13. Absturz

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Es waren einige Stunden vergangen, dennoch schien die Partylust der Studierenden nicht abzuebben. Der Campus war fast immer noch so voll wie vor vier Stunden.

Leider gehörte ich, im Gegensatz zu Chiara und Drew, die sich in irgendeine Ecke am Rand der Tanzfläche verzogen hatten und seit Stunden miteinander flirteten, nicht mehr zur feierenden Menge.

Die ganzen Getränke waren mir wohl etwas zu sehr zu Kopf gestiegen, beziehungsweise in den Magen gegangen. Mischkonsum der verschiedensten Alkoholsorten hatte ich sowieso noch nie gut vertragen, so dass es auch kein Wunder war, dass ich just diesem Moment an einen Baum, abseits der Partymasse, stolperte.

Völlig betrunken und von meiner eigenen Übelkeit überwältigt stieß ich auf.

Ich konnte eigentlich froh sein, dass ich in meinem Zustand noch im Stande war mich an einem Baum festzuhalten. Rückblickend war der Konsum von literweise Alkohol wohl keine besonders gute Idee. Ich hatte den Punkt, an dem Alkohol seine beflügelnde Wirkung verlor und ins glatte Gegenteil umschlug, bereits vor einer Stunde erreicht.
Doch erst jetzt hatte mich die Übelkeit dazu gebracht, mich torkelnd von der Menschenmenge zu entfernen.

Angeschlagen hielt ich mir den Bauch und versuchte die Augen offen zu halten.

Und dann war es auch schon passiert. Ich konnte nichtmal versuchen meinen Mageninhalt zurück zu halten, da hatte sich die brennende Magenflüssigkeit durch meine Kehle nach oben gebahnt. So schnell wie möglich beugte ich mich nach vorn, um mich wenigstens nicht selbst anzukotzen. Das würde gerade noch fehlen. Im nächsten Moment übergab ich mich neben dem Baum. Die Hälfte meines Mageninhalts ergoss sich auf der Wiese.

Angeekelt von dem Gefühl des Erbrechens richtete ich mich wieder auf und atmete schwer.

Es gab mit Sicherheit kein ekelhafteres Gefühl als das Erbrechen von Unmengen an Alkohol. Jetzt fühlte ich mich nicht nur betrunken, sondern auch noch widerlich. Der bittere Nachgeschmack im Mund brachte mich fast noch einmal zum aufstoßen.

„Zu viel getrunken?", nahm ich schwummrig neben mir wahr.

Meine müden Augen machten Nates große Gestalt in der Dunkelheit aus, die lässig eine Bierflasche in der Hand hielt und mich amüsiert musterte.

„Nein, ach quatsch. Ich bin schwanger.", lallte ich sarkastisch.

Er hatte mir am Tiefpunkt des Abends gerade noch gefehlt. Was ein krönender Abschluss. Ich fühlte mich wie das letzte Stückchen Elend und er wirkte obendrein wie am Anfang des Abends. Als wären die Partystunden spurlos an ihm vorbei gezogen.

Konnte er nicht wenigstens ein wenig fertig aussehen? Nein, stattdessen wirkte er genauso makellos wie am Anfang des Abends.

Das Leben war sowas von unfair.

„Natürlich habe ich zu viel getrunken, du Idiot.", fügte ich missmutig an und lehnte meinen Kopf erschöpft gegen den Baum. Ich warf ihm einen missachtenden Blick zu. Wenn er hier war, um sich an meinem Übermut zu erfreuen, konnte er sich gleich wieder verziehen: „Langsam wird es wirklich gruselig, dass du immer auftauchst, wenn der Moment am ungünstigsten ist. Meinst du nicht auch, dass das ziemlich auffällig ist?"
Ich hatte das Gefühl, ich würde meinen Mund kaum noch aufbekommen, um vollständige Sätze zu formulieren. Vermutlich verstand er kein Wort, so sehr nuschelte mein betrunkenes Ich: „Als Stalker bist du mieserabel!", resultierte ich bitter und hielt mir abermals den Magen, da ich spürte wie sich erneut neue Übelkeitswelle nach oben bahnte.

„Wow, selbst in diesem Zustand verlierst du deine Unabhängigkeit und den reizenden Sarkasmus nicht.", brachte er amüsiert hervor und setzte das Bier an seine Lippen. Er nahm einen Schluck bevor er fortfuhr: „Ich nehme an, du kommst alleine klar."

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