Kapitel 34

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Es war unglaublich laut hier.

Nicht um mich herum. Nein, es waren nicht die Geräusche von draußen, die mir letzte Nacht den Schlaf geraubt hatten. Es waren die lauten Gedanken, die mir durch den Kopf wirbelten. Gefangen in meiner Verwirrung, weil ich Bens Verhalten einfach nicht erklären konnte und nicht wusste, wie ich es lösen soll. Es wehte so gut wie kein Wind und keine Wolke war am Himmel zu sehen. Wenn ich die Kälte nicht wahrgenommen hätte, würde ich sagen, dass es Sommer wäre. Damals war es auch noch nicht so kompliziert und ich hatte keine Probleme, mich auf die Patrouille zu konzentrieren. Alles war perfekt gewesen. Meine Freundschaft mit Ben war nicht gefährdet und ich konnte mich auf ihn verlassen.

„Wirst du uns noch sagen was los ist?" Theo flog neben mir her und musterte mich. Von den sechs Jungs war er einer der wenigen, mit den ich auch über alles reden konnte. Es war nicht das gleiche wie mit Ben, aber er hatte die gleiche Einfühlsamkeit. „Es ist Ben oder?" Er war auch der Schlauste, womit die anderen ihn ziemlich aufzogen. Ergeben nickte ich nur und warf ihn einen kurzen Blick zu. Es war eigentlich jeden aufgefallen, dass es mir nicht besonders gut ging, aber über Gefühle reden war einfach kein Luftigen-Ding. Ich hatte eigentlich noch nie mit einen ihnen über Ben geredet, weil sich das einfach wie ein Bruch in sein Vertrauen in mir anfühlte. Sie wollten mir aber bloß helfen und ich wollte endlich, dass es leiser in meinen Kopf wurde.

„Ist er sauer, dass du ihn besiegt hast?" Ich wünschte, es wäre so einfach. Wenn es bloß ein verletzter Stolz wäre, könnte ich das einfach wieder hinbiegen, doch es war eindeutig mehr. „Ich weiß es nicht", gab ich ehrlich zu. Wenn mir einer einen guten Ratschlag geben könnte, wäre es Theo und wir würden sowieso noch ein paar Stunden auf Patrouille sein.

„Er verhält sich auf einmal richtig abweisend. Will nicht mit mir reden und scheint richtig verletzt zu sein" ich seufzte, was in meinen Flügelschlag unterging. „Ich wollte ihn nie verletzen, aber kann es auch nicht wieder hinbiegen, wenn er nicht mit mir reden will" Theo nickte nur verständnisvoll. „Ist es schon einmal in dieser Art vorgekommen?" Traurig schüttelte ich den Kopf. „Natürlich hatten wir manchmal einen Streit, doch wir haben es immer gelöst. Jetzt scheint es, als hätte er unsere Freundschaft aufgegeben" verzweifelt fuchtelte ich mit den Händen und unterstrich meine Gefühlslage.

„So nah wie du und Ben euch seit würde er niemals so schnell aufgeben" mit einem traurigen Lächeln begegnete ich seine aufmunternden Worte. „Das dachte ich auch", ich könnte ihn Zeit geben, aber ich wollte nicht so lange von ihm getrennt werden. Er gehörte zu meinem Leben und ich wollte und konnte mir keinen Tag vorstellen, an den ich ihn nicht sah. War ich wirklich so abhängig von ihm geworden?

„Dann liegt es an dir nicht aufzugeben" Theo wurde langsamer und ich passte mich an seinem Tempo an. Mit gerunzelter Stirn und einem leichten Lächeln legte er eine Hand auf meine Schulter. Ich erwiderte sein Lächeln und legte meine Hand über seine „Danke Theo", dieser schüttelte nur den Kopf. „Ich bin für dich da, wenn du etwas brauchst", ich nickte dankbar.

„Hey Leute! Kommt ihr?" Finn näherte sich uns und dabei viel sein Blick sofort auf Theos Hand auf meine Schulter. Er legte den Kopf schief und sah Theo fragend an, dieser nahm seine Hand sofort herunter, als hätte er etwas Falsches gemacht. „Es wurde eine Versammlung einberufen", erklärte Finn. Ich kam mit Finn von den sechs am wenigsten klar, was aber keinen von uns besonders störte. Er hatte nichts dagegen, dass ich jetzt dazu gehörte, und wir behandelten einander immer freundlich.

„Eine Versammlung? Weswegen?" Die Frage stellte ich mir auch. Arthur machte kaum Versammlungen und die paar, die ich am Anfang miterlebt hatte, waren wohl eine Ausnahme gewesen. Wenn er nämlich Befehle gab, wurden diese über seine sogenannten Offiziere weitergegeben und es hatte in den letzten Monaten keine wirklichen Ausnahmen gegeben. Nur ein junger Luftigen wurde vor ein paar Monaten offiziell zum Krieger erklärt. Der Kleine war gerade mal vierzehn gewesen, aber das war anscheinend das normale Alter mit dem richtigen Training anzufangen. Ich hatte mit vierzehn nicht mal den Mathe Unterricht geschafft, was sich auch mit jahrelangen Versuchen nicht verbessert hatte.

LUFTIGEN - becoming a warriorUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum