Epilog

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Freitag – 20. Mai

>> Ich danke dir nochmal für das Geschenk<< sprach ich noch einmal zu Bartoz. Er stand neben meiner Mutter vor der Wohnungstür und wir kamen gerade vom Go-Kart Fahren.

Eigentlich hatte er mir das zum Geburtstag geschenkt, damit ich mit jemanden etwas unternehmen konnte. Aber ich wollte nie jemand anderen mitnehmen als ihn selbst und es war mit Abstand die beste Entscheidung. Kurzerhand hatte ich meine Mutter auch noch eingeladen und somit sind wir gemeinsam über die Rennstrecken gefegt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal vor und mit meiner Mutter so herzhaft gelacht hatte. Es war ein wunderschöner Vormittag.

„Selbstverständlich", meinte er grinsend, nahm mich noch einmal in den Arm und wuschelte durch meine Haare. Anschließend nahm ich meine Mutter in den Arm und sprang das Treppenhaus hinunter. Draußen angekommen setzte ich mir meine Sonnenbrille auf die Nase. Die Sonne stand mittig am Himmel und verbreitete ihre Mai Hitze in ganz San Diego. Schwitzend lief ich in meiner kurzen Hose Richtung Innenstadt, wo Soraya bereits vor dem Einkaufszentrum wartete.

„Hey du", begrüßte sie mich und zog mich in eine Umarmung. Wir waren zum Shoppen verabredet. Seit sie Mitte Mai aus der Klinik raus war, verbrachten wir wieder viel Zeit miteinander. Ich wollte sie weiterhin aktiv von Vincents Tod ablenken und für sie da sein, wenn es ihr nicht so gut ging. Als ich ihr gestern erzählte, dass ich in zwei Tagen wieder ein richtiges Date hatte, wollte sie unbedingt etwas Schönes mit mir einkaufen gehen. Und somit standen wir hier. Bereit Geld auszugeben, damit ich morgen gut aussah.

„Hey", erwiderte ich ihre Begrüßung und zusammen schlenderten wir durch die Gänge. Im Zentrum war die Klimaanlage an, weshalb man unbeschwert atmen und sich bewegen konnte. Draußen war daran kaum zu denken.

Nach geschlagenen vier Stunden, einem vollen Magen und drei Tüten in der Hand kamen wir beim Campus an. Auf der Rasenfläche kamen uns Vila, Lexi, Ismene, Eve und Sammy entgegen. Ich schenkte der Gruppe ein Lächeln und nickte ihnen einmal zu, da ich keine Hand frei hatte. Alle vier hoben die Hand und wanken mir zur Begrüßung zu. Sie kicherten, steckten wieder die Köpfe ineinander und liefen Richtung Strandpromenade. Sie waren scheinbar immer noch nicht wieder mit Melinda befreundet, falls sie das jemals wieder werden. Wir grüßten uns mittlerweile, wenn man sich sah, großartig etwas zusammen unternehmen taten wir aber nicht. Das blieb Vilas Clique und ich hatte damit keine Probleme.

Soraya brachte mich noch bis zu meinem Zimmer, wo wir uns verabschiedeten und abmachten, dass wir uns die nächsten Tage wieder sehen würden. Ich war so froh, dass wir uns wieder regelmäßig trafen und uns wieder gut verstanden. Ehrlich gesagt fehlte mir ihre Freundschaft über die letzten Jahre. Und vor allem jetzt, wo Arizona nicht mehr in meinem Leben war, war ich mehr als dankbar für sie.

Hin und wieder sah ich meine ehemalige beste Freundin auf dem Campus, in den Vorlesungen oder vor dem Club. Wir sprachen aber immer noch nicht miteinander. Sie verstand nicht, dass Theo keine Wette für mich war und ich verstand, dass sie somit kein Mensch war, den ich weiterhin in meinem Leben haben wollte. Manchmal musste man sich von Menschen trennen, die einem nicht guttun. So sehr es schmerzt, oft bemerkt man danach erst, was man ohne diese Person alles hat und erreichen kann. Oder wie man sich mit dieser Person verändert hat. Man erkennt sich selbst nicht wieder und muss danach erst einmal wieder zu sich selbst finden.

Gegen späten Abend fand ich mich dann auf der Couch von Quirin wieder. Er hatte mich spontan zu sich eingeladen, da er Besuch von einigen Freunden hatte. Gemeinsam unterhielten wir uns ausgiebig, wobei ich mich noch etwas zurückhielt. So sehr ich es versuchte, bekam ich diese alte Gewohnheit nicht aus mir heraus, dass ich ungern mit fremden Menschen sprach. Die fünf Jungs unterhielten sich, grölten freudig vor sich hin und kippten ein Bier nach dem anderen hinunter.

𝐄𝐱𝐩𝐞𝐜𝐭𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬Where stories live. Discover now