6. Der Tag danach

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Gequält strich ich mir über die Stirn und wälzte mich hin und her, während ich langsam zu mir kam.

Verflucht nochmal, wie viel hatte ich gestern bitte getrunken?

Ich konnte wohl von Glück sprechen, dass ich zumindest noch keine Übelkeit verspürte und ich nur unerträgliche Kopfschmerzen hatte.

Vorsichtig versuchte ich meine schweren Augenlider zu öffnen. Ich wusste wirklich nicht wie viele Stunden ich überhaupt zum Schlafen gekommen war. Mehr als zwei konnten es definitiv nicht gewesen sein.
Nate hatte letzte Nacht Sachen mit mir angestellt von denen ich bis dato nicht einmal wusste, dass sie möglich waren, geschweige denn dass sie mir dermaßen gefallen würden.

Was war er bitte? Ein Sexgott?

Endlich bekam ich meine Augen ein Stück auf. Lang hielt die Freude darüber allerdings nicht an, da ich sofort spürte wie mir die hellen Lichtstrahlen der Sonne meine Augen auszubrennen schienen, was meine Kopfschmerzen nicht unbedingt verbesserte.

Murrend kniff ich sie wieder zu und rollte mich auf den Bauch, um mein Gesicht angestrengt ins Kissen zu drücken.

Erst jetzt bemerkte ich wie ausgelaugt sich mein Körper anfühlte. Als hätte ich ein Workout gemacht und heftigen Muskelkater davongetragen. Was im Prinzip ja auch in etwa dem entsprach, was tatsächlich passiert war. Nur, dass es definitiv mehr Spaß gemacht hatte als richtiger Sport.

Kurz nachdem sich meine Augen und das Stechen in meinem Kopf wieder beruhigt hatten —zumindest vorübergehend— startete ich einen neuen Versuch. Ich öffnete meine Augen achtsam, während ich meinen Kopf vom Kissen hob und zur rechten Seite legte. Diesmal sogar erfolgreich.

Zunächst war es zu hell, um etwas zu erkennen, doch dieses Weiß löste sich schnell auf, so dass sich die Umrisse der Umgebung zu einem klaren Bild zusammensetzten.

Nate war bereits munter. Er saß aufrecht im Bett, lehnte an der Bettkante und tippte angestrengt auf seinem Handy. Die Bettdecke lag locker auf seinem Unterkörper, weshalb ich freie Sicht auf seinen Oberkörper hatte. Seine Muskeln zogen sich angespannt über die Brust, zu den breiten Schultern bis in seine Arme. Durch das Sonnenlicht war es mir zum ersten Mal möglich alles von ihm bei Tageslicht wahrzunehmen. Seine gebräunte Haut, die an den Armen beinahe komplett von zahlreichen schwarzen Tattoos überdeckt war. Die fein definierten Muskeln, die sich über seine sportliche Gestalt spannten. Seine dunkelblonden Haare standen in alle Richtungen ab und waren dunkler als ich sie in Erinnerung hatte.

Ich konnte noch immer nicht glauben , dass ich tatsächlich mit IHM im Bett gelandet war. Ich meine, auch wenn ich selbst durchaus zufrieden mit meiner Optik war, sah er wie jemand aus, der sich niemals mit dem Durchschnitt zufrieden gab.

Just diesem Moment drehte er seinen Kopf zu mir und bemerkte, dass meine Augen geöffnet waren. „Morgen.", brachte er rau hervor und legte sein Handy grinsend beiseite.

Gerade wollte ich etwas entgegnen, da hörte ich ein dumpfes Klirren, gepaart mit durcheinander sprechenden Stimmen. Erschrocken drehte ich mich zur Tür, die Gott sei dank noch immer verschlossen zu sein schien.

Verwirrt lauschte ich einen Moment.

„Schon eine Idee wie wir dich jetzt hier rausbekommen, ohne dass meine brunchende Familie Fragen stellt und eine unangenehme Situation daraus macht?", erkundigte sich Nate locker.

Oh Mist. Ich hatte definitiv keine Lust mich den kritischen Augen seiner Familie zu stellen. Vor allem, da ich sowieso nur ein One-Night-Stand war. Auf verurteilende Blicke von Fremden konnte ich getrost verzichten.

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