15. Flashback

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Vor etwas mehr als anderthalb Jahren:

Grinsend ging ich auf Josh zu, der sich angeregt mit einem Kumpel am DJ-Pult unterhielt.

Automatisch stahl sich bei seinem Anblick ein Grinsen auf meine Lippen.

Für manche mochte Josh ein typischer Langweiler und übervorsichtiger Gutmensch sein, doch für mich war er das Beste, was mir hätte passieren können. Ich war unfassbar stolz auf ihn, dass er seinen Abschluss so gut gemeistert hatte. Er hatte diesen Abend mehr verdient als irgendein anderer Mensch, den ich kannte.

Sein Kumpel entdeckte mich zuerst und stupste Josh an der Schulter an, um in meine Richtung zu nicken.

Er warf seinen Blick sofort in meine Richtung und lächelte mir breit entgegen, so dass seine Wangen, die immer — egal zu welcher Jahreszeit und zu welchem Anlass— blass waren, hervortraten.

Kurzerhand verabschiedete er sich von seinem Kumpel und sprang galant von der Bühne.

Er kam in großen Schritten auf mich zu. Das ließ mir noch einmal genug Zeit, um einen verstohlenen Blick über seinen schmalen Körper zu werfen, der in einem schwarzen Smoking steckte.
Er sah darin unfassbar erwachsen und gut aus. Ich kannte ihn sonst nur in seinen Holzfällerhemden und schlichten Sachen.

Man konnte unterschiedliche Meinungen und Vorlieben bei dem Kleidungsstil von Männern haben, doch Männer im Anzug wirkten noch einmal drei Nummern attraktiver.

„Na, Schatz.", er blieb vor mir stehen und legte seine Hände sanft auf meiner Taille ab.

Im Hintergrund schallte Musik durch die Turnhalle, in der der Abschlussball stattfand. Zahlreiche Absolventen tanzten, unterhielten sich ausgelassen oder tranken die —nicht ganz— alkoholfreie Bowle.

Die Stimmung war ausgelassen und kurbelte meine gute Laune ebenso an.

„Ein Getränk für den Herren.", ich hielt ihm einen roten Becher mit Bowle entgegen, welchen er dankend entgegennahm.

Ich hatte mir selbst ebenfalls einen mitgebracht und trank einen Schluck.

„Habe ich dir eigentlich schon gesagt wie unfassbar schön du in dem roten Kleid aussiehst?", schmeichelte mir Josh mit seiner üblich kindlich, spitzbübischen Art, die mich in schlechten Zeiten so oft zum Lachen gebracht und Mut zugesprochen hatte.

Ich trug ein rotes A-Linien Kleid, welches trägerlos war und eine dezent glitzernde Korsage besaß. Ich hatte es vor zwei Wochen mit Chiara eingekauft, kurz nachdem mich Josh offiziell zu seinem Abschlussball eingeladen hatte. Obwohl das indirekt schon klar war, immerhin waren wir jetzt fast seit einem Jahr zusammen.

„An die hundert Mal.", lachte ich.

Josh zuckte nur mit den Schultern: „Tja, jetzt einhundertundein Mal."

Gemeinsam lachten wir über seine Bemerkung.

Josh nahm mir mein Getränk aus der Hand und stellte es, samt seines Bechers, auf den Rand der Bühne: „Lass' uns tanzen.", beschloss er auffordernd und bevor ich zustimmen konnte, hatte er meine Hand ergriffen, um mich auf die Tanzfläche zu ziehen.

Kichernd folgte ich ihm.

Er schleuste uns geschickt zwischen den tanzenden Menschen hindurch, mitten in die Menge hinein. Auf einem kleinen, freien Platz blieb er stehen und drehte sich zu mir.
Josh legte seine Hände behutsam auf meine Taille und zog mich eng an sich heran. Ich legte meine Arme auf seinen Schultern ab und verschränkte meine Hände in seinem Nacken. Seine längeren Wellen fielen ihm ins Gesicht, seine Augen schauten mir liebevoll entgegen.
Jedes Mal, wenn er mich so ansah, wurde mir ganz warm im Magen und ich fühlte mich sicher. Seine ganze Gestalt hatte etwas Beschützendes und Behutsames an sich, was mir mehr als genug aus schwierigen Situationen hinaufgeholfen hatte. Womit er mir einfach gut tat.

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