Kapitel 50

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In meinem eigenen Zimmer hatten sich über das letzte Jahr die Bücher angesammelt. Da die kleine Bücherei vom Clan viel zu langweilig war, hatte ich Ben gebeten, mir einige Bücher mitzubringen, was er auch getan hatte. Jetzt hatte ich in meinem Zimmer bestimmt zehn Bücher stehen, die ich aber alle schon gelesen hatte. Darunter war auch das erste Buch, was ich in der Bücherei damals gefunden hatte. Wotans Geschichten über seine Zeit als Anführer hatten mir gefallen und nur weil ich die anderen Teile nicht finden konnte, hatte ich das kleine Tagebuch in meinem Zimmer aufbewahrt.

Neben der einen Auflage von Wotan hatte ich aber nie wieder etwas über einen der ersten Anführer der Luftigen gefunden und in der Hoffnung noch mehr zu finden, hatte ich das Tagebuch aufbewahrt. Da ich mein Zimmer in- und auswendig kannte, konnte ich blind hereinlaufen und mir das Buch schnappen. Daher war ich auch völlig verwirrt, als ich das gleiche Buch, was ich bestimmt schon fünf Mal durchgelesen hatte, in meinen Händen hielt. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass genau dieses Buch in mein Zimmer stand, also wie ist es in der geheimen Schublade in Leos Zimmer gelandet?

Ich hatte es aufgeschlagen und durchgeblättert, aber es war wirklich genau das Gleiche wie das eine, was ich hatte. Wieso versteckte Leo eine Kopie in seinem Zimmer? Es machte einfach keinen Sinn, denn wenn an diesem Buch irgendwas wichtiges war, dann würden sie es doch nicht in der öffentlichen Bücherei hinlegen, wo es sich jeder holen konnte? Unter dem Buch lagen aber auch einige Papiere, die ich neugierig raus kramte. Unter den Schreibtisch hatte ich kaum Platz und meine großen Flügel wurden ziemlich eingequetscht, also kroch ich wieder heraus und legte die unbekannten Papiere auf den Schreibtisch. Die Schrift war zum Glück um einiges ordentlicher als die von Wotan, also hoffte ich etwas Interessantes herauszufinden, bevor mich hier jemand entdeckte.

Ich war ziemlich enttäuscht zu sehen, dass es sich bei den Papieren nur um Krankenakten handelten. Es waren zwei Akten von zwei Luftigen und der roten Farbe nach zu urteilen, schien Leo die beiden zu vergleichen. Da ich keine Ahnung von den Krankenakten hatte, wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte, als mir etwas Komisches im Auge sprang. Es war nicht leicht zu erkennen, aber es sah danach aus, dass sich die körperliche Werte von den beiden Luftigen über kurze Zeit verbessert hatte. Das wäre nichts Besonderes, wenn er nicht von etwas berichtete, was mir bekannt vorkam.

Einer von den Luftigen hatte wohl eine sehr feste Haut, was so viel hieß wie, dass sie kaum reißen konnte. Dieser Zustand war für einen normalen Luftigen nicht normal und was noch komischer war, dass in zwei Wochen Leo nicht einmal eine Nadel durch die Haut stechen konnte. Dieser Zustand war aber nicht durchgängig und nur an manchen Momenten konnte die Haut durchstochen werden. Bei den anderen Luftigen sah es ähnlich aus, nur dass seine Haut viel länger gebraucht hatte. Von den ersten Luftigen hatte Leo auch nur ein paar Aufzeichnungen, während sechs Blätter den anderen Luftigen gewidmet waren.

Hier zeigte sich eine hohe Zunahme in Stärke, Schnelligkeit und etwas mit den Flügeln? Das mit den Flügeln konnte ich nicht wirklich entschlüsseln, aber es stand auf dem Blatt, das die Flügel heller geworden waren. War das überhaupt möglich? Bei den ersten Luftigen war wohl das Gleiche passiert, nur viel schneller und viel eindeutiger. Leo sprach auch von einem Wechsel von dunkelbraunen Haaren zu fast weißen Haaren. Das konnte nicht stimmen. Wer waren diese zwei Luftigen und warum veränderten sich nur diese beiden sich so dermaßen?

Ein gedämpftes Geräusch von draußen ertönte und ich schreckte aus meinen Überlegungen. Meine Betrunkenheit war auch wie verflogen und mein Kopf war klarer als zuvor. Ich wollte die Blätter nicht hierlassen, aber ich konnte sie auch nicht mitnehmen. Dann würde Leo sofort wissen, dass jemand hier gewesen war, und der Wein, der immer noch auf den Boden vor der Tür lag, könnte mich leicht verraten. Es blieb mir also nichts anderes über als die Akten und das Buch wieder in der Schublade zu verstauen. Gehetzt und mit laut schlagenden Herzen huschte ich zur Tür und öffnete sie ganz leicht. Im Gang stand keiner, aber ich blieb vorsichtig, immerhin hatte ich etwas gehört.

LUFTIGEN - becoming a warriorWhere stories live. Discover now