Kapitel 54

284 12 0
                                    

Es hatte vor einem halben Jahr eine Situation gegeben, wo ich richtig sauer auf Ben geworden war. Ben hatte das Training verschärft, was zuerst nichts Abnormales war, bis ich bemerkte, warum. Zu der Zeit hatte ich mich richtig mit den sechs Jungs angefreundet und immer mehr Zeit mit ihnen verbracht. Doch dann habe ich sie nie irgendwo gesehen. Ich dachte, es wäre Zufall, immerhin gab es in unseren Clan ein paar Hundert Luftigen und es konnte sein, dass ich sie nicht immer begegnete. Komischerweise wechselte Ben das Training dann aber ganz oft zwischen drinnen und draußen.

Dann erst bemerkte ich, dass es kein Zufall war.

Ben hatte mein Training so angeordnet, damit ich den Jungs unmöglich begegnen konnte. Wenn einer von den Jungs Patrouille hatte, waren wir in der Trainingshöhle und wenn sie im Berg waren, trainierten wir draußen. Ich konfrontierte Ben mit meiner Theorie, und als er sie beschämt bestätigte, war ich verdammt sauer geworden. Er hatte mein Vertrauen und unser Training ausgenutzt, um mich von den einzigen Freunden zu trennen, die ich hatte. Ich konnte mich erinnern, ihn richtig laut angeschrien zu haben. Immerhin hatte er mich verletzt und seine eigenen Bedürfnisse vor meine gestellt, ohne es mir zusagen.

Zwei Tage hatte ich nicht mit ihn geredet und war nur auf Patrouillen mit den Jungs gegangen. Irgendwann war er wieder an gekrochen gekommen und hatte sich entschuldigt. Leider war ich damals nicht stark genug gewesen. Es brauchte nur ein Blick in seine blauen Augen und ich hatte ihn verziehen, aber auch nur, wenn er versprach, nie wieder das Gleiche zu tun. Deswegen nahm ich mir vor, dieses Mal stärker zu sein. Denn diese Wut, die ich jetzt auf Ben verspürte, war viel stärker als das letzte Mal. Wie konnte er einfach so abhauen, nachdem was letzte Nacht passiert war?

Die starken Emotionen rasten durch meinen Körper und schienen mir die Luft zum Atmen zu nehmen. Es war zwar die Wut, die die anderen übertrumpfte, aber den verletzten Teil konnte ich auch spüren, der sich nach letzter Nacht zu viele Hoffnungen gemacht hatte. Leider hatte Jeremia recht gehabt, denn nirgends auf den üblichen Runden der Patrouille konnte ich Ben entdecken. So langsam wurde die Theorie, er würde sich vor mich verstecken, auch viel realistischer. Als ich mich geschlagen wieder nach drinnen gab und meine triefnassen Flügel einmal gut durchschüttelte, warfen mir einige Luftigen genervte Blicke zu, die ich gar nicht wahrnahm.

So stand ich also hier. Mitten in der Haupthöhle, wie bestellt und nicht abgeholt, während ich auf etwas warten zu schien, was dieser verletzte Teil in mir schon aufgegeben hatte. In der Ferne sah ich dunkelbraune Flügel, nur das diese nicht die gleiche bekannte Farbe hatten. Stattdessen gehörten sie zu Arthur, der von einigen Luftigen begleitet wurde. Sie flogen zu sein Büro und ich sah meine Chance. Ben arbeitete nämlich ziemlich oft mit Arthur zusammen, der ihn vielleicht auch eine Aufgabe gegeben hatte, weswegen ich ihn nicht finden konnte. Meine Flügel hatte ich schon aufgeschlagen, als ich den Gedanken zu Ende gebracht hatte.

Es war eigentlich meine Absicht gewesen, mich der Gruppe vorsichtig und unauffällig zu nähern, aber sobald ich in ihre Nähe kam, verstummten ihre Gespräche abrupt. Als hätten sie über mich geredet. Einer von den Männern war Zayne und ich lächelte den Anführer leicht zu, was er nur zögerlich erwiderte. „Arthur" begann ich und begegnete seinen bohrenden Blick. „Könnte ich kurz mit dir reden?" Ich war mir nicht sicher, ob das gerade unhöflich war. Arthur bestand sonst immer darauf, dass ich mit alles zu ihm kommen konnte, aber das Gespräch zwischen den Anführern und den wichtigen Luftigen schien ein wenig zu wichtig dafür. Arthur nickte aber zu meiner Überraschung und schickte die anderen weg, sodass wir nur noch zu zweit in der Luft waren. Mit einer Handbewegung bot er mir an, zu sein Büro zu fliegen.

„Alles in Ordnung?" So langsam fing mich diese Frage an zu nerven. War ich so einfach zu durchschauen? „Ich bin auf der Suche nach Ben" überging ich seine Frage. Verwirrt zog der alte Krieger seine Augenbrauen zusammen und erinnerte mich so sehr an diesen einen Tag, dass mir einen Kälteschauer überlief. „Wieso das denn?" „Ich muss mit ihn... reden", hoffentlich würde eine vage Antwort reichen. Tatsächlich schien Arthur mir gegenüber sehr gut gesinnt zu sein, denn er akzeptierte es mit einem Nicken. „Soweit ich weiß, wurde er heute Morgen in der Patrouille eingeteilt. Dort solltest du ihn-" „Dort habe ich schon gesucht", unterbrach ich ihn schnell.

LUFTIGEN - becoming a warriorWhere stories live. Discover now