~ 72 ~

45 7 6
                                    

Y/n's Sicht

Es war so verdammt anstrengend die Augen offen zu halten bei dem grellen Licht. Bei der Geräuschkulisse konnte man nicht anders als einzuschlafen. Es war einfach... langweilig. Die Ärztin kam immer mal wieder rein, checkte meine Werte und ging. Sie kannte mich noch von früher, als ich Stammgast bei ihr in der Notaufnahme war. Sie schwieg und ich wusste nicht ob es mich beunruhigen sollte, dass sie die Dosis der Schmerzmittel erhöht statt sie zu senken. Das beunruhigte mich minimal.

Erneut ging die Tür auf. Die Ärztin leuchtete mit einer Lampe in meine Augen. Ich blinzelte, als das Licht zu grell wurde. Sie nickte kaum merklich und wandte sich ab. "Du warst lange nicht mehr hier", sagte sie irgendwann und ich zuckte zusammen. Denn das war das erste, was sie seit einer gefühlten Ewigkeit zu mir sagte. Eine Erklärung zu meiner Gesundheit. Keine Erklärung zu dem, warum ich hier lag. "Ja. Ich hatte andere... Sorgen", murmelte ich. Wieder nickte sie mir zu und schenkte mir dann sogar ein kleines Lächeln. "Ich habe schon mitbekommen, dass du zu erst mit ein paar Idolen rumgehangen bist und dann eine eigene Firme geleitet hast", sagte die Ärztin. Mir wurde schlecht, als sie es in der Vergangenheit aussprach. So, als wäre es geschichte. Dabei besaß ich die Firma nach wie vor. Oder?

"Erinnerst du dich an das was passiert ist?", fragte sie weiter. Ich schüttelte leicht den Kopf und sie drehte sich zu der Arzthelferin. "Erhöhe die Dosis", eine Anwesiung, die mir klar machte, dass die Ärztin nicht mit mir sprechen wollte. Sie ließ mich vor mich hin dösen. Damit ich schlief. Angeschlossen an Flüssignahrung. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, was es ihr brachte mich so lange im Delirium zu lassen?

(Für alle die nicht wissen was Delirium bedeutet habe ich eine Mini-Zusammenfassung: Ein Delir oder Delirium ist ein Zustand von akuter Verwirrtheit.
Wer mehr darüber wissen will, kann gerne Googlen)

"Ich brauche keine Erhöhung der Dosis", meinte ich und sie ignorierte mich eiskalt. "Ich erinner emich an so ziemlich nichts mehr, weil ich den ganzen Tag wie ein Roboter funktioniert hatte! Also wäre es nett, wenn ihr- aua", ich zuckte zusammen, als die Nadel einer Spritze in meine Haut drang. Ich erstarrte. "Was soll das?", fragte ich sie wütend. "Deine Hormone und Gefühle sind zu stark. Wenn du dich weiterhin so aufregst, können wir dir oder deiner Amnesie erstmal nicht weiter helfen", meinte sie genervt.

(Amnesie: Amnesie bezeichnet die völlige Unfähigkeit, sich an Ereignisse zu erinnern, die einige Sekunden, wenige Tage oder weiter zurückliegen oder nach dem ursächlichen Ereignis, wie ein Unfall, für die Amnesie stattgefunden haben)

Mir zog es komplett die Augen zu. Ich versuchte bei Bewusstsein zu bleiben und nicht völlig abzudrivten. Ich wollte endlich wissen, was mir wiederfahren ist und warum ich in einem Krankenhaus auf der Intensivaufnahme lag, statt in einem komplett normalen Krankenbett. Ich wollte endlich wissen, wieso zur Hölle ich hier eingesperrt war und niemand mir eine Antwort auf die Fragen gab, die ich wollte.

-- 🤍 --

"Wie geht es dir? Wir haben deine Dosis minimal gesenkt", teilte mir ein Arzthelfer mit. Der junge Mann musterte mich kurz. "Gut. Ich habe keine Schmerzen", murmelte ich. Er nickte und musterte mich weiter, er checkte meine Werte und so weiter. "Sag Mal... was ist passiert gewesen?", fragte ich. Sein Blick kuckte kurz zu mir. "Ein Auto hat dich erwischt. Er war zu schnell und dazu auch alkoholisiert und du warst unvorsichtig und bist einfach über die Straße", meinte er. "Wie viel zu schnell?", meinte ich. Er sah zu mir. "Viel zu schnell. Du kannst froh sein, dass du noch lebst", behauptete er und wandte sich dann ab.

Ich war wieder alleine, aber ich bemerkte schnell, dass sie die Dosis gesenkt hatten. Mein Körper fühlte sich verkrampfter und ich schlief weniger. Ich langweilte mich und wusste nichts mit mir anzufangen. Immerhin lag ich nach wie vor auf der Intensivstation und bis dato durfte auch niemand zu besuch. Wo mein Handy war? Keine Ahnung. Ich wusste es nicht.

-- 🤍 --

Ich wurde auf die normale Krankenstation verlegt. Inzwischen bekam ich wieder feste Nahrung und die Dosis der Medikamente wurde weiter gesunken, was ich unangenehm zu spüren bekam. Mein Körper fühlte sich schwer wie Blei an und jede Bewegung strengte unnormal an. Dazu kamen die Schmerzen, die sich durch den gesamten Tag zogen. Inzwischen trug ich nicht mehr nur ein Kittel, der locker am Rücken zusammengebunden war und meinen nakten Arsch zeigte sondern eine kurze weiße Hose und ein ebenso weißes T-Shirt, welches etwas größer war.

Nachdem eine Schwester mich durchgechekt hat, klopfte es an der Tür. Ein bekanntes Gesicht tauchte vor meiner Nase auf. Ennoshita. Er lächelte mich etwas an, als er mich sah und trat vorsichtig näher. "Du siehst beschissen aus", meinte ich. Denn, dass tat er wirklich. Augenringe, verstubbeltes Haar und blasse Haut. Er schmunzelte. "Dieses Kompliment kann ich nur zurück geben", meinte er und ich verstummte. Wir schwiegen uns an und er setzte sich neben mich. Wir sahen uns nicht an. Sondern schwiegen. "Hast du was von Oikawa gehört?", fragte ich. Er nickte zögerlich. "Nachdem dein Unfall in den Nachrichten war, hatte Oikawa in der Firma angerufen", antwortete er.

Ich schwieg wieder. Auch wenn ich mich wunderte, wo mein Handy abblieb. Wie, als hätte Ennoshita meine Gedanken erraten, überreichte er mir mein Handy, welches einen Riss im Glas hatte. Nicht weiter schlimm, immerhin war es noch funktionstüchtig. "Danke, du bist ein Lebensretter", stieß ich aus. Sofort checkte ich jegliche Nachrichten. Angefangen von Kuroo endet bei Suna. Über hunderte Nachrichten von Leuten, die ich kannte oder Leute, mit denen ich kaum gesprochen hatte. Arbeitskollegen, die wissen wollten ob alles okay war und Leute wie mein Cousin, der kurz fragte ob ich noch lebte. "Ähm... ich habe das... gefunden", sagte er und überreichte mir einen Beutel mit den Alben und Büchern welche ich von besagten Cousin bekommen habe. "D-Danke", stotterte ich. Er schenkte mir ein kurzes Lächeln. "Ich muss wieder gehen, deine Firma braucht aktuell jemanden für dich als Ersatz. Ich komme morgen nochmal nach dir sehen", meinte er. Dann ging er.

Nichtmal zehn Minuten nach dem mein Assistent weg war, tauchte jemand auf, von dem ich mir seit Tagen wünschte ihn zu Gesicht zu bekommen. "Oikawa", hauchte ich. Der Junge sah fertig aus und Tränen schimmerten in seinen Augen. Gott liebte ich diesen Idioten. Erst jetzt merkte ich, dass mein Herz wieder zu heilen begann... weil er hier war.

𝕋𝕙𝕖 𝕗𝕒𝕝𝕝𝕖𝕟 𝕒𝕟𝕘𝕖𝕝 // Oikawa x Reader (Idol AU oder so)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora