine Mum hinter dem Schreibtisch saß und fröhlich in die Kamera lächelte. Fotos von weiteren Urlauben, Ausflügen und Besuch bei der Familie. Von der Zeit als meine Mutter mit meiner älteren -gefühl nicht existenten- Schwester schwanger war. Und dann war da plötzlich ich. Wie sie mit mir Schwanger war. Wie glücklich sie war. Sie hatte sogar den Zeitungsartikel über ihre erneute Schwangerschaft in das Album geklebt. Fotos wie sie ihre Schwangerschaft so richtig genoss. Mit einem Stift hatte sie unter die Bilder kleine Kommentare geschrieben. Sowas wie "Sie wird ein Sonnenschein" "Wir lieben sie schon jetzt" "Dieses Kind ist unser persönliches lieblings Wunder". Bilder von mir als Baby.

Tatsächlich gab es von mir auch im Kleinkindalter noch Fotos aber irgendwann hörten sie schlagartig auf. Und es tat weh zu sehen, wie die Jüngste meiner Schwestern plötzlich auf jedem Foto war, wirklich jeder kleinste Schritt verfolgt wurde und sogar unsere ältere Schwester zusammen mit ihr in die Kamera lächelte während ich plötzlich verschollen war. Selbst wenn sie ein Kommentar unter eines der Fotos schrieb, fehlte ich. Es waren immer ihre zwei Töchter. Während ich, als Mittelkind, nicht zählte. Ich fehlte einfach. Und niemand schien es zu bemerken. Und Plötzlich war das Album zu ende. Es wurde nie beendet. Das letzte Foto welches darin klebte, war ein Foto, welches ein paar Jahre her ist. In dem Jahr, bevor ich Tokyo verlassen, nach Miyagi ging und dort auf das Idol traf. Ein Foto wie meine beiden Schwestern mit meiner Mutter auf einem Boden saß, umgeben von Hochzeitskleidern.

Es tat weh. Nein, es schmerzte so sehr, dass es mir die Luft weg blieb. Was war das? Was für ein Tag war das? Was hatte ich verpasst? Ich schniefte. Wieso hörte mein Herz nicht endlich damit auf? Zu schlagen. Weh zu tun. Mich an ein Leben zu binden, welches ich so nicht führen wollte. Ich wollte das Album zuklappen, als ich eine Notiz sah. "In deinem Notizbuch liegt ein Brief bei. Den solltest du jedoch erst lesen, wenn du das Notizbuch durchgeschaut hast. Lg dein super toller Cousin", murmelte ich.

Und dann fiel mein Blick zu dem schwarzen Buch, welches so fehl am Platz wirkte, dass es beinahe strahlte.

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Warum entfernt Wattpad ständig meine Formatierungen? Ach egal, scheiß auf Formatierung. Hauptsache die Story geht weiter~

𝕋𝕙𝕖 𝕗𝕒𝕝𝕝𝕖𝕟 𝕒𝕟𝕘𝕖𝕝 // Oikawa x Reader (Idol AU oder so)Where stories live. Discover now