Kapitel 20

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Wie lange wir tatsächlich flogen, wusste ich nicht, aber als ich die Kälte in meinen Gliedern nicht weiter ignorieren konnte, schlug Ben vor umzukehren. Zum Glück war ich Ben gefolgt, denn dieser schien genau zu wissen, wie wir wieder zurück kamen. Leider gehörte ein automatischer Orientierungssinn nicht zum Luftigen-Dasein.

Ich landete wackelig unten auf der Plattform, wo dieses Mal andere Luftigen standen, die uns misstrauisch beobachteten. Ich war immer noch nicht fähig, mein Lächeln zu unterdrücken und zog aufgeregt an Bens Arm. „Das war der absolute Hammer! Wann gehen wir wieder hoch?" Ben erwiderte mein Lächeln erstaunlicherweise trotz der anderen Luftigen, „Geduld. Du holst dir sonst noch den Tod". Jetzt bemerkte ich auch das Zittern, was ich der Aufregung zugeschoben hatte.

Doch ich wollte nicht wieder nach drinnen, hatte so einen Gefallen gefunden an der Freiheit hier draußen, dass ich dort sein wollte, wo ich nicht gefangen war. „Quatsch. Mir geht es gut. Du könntest mit mir das Abheben noch mal üben" entschlossen öffnete ich meine Flügel, als ich gegen Widerstand stieß. Sein großer Flügel hatte sich über meinen gelegt und verhinderte, dass ich sie weiter öffnen könnte.

„Wenn deine Lippen noch blauer werden, kippst du mir noch um" ergeben schloss ich meine Flügel wieder, doch Ben behielt seinen Flügel da, wo er war. Wenn Ben sich entschieden hatte, konnte man ihn nicht zum Umdenken bringen. Es schien, als würde das Adrenalin nun abklingen, denn ich spürte meine Finger nicht mehr und das Zähneklappern besorgte mir Kopfschmerzen.

Wie eine warme Decke schloss Ben mich in seinen Flügel ein und zog mich in der gleichen Bewegung nach drinnen. Das uns dabei noch mehr Blicke zugeworfen worden als sonst, bemerkte ich dabei nicht einmal. Erst als wir wirklich drinnen waren, schien mir wärmer zu werden. Irgendwie hatte ich gehofft, dass Luftigen keine Kälte spürten, denn mir war, seit mir meine Flügel hatte, kein einziges Mal kalt gewesen.

Als wir wieder nach unten fliegen mussten, löste sich Ben von mir, blieb aber penibel in meine Nähe. „Ich werde nicht umkippen Ben. Mir geht es gut" leider schien ihn das nicht ruhig zu stimmen. Er lief zu unseren Flur, dieses Mal ohne mich mitzuziehen, doch ich folgte ihn auch so. Vor meiner Tür blieb er dann stehen und sah mich erwartungsvoll an.

Ich hob bloß eine Augenbraue und versuchte mein Zittern zu unterdrücken. „Hol dir saubere Klamotten, bitte" das letzte fügte er nur knapp hinzu. „Wieso? Was hast du vor?" Fragte ich noch, öffnete aber meine Tür und nahm mir eine saubere Hose und ein Hemd. „Du gehst in ein Krater. Ich habe unterschätzt, wie du die Kälte aushältst. Wir müssen dich warm kriegen, schnell" Ben klang ausnahmsweise wirklich besorgt, also folgte ich ihn zur Badehöhle.

Mir schlug die schwüle warme Luft entgegen, als ich die große Holztür öffnete. Ben sagte mir noch, dass er vor der Tür warten würde, was ich mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Ich war dankbar um seine Sorge, aber manchmal wünschte ich mir, dass er mich nicht wie ein kleines Kind behandeln würde. Mir war sehr wohl bewusst, dass er nicht aufhören würde und in mir so etwas wie eine kleine Schwester zu sehen.

Vor meinen regulären Krater strich ich meine feuchte Kleidung ab, schmiss die saubere auf den Haufen, damit sie nicht dreckig werden würden und stieg in den Krater. Ein wohliges Seufzen entfuhr mir, als mich das warme Wasser umschloss. Das Zittern ließ nach einigen Minuten auch nach und für einen Moment erlaubte ich mir, die Augen zu schließen und mich an den Rand zu lehnen. Wenn sich Ben so viele Sorgen machte, konnte er bestimmt noch ein paar Minuten warten. Meine Haare trieben wie eine decke an der Oberfläche und ich bemerkte, wie lang sie in den letzten Wochen geworden waren. Ich hatte meine Haare immer bis über die Schultern getragen, da sie ab einer bestimmten Länge immer sehr kaputt aussahen.

Jetzt waren sie sicher ein paar gute Zentimeter länger und deutlich gesunder. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass so wenig Pflege meine Haare so guttun würden. Da ich sie bis gestern auch immer in einen Zopf getragen hatte, war es mir aber auch nicht aufgefallen. Nicht das Ben mich oft baden ließ, Eitelkeit wa- „Na was haben wir hier?". Grob aus meinen Gedanken gerissen, fuhr ich herum, doch war nicht schnell genug, um zu sehen, wer gesprochen hatte.

LUFTIGEN - becoming a warriorWhere stories live. Discover now