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y/n's Sicht

Es war seltsam nach einer für mich endlosen Zeit wieder mit Oikawa in seinem Auto zu sitzen. Völlig alleine, mitten in der Nacht, am Arsch der Welt, ohne Zivilisation. Die Lichter am Rand der Straße erhellten die Landschaft, welche sonst im Dunkeln lag. Ich schielte zur Seite und betrachtete Oikawa von der Seite. Gebannt schaute er auf die Straße. Ich musterte ihn etwas genauer. Seine Haare waren wieder dunkel, das Blau war fast völlig herausgewaschen. Der Ansatz war bereits am rauswachsen. Seine Wimpern waren wie immer pechschwarz und wunderschön lang.

Seine Haut hatte leichte Rötungen, war uneben. Und dennoch war er wunderschön. Mich störten jedoch die Anzeichen daran, dass seine Gesundheit aktuell nicht die Beste war. Außerdem wusste ich, dass dieser Junge Schlaf brauchte. Unbedingt. "Oikawa?", zum ersten Mal seit ich im Auto saß sprach ich mit ihm. Überrascht zuckte er zusammen, sah kurz zu mir und zog dann fragend eine Augenbraue hoch. "Kannst du kurz rechts ran fahren?", fragte ich etwas unbeholfen. Er nickte, fuhr an die Seite und brachte den Wagen zum stehen.

Ich schnallte mich ab, trat nach draußen, atmete die frische Nachtluft ein. Ich inhalierte sie und meine Lunge liebte die reine Luft, die hier draußen war. Ich öffnete die Fahrertür und beugte mich über das Idol. Schnallte ihn ab, wie man es sonst bei Kleinkindern oder sehr betrunkenen Leuten tat. Dann zog ich ihn aus dem Auto. "Was wird das, wenns fertig ist?", fragte er mich. Ein kleines Schmunzeln konnte sich der Junge nicht verkneifen, was mich jedoch nur die Augen verdrehen ließ.

Ich schob ihn förmlich ums Auto herum. "Du kannst auch einfach sagen, dass ich scheiße fahre", lachte er. Ich seufzte, zog meine Arme zurück und ließ den Jungen so los. "Du solltest dich ausruhen. Ich fahre weiter", meinte ich trocken. "Wirst du nicht. Wenn dem Wagen etwas passiert, dann-" "Oh wow. Dein Wagen ist also wichtiger als deine Gesundheit?", ich schüttelte fassungslos den Kopf. Ich setzte mich hinter das Steuer. Stur wie ich war reagierte ich nicht einmal auf Oikawa's Proteste. Mit einem müden Grinsen setzte er sich jedoch brav neben mich und machte es sich bequem. "Wenn du das Auto schrottest, zahlst du", murmelte er und kramte seine Kopfhörer heraus. Mit Musik in den Ohren schloss der Junge neben mir seine Augen und schon nach wenigen Minuten Autofahren war er vollkommen weggedrivtet. Er schlief tief und fest. Ich musste mich echt zusammenreisen mich auf die Straße zu konzentrieren. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihn abwenden. Ich war viel zu sehr gebannt von seinem Aussehen. Er sah so friedlich aus, wenn er schlief...

Das Navi kutschierte mich durch die Landschaft und ich genoss es wirklich wie ich in die Sitze des Sportwagens gedrückt wurde, wenn ich beschleunigte. Und Oikawa? Der schlief so fest, dass er nicht einmal bemerkte, wie ich mit knapp 200km/h über die leere Landstraße preschte. Die Musik welche ich mit meinem Handy steuerte, schien ihn genauso wenig zu stören.

Irgendwann musste ich jedoch abbremsen und von der verlassenen Landstraße auf die Autobahn wechseln, wo ich direkt im Stau stand. Kaum stand ich, wurde auch die Schlafmütze neben mir wach. Sein Blick lag lange Zeit auf mir. "Was?", wollte ich wissen, doch er schüttelte nur den Kopf. Jetzt war ich doch interessiert über seinen Gedankengang. "Weißt du... ach nein, egal", er unterbrach sich selbst, begann dann durch sein Handy zu scrollen.

"Was weiß ich, Oikawa? Wenn du einen Satz anfängst, solltest du ihn auch beenden", meint eich genervt. Er hob kurz die Hände. "Ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen wie jetzt", hauchte er. Ich hatte mich nicht über die Augenringe gewundert gehabt. Tatsächklich litten viele Idols an Schlafstörungen. Was mir allerdings tatsächlich Sorgen bereitet hatte war, wie dunkel die Schatten unter seinen Augen waren und wie müde er auf mich gewirkt hatte. Er war blass, so blass, dass es mir wirklich Angst bereitet hatte, wie es um seine Gesundheit stand.

Wir schwiegen uns an. Der Stau löste sich auf und Oikawa gähnte müde. "Wann sind wir eigentlich da?", wollte Oikawa wissen. "Bei der nächsten Ausfahrt raus und dann gute dreißig Minuten über die Landstraße bis wir da sind. Also noch ungefähr eine Dreiviertelstunde", antwortete ich kurz nach dem ich einen Blick auf das Navi gesenkt hatte.

Er bat mich darum noch einmal mit ihm zu wechseln und er fuhr tatsächlich das letzte Stück des Weges. Er parkte das Auto im Sand. Wortwörtlich. Das Haus, welches uns zugewiesen wurde war mitten am Strand. Lediglich ein Parkplatz war da. Weit und breit nichts als Sand, Strand und Meer. "Wow, hier gibt es ja nicht einmal Nachbarn", murmelte Oikawa, als er sich umsah. Ich nickte. "Anscheinend wollte niemand, dass man dich sieht. Immerhin gibt es jetzt schon genug Gerüchte", meinte ich und stieg aus dem Wagen. Wortlos nahm ich meinen Koffer in die Hand und holte den Schlüssel hervor, welcher Shinji mir bei der Abfahrt in die Hand gedrückt hatte.

Ich öffnete die Tür und trat herein. Das Haus war nicht besonders groß, jedoch war es echt modern eingerichtet. Im unteren Stockwerk waren Küche, Wohnzimmer, Badezimmer und ein weiteres Zimmer, welches einer Mini-Bücherrei ähnelte. Im oberen Stockwerk waren zwei Schlafzimmer, ein begehbarer Kleiderschrank welcher leer war und ein weiteres Badezimmer. Ich presste die Lippen zusammen und warf Oikawa einen kurzen Blick zu. "Gute Nacht", presste ich hervor und verschwand im ersten Schlafzimmer. Er wirkte etwas überrascht und enttäuscht, wünschte mir ebenfalls eine gute Nacht und verschwand im zweiten Schlafzimmer.

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"Du bist noch wach?", ertönte es hinter mir. Ich hob den Kopf. Das Buch rutschte aus meinen Händen und knallte laut auf den Holzfußboden. Erschrocken drehte ich mich zu Oikawa, der mich nur musterte, langsam auf mich zukam und dann das Buch vorsichtig aufhob. Er überreichte es mir. Ich klappte es zu und stellte es zurück auf den Platz. Oikawa's Augen wurden groß und er beobachtete meine Bewegungen. Ich zeigte lediglich auf den Sessel mir gegenüber. Zögernd setzte er sich, schenkte mir dann ein knappes Lächeln. "Warum bist du noch wach?", fragte ich interessiert, während ich an meinem Tee nippte.

Oikawa ignorierte jedoch meine Frage, stellte mir die passende Gegenfrage und sah mich dann abwartend an. "Ich habe eine Schlafstörung, Tooru. Mein Schlaf hat nur 4 Stunden", antwortete ich trocken. Er biss sich auf die Unterlippe und seufzte einmal auf. "Mein Schlaf ist nicht besser", murmelte er. Ich musterte ihn und erinnerte mich an Shinjis Worte. "Kannst du wegen mir nicht schlafen?", fragte ich ihn verwirrt. Seine Augen verrieten das, was er nicht aussprach.

Er konnte ohne mich nicht schlafen.

𝕋𝕙𝕖 𝕗𝕒𝕝𝕝𝕖𝕟 𝕒𝕟𝕘𝕖𝕝 // Oikawa x Reader (Idol AU oder so)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora