36. Mister Brown

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Auch diesmal hatte die Rückmeldung der Brown-Company nicht lang auf sich warten lassen. Bereits eine halbe Woche, nachdem Chiara und ich meine Bewerbungsunterlagen eingereicht hatten, erhielt ich eine positive Rückmeldung, in der Form einer Einladung zum Bewerbungsgespräch.

Chiaras Fotos, die sie von mir geschossen hatte und das Bewerbungsschreiben waren erstklassig gewesen, so dass ich insgeheim davon ausgegangen war, dass es auch diesmal funktionieren würde.

Natürlich war es die letzten Tage unumgänglich gewesen, dass sowohl Nate als auch Chiara mir andauernd Belehrungen gehalten hatten, dass ich mich unverzüglich bei ihnen zu melden hatte, sollte etwas schief gehen. Wir hatten das Thema so oft durchgekaut, dass ich mittlerweile auf jedes einzelne Szenario, sei es noch so schlimm, vorbereitet war. Trotzdessen, dass mich diese Belerungen an einem gewissen Punkt gehörig genervt hatten, wusste ich natürlich, dass es beide nur gut meinten und sich Sorgen machten.

Doch ich würde das jetzt durchziehen. Davon könnte mich niemand mehr abhalten. Dazu war ich viel zu stur und sicher in meinem Plan. Zudem war es ohnehin zu spät, da ich den Termin bereits zugesagt hatte.

Gestern hatte Chiara mir noch geholfen ein passendes Outfit auszusuchen. Schlussendlich fiel die Wahl auf ein knielanges, enges, klassisches schwarzes Kleid mit Kragen, was Chiara mir aus ihrem Reportire an Klamotten ausgeliehen hatte. Ich besaß nämlich kaum seriöse Sachen dieser Art.

Meine Haare hatte ich heute morgen zu einem strengen Zopf zusammengebunden, um noch seriöser und erwachsener auszusehen. Schließlich musste ich mich heute gut schlagen und den Praktikumsplatz um jeden Preis bekommen. Gedanklich bin ich mögliche Fragen und meine potenziellen Antworten bestimmt zehn Mal durchgegangen, um sicherzustellen, dass ich mich gut verkaufen würde und professionell klang.

„Wir sind da.", verkündete Nate, neben mir.

Er brachte seinen Wagen, unweit der Brown-Company, zum Stehen. Dennoch weit genug, so dass sein Auto nicht in das Blickfeld der Angestellten seines Vaters fiel, da diese wohl seinen Wagen sowie dazugehörige Nummernschild erkennen würden. Würden sie mich aus diesem aussteigen sehen, wäre unser Plan maßgeblich zum Scheitern verurteilt.

Es war notwendig, dass niemand Nate und mich in Verbindung brachte. Nur so könnte ich mich unbefangen in die Firma einschleusen und in Ruhe herumschnüffeln. Ohne skeptische Blicke seitens seines Vaters.

Demzufolge war es nur eine logische Konsequenz um die Ecke zu halten.

Nate hatte sich heute morgen partout nicht abschütteln lassen. Er hatte regelrecht darauf bestanden, mich höchstpersönlich mit seinem Auto zum Bewerbungsgespräch zu fahren. So dass ich letztendlich gezwungen war, mich von ihm kutschieren zu lassen.

Dahingehend war er mindestens genauso dickköpfig, wie ich. Außerdem bestand er darauf, dass ich die Kurzwahltaste meines Handys mit seiner Nummer belege, solang wir diesen Plan durchführten. Damit ich ihn in Notfällen mit einem Tastendruck kontaktieren konnte.

Zudem hatte er mich bereits informiert, dass er die gesamte Zeit des Gesprächs in seinem Auto auf mich warten würde.

Ich fand seine Reaktion einerseits etwas übertrieben, andererseits irgendwie auch ganz niedlich. Es erwärmte mein Herz, dass ich ihm anscheinend wichtig genug war, um sich um mich zu sorgen. Er versuchte mich mit jeder Faser seines Körpers zu schützen. Irgendwie sprach das ja schon dafür, dass ich ihm nicht vollkommen egal war und er irgendetwas fühlte, oder? Andererseits, hatte eventuell nur ein schlechtes Gewissen, dass ich mich für ihn in derartige Gefahr begab. Ich wusste den Grund für seine schützende Verhaltensweise nicht, was mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal war. Ich wusste nur, dass mir seine beschützende Art mir gegenüber unheimlich gut gefiel, so dass ich mir versuchte einzureden, sein Verhalten wäre auf ersteres zurückzuführen.

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