32. Nächtliche Schmetterlinge

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Die Nacht war letztendlich doch noch echt gut. Nate und ich hatten bis drei Uhr durchgetanzt, wobei wir unsagbar viel Spaß hatten. Er hatte es wirklich geschafft mich auf andere, positive Gedanken zu bringen.

Anschließend waren wir gemeinsam nach Hause gelaufen, da wir morgen wieder nach Bakersfield fahren würden.

Eigentlich sollte ich auch schon seit einer halben Stunde schlafen. Seitdem lagen wir zumindest im Bett. Ich in meinem, Nate auf der Matratze daneben. Doch ich bekam einfach kein Auge zu. Ganz egal, wie sehr ich es versuchte.
Nicht nach diesem letzten Abend unserer gemeinsamen Feiertage, der mich dazu brachte die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen.

Ich dachte an Nate. An die zahlreichen kleinen Momente zwischen uns. An die chaotischen Emotionen, die ich in den letzten Tagen ständig gespürt hatte. Die jetzt verhinderten, dass ich auch nur ein Auge zu bekam.

Frustriert drehte ich mich auf meiner Matratze abermals auf die andere Seite.

Wieder setzten sich meine Gedanken bei Nate fest.

Ging es Nate auch so? Dachte er auch über das zwischen uns nach? Oder war ihm das alles schlichtweg egal? Falls da überhaupt etwas war. Was wäre, wenn mir mein Kopf einfach einen üblen Streich spielte und ich mir das Ganze nur einbildete?

Argh, das war doch zum Haare raufen.

Was hatte er nur mit mir angestellt? Noch nie hatten ich solche Dinge gefühlt oder gedacht wie bei ihm. Diese Leidenschaft war mir vollkommen neu, so dass ich sie schwer einordnen konnte. Sie überforderte mich regelrecht.

„Schläfst du schon?", hauchte ich schließlich flüsternd zu Nate, während ich über den Rand meiner Matratze lugte.

„Nein, noch bin ich wach."

„Kann ich vielleicht zu dir kommen?", keine Ahnung wieso ich das fragte. Am Alkohol lag es jedenfalls nicht, da ich diesen Abend nicht viel getrunken hatte. Dazu war er auch ohne Alkohol im Blut aufwühlend genug gewesen.

Ohne ein Wort zu sagen, sah ich, wie sich Nates Gestalt in der Dunkelheit aufrichtete und an die Wand, an der seine Matratze lag, lehnte, indessen er die Bettdecke auffordernd anhob.

Das interpretierte ich als stille Einladung, um zu ihm zu kommen.

Schnell schwang ich mich von der Matratze, machte noch eine Lichterkette, die sich um mein Bettgerüst wickelte, an und kroch, natürlich einen ausreichenden Sicherheitsabstand wahrend, zu Nate unter die Bettdecke. Den Oberkörper lehnte ich ebenfalls gegen die Wand hinter uns.

Eine Weile sagte niemand etwas, bevor es Nate war, der die nächtliche Stille unterbrach: „Wer hätte auf der Party vor ein paar Wochen geahnt, dass wir uns irgendwann noch einmal wiedersehen und ich die Ferien mit dir verbringen würde? Auf einer Matratze neben deinem Bett?"

„Stimmt."

Ein leises Lachen entfloh uns beiden.

Unsere langwierige, verwirrende und chaotische Geschichte war, oberflächlich betrachtet, wirklich ungemein witzig. Eigentlich war es sogar absurd, dass wir mittlerweile durch eine Geschichte verbunden zu sein schienen. Dachte ich doch eigentlich, er würde nur ein Kapitel meines Lebenslaufes füllen. Stattdessen ist er mittlerweile fast ein ganzes Band in meinem Leben.

„Was hast du damals eigentlich als erstes über mich gedacht, als ich dich auf dieser Party angeflirtet habe?", fragte der Blondschopf neben mir rückblickend.

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