37. Unterschwellige Machtdemonstration

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„Und das wäre für die nächsten Wochen Ihr Büro.", die blonde Sekretärin deutete auf den Schreibtisch, der in einem kleinen aber recht hellen Raum stand. Auf ihm konnte ich einen Computer ausmachen. Zudem befand sich unmittelbar dahinter ein Aktenschrank. An jedem Fach dieses hohen Schrankes war ein Schloss angebracht.

Zwei weitere Türen gingen von dem kleinen Raum ab. Die eine Tür führte in den Flur der Etage. Die andere, schwer aussehende Eichentholztür befand sich genau gegenüber der ersten Tür und schien verschlossen zu sein.

Der Boden bestand aus den gleichen Mamorplatten, die sich überall in der Firma wiederzufinden schienen. Unter dem Schreibtisch und dessen Bürostuhl lag ein dunkelblauer, rechteckiger Teppich. Die Helligkeit des Raums war auf das quadratische Fenster zurückzuführen, welches sich gegenüber von dem Schreibtisch befand und den Raum natürlich erleuchtete.

„So, hier wären die Schlüssel der Firma. Für jede Tür und für die Schränke. Bitte, geben Sie acht auf diese. Deren Verlust wäre extrem ungünstig und würde Sie eine Menge Geld kosten."

Freundlich lächelnd nahm ich die Schlüssel entgegen, um ihr zu signalisieren, dass ich ihre Anweisung ernst nahm und verstanden hatte.

„Ihre Aufgaben werden sich zunächst auf das Einpflegen von Kundendaten beschränken. Vor allem in den ersten Tagen. Die Akten finden Sie, bereits nach Wichtigkeit sortiert, in den Schubladen an ihrem Schreibtisch. Eine Anleitung, sowie die Passwörter, die Sie diesbezüglich im Umgang mit dem Computer benötigen, kleben an der Tastatur ihrs PCs.", erläuterte sie mir meinen zukünftigen Aufgabenbereich.

Auch, wenn man es mir nicht ansah, stöhnte ich innerlich auf. Ich wusste ja, dass Praktikanten im Prinzip immer die Dreckarbeit machen musste, die niemand sonst verrichten wollte. Zudem war dieses Praktikum großteils ein Mittel zum Zweck. Dennoch konnte ich mir sicherlich fünfzig andere Dinge vorstellen, mit denen ich meinen Nachmittag lieber verbringen würde.

„Haben Sie noch Fragen?", erkundigte sich die Sekräterin, während sich ihre Hände vor ihrem Körper, der in einem hellblauen, knielangen und figurbetonten Kleid steckte, zusammenfanden.

Gerade, als ich antworten wollte, öffnete sich die bisher verschlossene Tür. Heraus kam Mister Brown. In einem schwarzen Anzug und weißen Hemd, welches er durch eine rote Krawatte ergänzte.

Überrascht sah er zu mir, ehe sich ein professionelles Lächeln über sein Gesicht zog: „Miss Gracia, freut mich Sie zu sehen. Beinahe hätte ich den Beginn Ihres Praktikums vergessen. Ich wünsche Ihnen einen großen Wissenszuwachs und eine gute Zeit in unserer Firma. Nutzen Sie die Zeit des Praktikums.", nickte er mir zu.

Zuvorkommend, wie es sich eben gehörte, brachte auch ich ihm ein Lächeln entgegen. In geflissentlichen Höflichkeiten war ich wirklich einsame Spitze. Ich konnte meine persönliche Abneigung gegenüber Mister Brown noch ziemlich gut hinter meiner aufgesetzten Freundlichkeit verstecken, was mich sogar etwas überraschte: „Vielen Dank, das werde ich."

„Und Miss Lewis, wenn Sie fertig sind Miss Garcia in ihre Aufgabenbereiche einzuweisen, würde ich Sie gern in meinem Büro sprechen.", wandte er sich mit einem heimlichen, kaum merklichen Funkeln in den Augen an die Sekretärin neben mir.

Diese stimmte, ein geschmeicheltes Grinsen unterdrückend, ein.

Daraufhin verschwand Nates Vater wieder hinter der Tür.

Vermutlich war sein Büro direkt nebenan. Ein hervorragender Zufall. Eventuell würde sich dieser Umstand günstig auf mein Vorhaben auswirken. So könnte es ein einfacher werden als angenommen, mich unbemerkt in seinem Büro zu schleichen, um mich dort umzusehen. Immerhin würde ich sicherlich mitbekommen, wenn er den Raum verließ.

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