Kapitel 33

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Normalerweise fand ich es ziemlich peinlich, wenn die Jungs bei meinem Training zu schauten, doch heute kam es mir echt gelegen. Obwohl ich vermutete, dass sie nur kamen, damit sie sehen konnten, wie ich vermöbelt wurde. Zugegeben war Ben ein sehr guter Kämpfer, aber so langsam sollte ich doch gewinnen können. Gegen ein paar der Jungs hatte ich mit Leichtigkeit gewonnen, womit ich sie gerne ärgerte, aber Ben war einfach unschlagbar.

„Du schaffst das Alice!" Rief mir Theo von der Seite zu. Er war der Liebste der Gruppe und gab auch die besten Pep Talks, wenn man zum tausendsten Mal verloren hatte. Die sechs saßen auf den Boden am Rand, damit sie ja nichts verpassten. Ben war von Anfang an nicht begeistert von unser Publikum gewesen, aber er musste sich damit abfinden. Auch von der Freundschaft zwischen mir und den Jungs hielt er nicht viel. Zumindest ließ er mich jetzt alleine mit ihnen. Zuerst hatte er darauf bestanden, jedes Mal mitzukommen, wenn ich Patrouille mit ihnen machte, aber er hatte gelernt loszulassen. Teilen war einfach nicht so sein Ding.

„Willst du mich heute noch angreifen?" Zischte ich Ben an. Bisher hatte er meine Angriffe nur abgewehrt und schien auch irgendwie leiser als sonst. „Konzentriere dich lieber auf deine Füße", kam es nur von ihm. Verwirrt schaute ich runter zu meinen Füßen. Wenn ich eines konnte, dann war das ja wohl eine gute Stellung haben. Dann erblickte ich Bens Schwert, was nach mit schlug. Überrascht wich ich schnell einen Schritt zurück und konnte nur geradeso verhindern, dass er meinen Arm abschnitt. In solchen Momenten vermisste ich die stumpfen Trainingswaffen. Eigentlich war es meine eigene Schuld. Nachdem wir Monate lang mit stumpfen trainiert hatten, wollte ich endlich etwas Richtiges. Genau wie die anderen Luftigen.

Ein lautes Gebrüll kam von der Wand, als ich zurück stolperte. Wie meine persönlichen Cheerleader buhten sie Bens Trick aus, der sich davon aber nicht stören ließ. Er hatte lernen müssen, die sechs auszublenden. Mit einer schnellen Bewegung wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und stellte mich wieder vernünftig hin.

Verärgert holte ich aus zum Angriff. Ben sah meine Täuschung jedoch bereits kommen und blockte meinen Schlag ab. Eigentlich fester, als er es musste und der Schlag vibrierte durch meinen Körper. Komm schon Alice!  Ich konnte ihn schlagen, musste mich nur konzentrieren und meine Chance nutzen. Es war fast aussichtslos, denn Ben hatte mir alles beigebracht, was ich wusste, also kannte er auch all meine Tricks. Wenn ich ihn also wirklich besiegen wollte, musste ich etwas Neues machen, etwas, was wir beide noch nicht kannten.

Wir umkreisten uns wie Raubkatzen und ließen dem Gegenüber dabei nicht aus den Augen. Dann machte Ben einen offensichtlichen Schritt nach vorne, doch anstatt seinen Angriff abzublocken, wich ich aus, indem ich nach hinten trat. Er kannte diesen Trick, also ließ er sich davon nicht beirren und schritt auf mich zu. Dann kam mir die perfekte Idee.

Es war nicht einfach und ich musste eine Lücke in seiner Verteidigung groß genug finden, damit ich meinen Plan durchsetzen konnte. Das sehr scharfe Schwert, was dann aber zwischen uns stand, war nicht gerade beruhigend. Ich musste also das ausnutzen, was Ben auch bei mir versucht hatte. Dafür musste er nur wieder den ersten Schritt machen.

Ben schien zu bemerken, wie ich mir einen Weg zu gewinnen zu überlegte und beschloss wohl, den Kampf schnell zu beenden. Aber nicht mit mir. Er nutzte seine Überlegenheit aus und ließ sein größeres Schwert auf meins herunterfahren. Eigentlich hätte ich diesen Angriff standhalten müssen, doch entschied mich lieber dafür, mein Schwert auf den Boden fallen zu lassen und laut aufzuschreien.

Das Gebrüll von den Jungs verstummte, als ich wimmernd meine Hand hielt. Ich hielt meinen Rücken zu Ben gedreht, damit er nicht sah, wie ich meine unverletzte Hand festhielt. „Alice?" Erklang es besorgt hinter mir. Er war mir näher gekommen und alle Ernsthaftigkeit war verflogen. Da sah ich meine Chance und drehte mich mit Schwung um. Tatsächlich hatte er sein Schwert sacken lassen und eine riesige Lücke in seiner Verteidigung. Sofort hob ich mein eigenes Schwert und ließ es auf seinen Hals zu fahren, in der Absicht kurz davor zu stoppen. Ich wollte ihn ja nicht wirklich verletzen.

LUFTIGEN - becoming a warriorOnde as histórias ganham vida. Descobre agora