34. Gespräche über Gefühle

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„Wer strahlt mir denn da so breit entgegen?", rief mir Chiara lauthals zu als sie mich in der Ferne entdeckte wie ich, mit zwei Bechern Kaffee in den Händen, auf sie zulief.

Und sie hatte recht. Seit gestern Abend bekam ich mein Grinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht. Nichtmal wenn ich mich versuchte dazu zu zwingen. Es war fast schon widerlich wie gut gelaunt ich war. Unfassbar, was Nate mit mir anstellen konnte. Wie er meine Stimmung beeinflusste.

Wir hatten uns gestern abermals geküsst. Ich wusste nichtmal wie oft. Auf jeden Fall einige Male, in denen ich jedes Mal mehr in seinen Händen zerfloss wie heißes Wachs. Anschließend hatten wir zusammen gegessen. Es war der perfekte Abend, an dem es sich tatsächlich so angefühlt hatte als würde Nate mehr für mich empfinden. Als wären wir auf dem Weg zu einer ernsthaften Bindung. Vielleicht sogar einer Beziehung.

Tja, kein Wunder, dass ich dieses penetrante, breite Grinsen seither nicht von den Lippen bekam.

„Das muss wohl daran liegen, dass ich dich endlich wiedersehe.", entgegnete ich meiner besten Freundin, die sich zur Begrüßung von den Steintreppen, vor ihrer Zeitschriftenagentur, erhoben hatte und mich fest in die Arme schloss.

Als sie sich von mir löste, reichte ich ihr ihren Kaffee.

„Na, ich bezweifle ja stark, dass ich die einzige blonde Person bin, an der das liegt.", zwinkerte sie mir vielsagend zu. Ganz klar eine Anspielung auf Nate. Chiara war ohnehin seit der ersten Sekunde, in der ich ihn ihr gegenüber erwähnt hatte, eine Verfechterin von Nate gewesen. Sicherlich wäre sie die erste, die einem Nate-Fanclub beitreten würde.

„Tja...", erwiderte ich daraufhin nur vieldeutig und grinste in mich hinein. Abermals schossen Bilder von Nate und mir durch den Kopf. Von unseren vielen magischen Momenten. Unseren kleinen Berührungen. Unseren intimsten Gesprächen und den atemberaubenden Küssen.

Ich ließ mich auf einer breiten, steinernen Stufe der Treppe nieder.

„Oh Gott, ich hatte recht?!", stellte Chiara entsetzt fest und gesellte sich sofort an meine Seite: „Louana Garcia, erzähl' mir sofort alles! Ich brauche Informationen.", forderte sie mich streng, aber enthusiastisch auf. Dem begeisterten Leuchten ihrer Augen nach zu urteilen, schien sie vollkommen aus dem Häuschen zu sein. Noch mehr, als ich es war.

Ich wusste selbstverständlich, dass ich ihr endlich Rede und Antwort stehen musste. Denn bisher hatte ich mich, sehr zum Leidwesen von Chiara, ziemlich bedeckt gehalten.

Doch nun war es an der Zeit das Thema mit Chiara durchzukauen. Erstens konnte ich ihr womöglich sowieso nicht länger Informationen enthalten, da sie nunmal meine beste Freundin war und sie diese früher oder später sowieso aus mir herausgefoltert hätte. Und Zweitens, weil ich mich dringend jemandem mitteilen musste, um diese ganzen Geschehnisse zu reflektieren. In meinen eigenen Gedanken drehte ich mich mittlerweile nur noch im Kreis. Eine äußere Meinung würde eventuell Klarheit schaffen.

Auch, wenn Chiara nicht unbedingt unparteiisch war.

„Nun ja, du weiß ja, dass Nate die Feiertage bei mir und meinen Eltern in Glennwood verbracht hat?"

„Ja?", neugierig weiteten sich Chiaras blaue Augen und sie rutschte aufgeregt auf ihrem Po hin und her. Dabei erinnerte sie mich an ein aufgeregtes kleines Schulkind.

„Wir hatten wirklich eine tolle Zeit. Und haben viel gemeinsam erlebt. Und am letzten Abend, nach der Party zu der uns Wesley eingeladen hatte, haben wir uns dann... naja... da haben wir uns eben... geküsste.", gab ich vorsichtig preis, während ich mich zu meiner aufgedrehten besten Freundin drehte und auf ihre Reaktion abwartete.

Schlussendlich vernahm ich ein kurzes, enthusiastisches Aufschreien, gefolgt von einem Jubeln: „Ich wusste es! Ich wusste es von Anfang an!", stieß Chiara atemlos aus, ehe sie sich langsam beruhigte: „Und wie lief es danach weiter?"

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