25. Brennendes Kribbeln

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Nicht zu glauben, dass ich seit einer Stunde in einem Gewächshaus saß. Mitten in der Nacht. In irgendeiner Ecke des Campus. Mit Nate. Und wir uns über alles Mögliche unterhielten. Es fühlte sich wie ein Gespräch mit einem guten Freund an, den ich schon Ewigkeiten kannte. Mit dem es immer witzig war und dem man alles erzählen konnte, ohne sich verstellen zu müssen. Das ganze Gespräch hatte eine Leichtigkeit, die ich selten erlebt hatte. Aber sie gefiel mir. Sie faszinierte mich.

Wobei Nates optische Erscheinung sicherlich entscheidend zu meiner Faszination beitrug. Wem wollte ich da etwas vormachen, er sah einfach unverschämt gut aus.

Also entweder war ich wirklich müder als es mir vorkam oder ich hatte sie nicht mehr alle.

Was war denn nur passiert, dass Nate und ich plötzlich so unfassbar gut harmonierten? Vielleicht lag auch nur etwas in der Luft. Irgendein psychedelischer Stoff, der mir das Gehirn vernebelte und erschwerte klare Gedanken zu fassen.

>Oder es hat die ganze Zeit schon harmoniert und du hast versucht dir das vehement auszureden.<

Wieso meldete sich die innere Stimme prinzipiell nur zu Wort, wenn das Innere gegen die eigenen Überzeugungen diskutieren wollte?

„Und du bleibst in den Ferien wirklich in der Uni? Ich meine, du könntest ja auch woanders hin fahren: Ans Meer, in eine andere Stadt, zu einem Freund...", schloss ich thematisch an.

„Immerhin habe ich nahezu die ganze Unibibliothek für mich. Das heißt freie Platzwahl. Wenn das nicht dafür spricht die Ferien in der Uni zu verbringen, dann weiß ich auch nicht.", scherzte er.

Normalerweise war das Finden eines Platzes zum Lernen in unserer zentralen Unibibliothek nämlich ein unmögliches Unterfangen. Während des Semesters war es bereits eine Stunde nach Öffnung, neun Uhr, nicht mehr möglich einen Sitzplatz zu erhaschen. Normalerweise blieb einem dann nur der Teppichboden zwischen den Bücherregalen oder an irgendeiner Wand, den man zu einem Sitz- und Lernplatz umfunktionieren musste. Unbequem, aber besser als nichts.

Schmunzelnd wollte ich gerade antworten, als ich einen kühlen Wassertropfen auf meiner Stirn spürte. Irritiert strich ich über mein Gesicht. Regen?
Wir waren doch unter einem Dach. Regen sollte hier gar nicht hinein gelangen.

Nate schien ebenfalls einen Tropfen bemerkt zu haben. Zumindest seinem irritieren Gesicht nach zu urteilen.

Auf einen einzelnen Tropfen, folgten immer mehr.

„Verdammt.", fluchte Nate.

Plötzlich strömte das kühle Nass ungehindert und in Unmengen auf uns herab, so dass meine Kleidung bereits nass an mir klebte und vollkommen durchweicht war als wir hektisch aufsprangen, die Laterne sowie den Schlüssel schnappten und unsere Beine in die Hand nahmen.

So schnell wir konnten, rannten wir zur Ausgangstür. Obwohl ich bezweifelte, dass das etwas brachte. Schließlich waren wir sowieso schon klatschnass.

Nate stellte die Lampe an den Ein- und Ausgangsbereich zurück und hielt mir die Tür auf, so dass ich rasch hindurchspringen konnte. Er folgte mir sogleich und schloss die Tür.

Völlig außer Atem rangen wir nach Luft, sahen zum Gewächshaus, dann uns gegenseitig an. Nate war ebenfalls komplett durchweicht. Seine Kleidung klebte klatschnass an seinem Körper. Schmiegte sich an, so dass seine, darunter verborgenen, fein definierten Bauchmuskeln erahnen ließen. Seine Haare hingen nass über seiner Stirn, während die glänzenden Tropfen am Rand seines Gesichts zum Kinn hinunterliefen, um herunterzutropfen.

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