Kapitel 55

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„Du bist Kai?" Sprach ich den Gewinner an, der sich breit grinsend umdrehte. Als er mir erblickte, legte er verwirrt den Kopf schief. „Tut mir leid. Ich kämpfe nicht gegen kleine Mädchen", belehrte er mich zwinkernd. Die Luftigen lachten um diesen ach so witzigen Witz, doch als Kai sich wegdrehte, legte ich eine Hand auf seinen Arm. „Ich bin auf der Suche nach Ben", klärte ich mein Vorhaben auf. Kai seufzte nur genervt und verdrehte die Augen, als wäre es so eine Umständlichkeit, mir kurz zu helfen.

„Heute Morgen hatte er Patrouille" wenn ich das noch einmal hörte, würde ich die Geduld verlieren. „Und hatte er danach noch andere Pflichten?" Hakte ich ungeduldig nach. Kai schüttelte aber genervt den Kopf. „Soweit ich weiß, hatte er sich den Tag frei genommen um mit dir zu trainieren" jetzt war es an mir verwirrt zu sein. Wenn das stimmen sollte, wieso konnte ich ihn dann nicht finden? Das ergab doch alles keinen Sinn mehr.

„Bist du dir sicher?" Fragte ich sicherheitshalber noch mal nach. „Ja, ich habe ihn selber eingeteilt", seine Freunde kamen immer näher und schienen unser Gespräch neugierig zu verfolgen, weswegen ich einen Schritt wegtrat und ihn dankbar zunickte. Er hatte mir zwar nicht geholfen, aber ich hatte auch keine Lust auf einen Streit mit diesen vorlauten Luftigen. Er nickte mir zurück, musterte mich noch einmal misstrauisch und ließ mich gehen. Was soll ich jetzt machen?

Als ich den Morgen aufgewacht war, hatte ich auf einen entspannten Tag gehofft ohne Drama oder Sorgen. Wie naiv ich doch gewesen war zu denken, alles wäre so einfach gelöst. Stattdessen hatte noch mehr Stress als zuvor, weil ich noch ahnungsloser war als am Tag zuvor. Zuerst küsst Ben mich, dann haut er am Morgen einfach so ab, nur um sich dann gar nicht mehr zu melden. Aber wenn er wirklich den Tag für mich freigenommen hatte, wieso war er dann nicht bei mir? Hat er Angst gekriegt und sich doch entschieden, mir wieder aus dem Weg zu gehen? Ich hoffte mit meinem ganzen Herzen, das ich falsch lag, denn ich war mir nicht sicher, ob mein Herz das überleben würde.

Die Gespräche mit den ganzen Luftigen überall im Berg hatten mir auch nichts gebracht und jetzt stand ich vor der nächsten Mauer. Da ich also keinen Anhaltspunkt mehr hatte, vertraute ich mein Gefühl und flog nach draußen. Leider regnete es immer noch und es war kälter geworden, was mich zittern ließ. In der Ferne sah ich Jeremia auf Patrouille und hoffte, dass er mich nicht sah. Seine neugierige Art war mir einfach viel zu viel. Jetzt stand ich also hier im Regen. Keine einzige Idee, was ich als Nächstes machen sollte und da war wieder dieses schwere Gefühl in meiner Brust, was ich nicht ganz zuordnen konnte. Es war, als hätte der Erdboden ihn verschluckt.

Wenn ich nach dem gehen würde, was ich heute erfahren hatte, würde ich sagen, er wäre bei mir, aber das war er ganz sicher nicht. Eigentlich war er doch eine wichtige Person im Clan, also wie konnte er einfach so verschwinden, ohne das es jemand mitbekam? Vielleicht war es an der Zeit, mit Arthur zu reden und ihn meine Sorgen mitzuteilen. Die Wut, die ich anfangs gespürt hatte, schwand auch und dieser schwere Stein auf meinen Herzen bekam langsam eine Stimme. Was, wenn ihn etwas passiert ist? Ein Kloß bildete sich in meinen Hals, als ich nur daran dachte und entschlossen verdrängte ich diesen Gedanken, bevor er sich wirklich entwickeln konnte.

Meine Flügel trugen mich zu Arthurs Büro und meine Glieder fühlten sich tonnenschwer an, als ich anklopfte und auf eine Antwort wartete. „Herein" erklang Arthur an der anderen Seite und ich zögerte. Ich könnte weitermachen wie sonst auch. Wenn ich jetzt mein Training mit den Jungs machen würde und auf meine Patrouillen gehen würde, wäre ich vielleicht glücklicher. Ich könnte wieder anfangen, alles mit Ben zu verdrängen, wie ich es die letzten Tage getan hatte. Das hat mich aber auch nicht glücklich gemacht.

„Hey. Ich habe ein Problem" Arthur war alleine in sein Büro und beugte sich gerade über ein paar Formulare, als ich reinkam. „Ich... kann Ben nicht mehr finden", das klang jetzt harmloser, als es sich anfühlte. Arthur schob die Formulare weg und bot mir an, mich zu setzen. Ich schlug sein Angebot aber schnell aus, weil ich viel zu unruhig war, um mich hinzusetzen. „Wie meinst du das?" Ich atmete einmal tief ein, ehe ich ihn antwortete. Es war jetzt wichtig, dass er mich ernst nahm, denn das hatte er vorher nicht getan. „Ich war überall, habe jeden gefragt und sie alle sagen, er sollte bei mir sein, was er offensichtlich nicht ist" meine Stimme klang zum Glück gefasster, als ich mich fühlte. Diese Sorge nahm mir nämlich die Luft zum Atmen und mit jeder Minute, die ich verschwendete, wurde es schlimmer.

LUFTIGEN - becoming a warriorTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang