Kapitel 47

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Mein erstes Gefühl, als ich Bens Gesicht wieder sah, konnte ich als glücklich erkennen, dann Wut und schlussendlich ein großer, wirrer Mix aus vielen verschiedenen Gefühlen. Doch nicht nur damit hatte ich zu kämpfen. Ich stellte mich auch unendlich viele Fragen wie: Warum war er bei mir? Wollte er mir helfen? Weiß er nicht, dass ich das auch alleine klären kann? Die letzte Frage konnte ich mit Nein beantworten, denn er hatte mich besitzergreifend von Matteo weggezogen und nicht einmal gefragt, ob ich überhaupt Hilfe brauchte.

„Sie ist mit mir hier, also verzieh dich", forderte Matteo, während er Ben wütend musterte. Bens Griff um meine Hand wurde noch stärker, weswegen ich mich zischend wegzog. Bens Blick glitt nur kurz zu mir und meiner Hand aber ließ es zum Glück sein. „Sie will aber deutlich nicht mit dir hierbleiben", sagte Ben dunkel. „Und woher willst du das wissen? Ist sie von dir?" Das Letzte ließ mich aufhorchen. So wie Matteo es ausdrückte, sollte ich jemanden gehören.

„Okay. Erst mal Matteo, du lässt mich gefälligst in Ruhe. Ich dachte, du wärst ein netter Typ, aber da habe ich mich wohl geirrt" wütend gab mir Matteo seine Aufmerksamkeit und schnaubte spottend. Ben sah ich neben mir breit grinsen, doch ich war noch nicht fertig. „Und du Ben, sollst dich mit deinen eigenen Scheiß beschäftigen", wies ich den Luftigen zurecht, der sein Gesicht verzog. Verwirrt wollte Ben etwas erwidern, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Du hast dich entschieden, mich zu ignorieren, also solltest du mich meine Sachen auch alleine klären lassen" im Augenwinkel sah ich das die Jungs mitbekommen hatten, dass ich weg war. „Alles in Ordnung Alice?" Fragte James und sah zwischen den beiden Jungs und mir hin und her. Schnell nickte ich lächelnd. „Ja. Die beiden mussten nur ein wenig zurechtgewiesen werden", kommentierte ich versichernd und huschte von den beiden weg. Es war nicht meine Absicht, eine Szene zu machen und da sowieso schon jeder mich beobachtete, wollte ich auch keinen schlechten Eindruck hinterlassen.

„Alice! Warte" rief Matteo mir plötzlich hinterher, sodass ich in meiner Flucht innehielt und mich langsam zu ihn umdrehte. Ich konnte ihn seine Wut immer noch ansehen und neben ihn stand Ben, der immer noch sehr verwirrt und irgendwie auch verletzt aussah. Matteo kam näher und als er direkt vor mir stand, hob ich nur fragend eine Augenbraue. Hatte ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? „Es tut mir leid. Du hast recht, ich war ein Arsch. Hättest du mir aber nicht sagen können, dass du schon vergeben bist?" Er zeigte auf Ben hinter sich und als die Jungs mitbekamen, was er sagte, hörte ich ein paar von ihnen ein Lachen unterdrücken.

Langsam wurde ich echt wütend. War der Idiot wirklich so schwer vom Begriff, dass er nicht verstand, dass ich niemanden gehörte? „Sie ist nicht vergeben", sagte Ben plötzlich. Er hatte seine kalte Maske wieder aufgesetzt und versteckte seine wahren Gefühle wieder vor allen. Leider half er bei der Sache auch nicht, denn Matteo lachte laut auf. „Hat sie etwa mit euch allen was? Hätte mir ja denken können, dass die einzige weibliche Luftigen eine Schlampe ist" den letzten Teil murmelte er nur, doch er wusste ganz genau, dass wir es hören konnten.

„Hey! So ist es nicht", verteidigte Theo mich. Matteo schnaubte nur spottend, glaubte uns ganz eindeutig nicht und lief von unserer Gruppe weg. Als er weg war, herrschte eine erdrückende Stille zwischen uns allen. Dann durchbrach etwas die Stille. Ich dachte schon, dass ich mir Sachen einbilde, aber es war eindeutig Musik, die ich hörte. Sanfte Melodien eines Instruments klangen laut durch die Höhle und suchend sah ich mich um, wo das Geräusch her kam.

„Der andere Clan hat Musiker mitgebracht für die Feier", sagte Nelio aufgeregt. Die anderen Jungs schienen auch richtig begeistert wegen der Musik. Schon merkwürdig. Als ich noch ein Mensch gewesen war, hörte ich jeden Tag Musik und es hatte mir echt gefehlt. Natürlich gab es in unseren Clan Volkslieder, die gerne laut und schief gesungen wurden, aber ein wirkliches Instrument hatte ich noch nicht miterlebt. Das es dafür klassische Musik war und nicht etwas von Harry Styles fand ich daher auch nicht so schlimm. Es war schon witzig genug, wie aufgeregt die Jungs wurden. Dann zeigte Liam aufgeregt wie ein kleiner Junge auf manche Luftigen, die tanzten?

LUFTIGEN - becoming a warriorWhere stories live. Discover now