31. Breaking Free

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Nate und ich hatten beschlossen den letzten Abend zu der Party zu gehen, zu der uns Wesley eingeladen hatte. Wir benötigten nämlich dringend noch einen ausgelassenen Abend, an dem wir nicht an unsere Probleme denken mussten. Und was bot sich für soetwas besser, an als eine ordentliche Party?

Nate war, soweit ich wusste, bereits fertig und unterhielt sich im Wohnzimmer mit meinen Eltern.

Indessen vollzog ich den letzten Schliff an meinem Outfit. Ich hatte mich heute für ein recht schlichtes, rotes, kurzes Kleid entschieden, welches sich eng an meinen Körper schmiegte. Gehalten wurde es von dünnen Trägern, die über meine Schultern liefen. Am rechten Bein befand sich ein minimaler Schlitz, der allerdings nicht zu viel nackte Haut entblößte. Gerade so viel, dass es dem Outfit das nötige Etwas gab. Dazu kombinierte ich, wie beinahe immer, meine weißen Chucks. Die dunkelbraunen Haare hatte ich geglättet bis sie glänzend über meine Schultern fielen. Mein Make-Up belief sich auf das Minimum: Wimperntusche, Concealer und Rouge. Schließlich gingen wir nur zu einer Hausparty, die in einem verlassenen Haus am Stadtrand stattfand. Dafür war ich beinahe schon overdressed.

Zufrieden warf ich einen letzten Blick in den Spiegel, strich mir noch einmal durch meine dunklen Haare, ehe ich das Bad verließ.

Ich lief den Flur entlang, die Treppe nach unten. Im Erdgeschoss folgte ich den Stimmen meiner Eltern, die aus dem Wohnzimmer kamen. Sie schienen sich ausgelassen mit Nate zu unterhalten.

Eins musste man ihm lassen. Er hatte ein Talent dafür mit jedem eine Verbindung zu finden. Jedes Mal wenn ich ihn in den letzten Tagen mit meinen Eltern alleine gelassen hatte, hatte es nicht an Gesprächsmaterial gemangelt.

Gut, meine Eltern waren auch nicht die spießigsten Langweiler und wussten nahezu immer einen Ausweg aus einem peinlichen Schweigen. Doch ich war mir sicher, Nate war ebenso gesprächig und offen wie meine Familie.

Ich betrat das erleuchtete Wohnzimmer, in dem meine Eltern und Nate auf der Couch saßen.

Meine Mom war die erste, die mich entdeckte. Sofort verstummte sie und sah mich mit großen, glänzenden Augen an, während sich ein breites Lächeln auf ihre Lippen stahl.
Daraufhin bemerkten auch Dad und Nate mich, die sich ebenfalls zu mir wandten.

Augenblicklich wurde es Still im Raum. Mein Dad nickte mir liebevoll zu, wohingegen Nate mich mit großen Augen musterte. Seine Augen glitten von oben nach unten über meinen Körper. Unauffällig genug, um nicht aufdringlich zu sein, aber definitiv auffällig genug, um es wahrzunehmen. Mit dem Bewusstsein seines Blicks auf mir liefen meine Wangen direkt rot an und wurden warm. Ich spürte seinen Blick auf jedem Millimeter meines Körpers. Sanft fuhr er mich ab, bis sich sein und mein Blick schließlich trafen. Er öffnete den Mund, ehe er ihn wieder schloss. Anscheinend wollte er etwas sagen, wusste nur nicht genau was: „Lou,... du... ich...", stammelte er unbeholfen, was mir nur noch mehr Röte ins Gesicht zauberte. Verlegen rieb ich mir mit der Hand über den Oberarm.

Wieso sah er mich denn nur so an? So fasziniert und liebevoll zugleich?

Unter seinem Blick wurde ich einerseits unfassbar nervös. Anderseits gefiel es mir, dass ich so eine Wirkung auf ihn hatte.

Auch ich hatte natürlich einen kurzen Blick auf Nate geworfen, der recht schlicht gekleidet war. Sein Oberkörper steckte in einem schwarzen Hoodie, seine Beine umschlang eine lockere Jeans. Zudem trug er, ebenso wie ich, weiße Chucks.

In diesem Moment fühlte es sich an, als würden Nate und ich uns in einem menschenleeren Raum gegenüber sein und ansehen. Die Anwesenheit meiner Eltern trat vollkommen in den Hintergrund. Vergaß ich komplett. Für einen Augenblick existierten nur Nate und ich. In einer Blase, die unsere Blicke magisch miteinander verband. Die uns verband.

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