Kapitel 19

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„Ben. Seid ihr Luftigen eigentlich abergläubisch?"

Ben löste seinen Blick von seinen Brei und sah mich an. Ich gab mir Mühe, sehr teilnahmslos zu klingen. In der Menschenwelt hätte man mich wahrscheinlich eingewiesen, doch so altmodisch wie die Luftigen waren, war ich unsicher, wie sie reagieren würden. „Wir glauben alle an die gleiche Religion oder was meinst du?" Ich schüttelte den Kopf. Das die Luftigen eine Religion hatten, war keine Überraschung. Ich hatte die Luftigen in meiner Nähe schon öfter so etwas wie 'Ihr Götter!' rufen hören, aber das war auch nicht meine Sorge. Ich war zwar noch nie christlich gewesen, wurde nie getauft und nicht so wie andere Familien haben wir bei Weihnachten auch nie die Kirche besucht.

Ich war mir sicher, dass die Luftigen es mir nicht übel nehmen würden, wenn ich jetzt auch nicht damit anfing. Obwohl, bis jetzt hatte ich auch noch keine Beweise für eine Religion gesehen. Keine Schreine, Andeutungen von Kirchen oder so etwas.

„Ich meine eher so etwas, wie das ihr Unerklärtes mit etwas ... nun Erfundenes erklärt" verwirrt legte Ben nun schief. Meine Erklärung war auch nicht gerade gut. „Na angst vor schwarze Katzen, Trolle, die im Wald leben und Träume, die ein schlechtes Omen sind" nervös fuchtelte ich mit den Armen herum, um es irgendwie verständlicher zu machen, doch Ben sah mich immer noch verwirrt an. „Was sind... Trolle?" Na super. Ich hatte keine Zeit, um Ben zu erzählen von den verschiedenen Fabeln, die sich Menschen in den letzten paar Tausenden Jahren ausgedacht hatten.

Ich verstand selber nicht mal, warum, aber selbst Luftigen mussten doch irgendwie abergläubisch sein? Ich meine Luftigen sind im Prinzip sogar Fabelwesen. Kann man an Fabelwesen glauben, wenn man selbst eins ist? Mein Kopf fing so langsam an zu schmerzen und neben den Bauchschmerzen, die ich seit heute Morgen hatte, fühlte ich mich echt beschissen.

„Ich werde es dir einfach sagen. Versprich mir mich nicht in eine Luftigen-Klapse zu stecken, Okay?" Ich ignorierte die offensichtliche Überforderung von Ben und sprach erst weiter, als er zögernd nickte. „Ich träume nun, ich habe früher geträumt und letzte Nacht und es macht mir Sorgen", brachte ich stammelnd hervor. „Alice! Tief Luft holen und raus damit" „Ich glaube ich träume von Schatten" platzte es heraus. Kurz sagte Ben nichts, doch dann schüttelte er verwirrt den Kopf, „was meinst du?" Ich knetete meine Hände nervös.

„Vor einigen Monaten haben die Albträume angefangen, doch seitdem ich im Clan bin, hatte ich keine mehr bis letzte Nacht", die Anspannung fiel von Bens Schultern und er schien sogar belustigt. Konnte er mich nicht einmal ernst nehmen? „Albträume sind doch nicht schlimm. Bei uns bedeuten sie nichts, was haben dir die Menschen denn eingeredet?" Er stand vom Tisch auf und ich folgte ihm schnell. Wenn ich ihn jetzt nicht fragen würde, würde ich nie den Mut finden. „Nein, eigentlich hätte ich mir auch nichts dabei gedacht, aber seit gestern bin ich mir sicher, es ist ein Schatten" locker steckte Ben seine Hände in seine Taschen in seinen Mantel und schlug seine Flügel auf.

„Du hast noch nie einen Schatten gesehen, Alice, doch ich verstehe das der Gedanke erschreckend sein kann", begann er sanft, als wäre ich ein kleines verängstigtes Kätzchen, auf das er einredet. „Doch! Ich bin mir sicher, außerdem träume ich schon darüber, bevor ich überhaupt wusste, dass sie wirklich existieren!" Mir gefiel es nicht, wie er meine Sorge nicht ernst nahm und als wir bereits mitten in der Luft unterwegs waren, umkreiste ich ihn, damit er anhalten musste.

„Schatten sind Monster und du hast wahrscheinlich von eins geträumt, jetzt, wo du weißt, dass es sie gibt, siehst du einen Schatten darin" „Nein Ben, glaube mir doch!" Ich ging ihn zwar langsam auf die Nerven, doch er musste mir doch glauben. Genervt umrundete er mich und steuerte den höchsten Flur an, der nach draußen führte. Heute würden wir draußen trainieren und unter normalen Umständen wäre das meine einzige Sorge gewesen, doch ich war mir sicher, dass meine Träume etwas bedeuten mussten.

LUFTIGEN - becoming a warriorWhere stories live. Discover now