22. ‚Date' mit Josh vs. Körperkontakt

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„Ich hatte einen Tisch für Zwei bestellt. Auf den Namen Smith.", lächelte Josh dem Kellner freundlich zu.

Josh hatte fest darauf bestanden in ein Restaurant zu gehen, auch wenn ich eher für einen kleinen Imbiss gewesen bin. Er war nämlich der Meinung, dass wir sowieso viel zu besprechen hatten, uns ewig nicht gesehen hatten und der Zufall, dass wir nach Jahren in der selben Stadt wohnten, gebührend gefeiert werden sollte.
Irgendwie hatte er ja auch recht.
Auch wenn ich ein ersten Moment befremdlich fand mit dem Exfreund Essen zu gehen. Allerdings waren wir kein verbittertes, sich hassendes Expaar. Wir hatten uns freundschaftlichen getrennt. Jeder hatte sein eigenes Leben. Außerdem waren wir bereits vor unserer Beziehung gute Freunde gewesen. Wer sagte denn, dass es nicht wieder so werden könnte?

Da er keine Ruhe gegeben hatte, hatte ich mich schlussendlich geschlagen gegeben und Josh die Auswahl des Restaurants überlassen. Seine Entscheidung fiel praktischerweise auf einen kleinen Italiener. Vermutlich, weil er sich sehr gut daran erinnern konnte, dass ich für gute Pasta töten würde.

„Natürlich, folgen Sie mir.", lächelte uns der Kellner zuvorkommend an.

Wir folgten ihm zu einem kleinen, quadratischen Tisch mit einer rot, weiß karierten Tischdecke, auf der eine Kerze brannte, eine einzelne weiße Rose in einer schmalen Vase stand und zwei dunkelrote Speisekarten lagen. Der Kellner entfernte das silbrig glänzende Tischkärtchen, auf dem in großen geschwungenen Buchstaben ‚reserviert' stand.

„Bitte setzten Sie sich doch! Mein Kollege wird sie sofort bedienen.", nickte er uns informierend zu.

„Vielen Dank.", erwiderte Josh.

Am Tisch standen zwei Stühle, so dass wir gegenüber voneinander Platz nehmen konnten. Im Hintergrund lief leise, melodische italienische Musik.

Auch wenn ich eigentlich nicht von der Idee begeistert gewesen war, hatte ich mich sofort in das kleine Restaurant und seine Atmosphäre verliebt.

Josh steckte in einem schwarzen Shirt und einer dunkelblauen Jeans. Seine dunklen Haare lagen akkurat über seinem Kopf. Er sah gut aus, keine Frage. Wie ein wahrer Gentleman.

Ich zupfte mein kurzes, dunkelgrünes A-Linien Kleid zurecht. Es hatte lange weite Ärmel, die am Handgelenk eng zusammenliefen. Unter dem Kleid, was kurz über dem Knie endete, trug ich eine schwarze Strumpfhose, die ich mit meinen gemütlichen schwarzen Schnürstiefeln kombinierte. Meine dunklen Haare fielen mir in großen, sanften Wellen über die Schulter.

Ich nahm die Speisekarte entgegen, die mir Josh reichte. Obwohl ich bei der Auswahl der Getränke vermutlich, wie gewöhnlich, zu einem bittersüßen Aperol Sprizz greifen würde.

„Na dann erzähl mal, hast du das Praktikum bei Brown-Company bekommen?", eröffnete Josh den Abend.

„Leider nicht.", gab ich zögerlich zu.

Überrascht sah Josh mich an: „Wollten sie dich nicht? Oder lief das Bewerbungsgespräch schlecht?"

„Weder noch.", ich legte die Speisekarte beiseite. Es würde wohl ein Aperol und eine Portion Spaghetti aglio e olio werden. Anschließend legte ich meine Arme verkreuzt auf dem Tisch ab: „Es ist nicht mal zu einem Bewerbungsgespräch gekommen."

„Aber sie hatten dich doch eingeladen, oder habe ich da etwas falsch in Erinnerung?", verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen.

„Nein nein, ich hatte wirklich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Aber kurz davor ist... etwas dazwischen gekommen.", ich dachte kurz darüber nach wie ich die Situation erklären konnte, ohne Josh von Nate zu erzählen. Schließlich ging ihn dieser Teil meines Lebens schon eine ganze Weile nichts mehr an. Außerdem würde ich es höchst seltsam finden, ihm von meinem neusten Sexpartner zu erzählen. Wir waren zwar gut auseinander gegangen, doch das hieß nicht unbedingt, dass sich solche Dinge für den jeweils anderen nicht komisch anfühlen könnten.

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