»Du verstehst das nicht. Normalerweise... also die letzten Monate...die ganze Zeit«, stotterte Eva nun. »Sie bekam strenge Bettruhe verordnet« und sie sah mich im Seitenspiegel an. »Dafür gab es auch einen Grund. Als die Sache mit Olivia war und deine Mutter mit Hope hinter dem Busch hockte... Sie sind danach zum Arzt. Sie hatte Blutungen. Die ganzen Probleme machen Hope immer noch fertig. Sie tut zwar stark, aber ich weiß, dass es ihr immer noch nicht gut geht. Die Sache mit euch, belastet sie wahnsinnig sehr«, hauchte sie und ich fluchte: »Was, wenn sie das Kind wegen mir verloren hätte? Dann... Scheiße. Ich wollte nicht, dass alles so läuft.« Natürlich sagte sie mir, dass sie nicht raus durfte, aber dass es so schlecht um sie stand, verriet sie mir nicht.

»Es ist doch nicht nur wegen dir«, fiel Eva mir ins Wort. »Die Sache mit ihrer Mutter. Die Sache mit John. Einfach alles geht ihr nahe. Sie will doch einfach bloß glücklich sein.« Das will ich auch. »Und erst recht die Sache mit uns«, flüsterte ich und sah aus dem Fenster. Es war schon dunkler geworden und somit schwerer sie zu finden. »Wenn wir sie nicht bald finden, werde ich die Cops informieren«, fluchte Ryan anbei und schlagartig fiel mir etwas ein. »Ich glaube, ich weiß vielleicht, wo sie sein könnte.« Das war unsere letzte Hoffnung, denn dann wusste ich auch nicht mehr weiter. Neben mir sah ich zugleich meinen Kumpel an und sagte: »Rechts.« Sein Kiefer kappte nach unten und er sah mich eindringlich an. »Sag bloß du willst... Weißt du wie dunkel es mittlerweile ist? Wir werden dort nicht viel sehen können.« Da hatte er allerdings recht.

»Ich habe ein paar Taschenlampen im Kofferraum. Die werden uns sicherlich weiterhelfen«, gab ich als Antwort und Ryan fuhr den Wagen auf den Schotter. »Was wollen wir denn hier? Wo sind wir überhaupt?«, fragte Lila nun ängstlich und Ryan sah sie im Rückspiegel an. »Hast du Angst?«, wollte er wissen. »Im Wald? Im Dunkeln? Natürlich. Ich habe viel zu viele Horrorfilme gesehen... dass dann keiner mehr leben heraus kommt«, antwortete sie nüchtern. »Niemand wird dir hier etwas tun. Wir sind vier Leute. Glaubst du, hier rennt einer mit ner Axt herum?«, fragte er sarkastisch und parkte meinen Wagen am Waldrand. »Weiß man's? Zuerst sterben immer die Bad Boys und aufgepumpten Typen.« Innerlich verdrehte ich die Augen.

»Was soll denn das heißen?«, gaben Ryan und ich gleichzeitig zurück. Fast hätte man darüber lachen können, aber dafür war die Situation zu ernst. So sahen wir uns nur mit erhobenen Brauen ins Gesicht und stiegen aus dem Auto. Sofort machten wir uns nach hinten zum Kofferraum auf und holten ein paar Taschenlampen heraus. Die Stille an diesem Ort war fast unheimlich, aber es war die einzige Chance. Sonst wusste ich nicht, wo wir sie finden konnten. Hopes Tante war allerdings nicht so ängstlich wie Lila, die schlagartig ihre Hand um Ryans Hüfte warf. Er zog sie an sich und beide folgen Eva, die mir hinterher ging.

Mittlerweile war es schon extrem dunkel und ohne Taschenlampen sah man gar nichts. Zum Glück hatte ich welche, weil ich auch öfter in der Nacht im Wald war und am See saß. Hoffentlich war auch Hope da. Vor einiger Zeit, hatte ich ihr die Stelle mal gezeigt und hier fand auch unser erstes Mal statt. Ich war ihr hier so nahe gewesen und sofort begann es in mir zu kribbeln. Es war so wunderschön mit dieser Frau zusammen zu sein. Nun musste das Glück nur auf unserer Seite stehen, denn sonst fiel mir kein weiterer Ort ein, wo sie noch sein konnte. Eigentlich hatte ich ihr gesagt, dass sie nicht allein her durfte und was mich wunderte, dass ihr Auto auch nirgends stand. Das irritierte mich extrem. Waren wir doch umsonst hergefahren? Hatten wir noch mehr Zeit vergeudet?

Aber als ich etwas im matten Licht aufblitzen sah, war ich verdammt froh darüber. Sie ist etwas mit dem Wagen den Waldweg entlanggefahren und nun stand er einsam und verlassen zwischen den Bäumen. Automatisch atmete ich erleichtert auf. »Ihr Auto. Seht mal!« und ich winkte in die Richtung der anderen, die sofort ebenfalls erleichtert aussahen. »Dann muss sie hier in der Nähe sein«, begann Eva und rannte an mir vorbei, tiefer in den Wald. »Bleib hier. Ich weiß wo sie ist. Es bringt nichts, wenn du dich jetzt verläufst« und sie blieb stehen, damit wir aufholen konnten. Immer weiter bewegen wir uns dabei in die Richtung des kleinen Sees, wo wir sie vermuteten und auch die anderen begannen schneller zu gehen.

Der Weg kam mir so wahnsinnig lang vor und meine Beine trugen mich stetig fixer durch Geäst. Ich rannte schon fast, sodass die anderen Probleme hatten mit mir Schritt zu halten, doch niemand hielt mich auf. Das hätten sie auch nicht tun können. Ich musste sofort zu Hope. Musste sehen, dass es ihr und unserem ungeborenen Kind gut ging. Als sich schließlich etwas die Bäume lichteten, erblickte ich schon das Wasser im Mondschein glitzern und bald stand ich auf der kleinen Lichtung. Mit den Augen suchte ich sofort die Umgebung ab, bis ich endlich eine Person entdeckte. Diese saß genau vor dem Wasser und hatte sich eingekugelt, die Hände um die Knie geschlungen und der Kopf knickte nach unten. Ihr Körper bebte und ich wusste, dass sie weinte. Auf der Stelle rannte ich aufgelöst zu ihr hin und schon vom Weitem sah ich einen Brief vor ihr liegen. Sie schien mich gehört zu haben, aber als sie den Kopf hob, stoppte ich. Ihr Blick war mir fremd. Die rot verheulten Augen sahen irgendwie durch mich hindurch.

 Die rot verheulten Augen sahen irgendwie durch mich hindurch

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Stupid Mistake II - Für immer MeinWhere stories live. Discover now