Zwanzigstes Kapitel

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Samstag - 02. Oktober 

Einige Minuten später befand ich mich in einem eingezäunten Bereich. Leo hatte mir erklärt, wie man einen Sattel anlegte und was man dabei beachten sollte.

Ich spürte den brennenden Blick von Theo auf mir, der immer noch bei Kay stand. Diese sattelte ebenso gerade ihr Pferd und warf mir immer wieder einen Blick zu.

>> Carla! Du willst doch bestimmt zuerst oder? << fragte ich nervös und rieb mir die Hände an der Hose ab. Um Himmels Willen ich war jetzt schon Schweiß gebadet.

>> Stell dich nicht so an, drauf da jetzt << motzte das kleine Mädchen mit mir. Abwehrend hob ich die Hände in die Luft und setzte schließlich meinen Helm auf. Eine Gehirnerschütterung könnte ich nicht auch noch gebrauchen.

Ich tat schließlich das, was Leo mir befahl, setzte meinen Linken Fuß in den Steigbügel, legte meine Hände an den Sattel und zog mich hoch, bis ich einige Sekunden später auf dem Tier saß. Beeindruckt sah ich an mir herunter.

>> Sehr gut, jetzt den Rücken gerade machen und das Kinn hoch. Du musst eine schöne, gerade Haltung einnehmen << erklärte der schwarzhaarige mir. Ich setzte seine Worte um und drückte den Rücken durch, als ich bemerkte, wie Theo etwas zu Kay sprach und schließlich unter dem Holzzaun her kletterte, um auf mich zuzukommen.

Kurz darauf lehnte er neben seinen Geschwistern am Holzzaun und betrachtete mich. Carla hüpfte freudig auf und ab, während sie unter dem Holzzaun zu mir sah, da sie nicht groß genug war.

>> Das sieht doch schon gut aus << lobte Theo mich. Ich wandte den Blick ab und brummte nur sauer in seine Richtung. Er schien es nicht zu bemerken, denn er trug immer noch dieses unausstehliche Grinsen auf den Lippen.

>> Okay als nächstes führe ich das Pferd langsam einige Schritte vor, gewöhn dich ruhig erstmal daran << erklärte Leo mir und tat genau das, was er mir soeben erklärt hatte. Mein Herz schlug für meine Verhältnisse viel zu schnell und nervös klammerte ich mich an den Sattel.

>> Haltung << wies er mich darauf hin, weshalb ich meinen Rücken wieder gerade machte und das Kinn hob. Wir ritten einige Runden im Kreis und immer, wenn ich an Theo vorbeikam, durchzog ein Stechen meinen Körper. Er hatte seine Ex geküsst, nicht mal 24 Stunden, nachdem er mich geküsst hatte.

Es sollte mich nicht interessieren, denn ich hatte schlimmeres im Sinn, jedoch tat er so, als wäre nichts gewesen und das provozierte meine Nerven enorm. Ich war kein Mensch, der Probleme nicht offen ansprach, aber innerlich hoffte ich, dass er es mir von sich aus erzählte, wenn ihm etwas an unserer Freundschaft lag.

>> Sie ist ein Naturtalent << meinte Leo in Theos Richtung, der nur stolz vor sich hin grinste. Dieses grinsen würde ihm nachher aber auch noch vergehen.

Nach ungefähr zwei Stunden, vielen Informationen und die ganze Donavan Familie, die mich interessiert gemustert hatte, stand ich ohne Pferd auf dem Hof und hörte Carlas Geschwärme zu. Ich hatte stattdessen aber nur Augen für Kay, die ohne Probleme ihr Pferd über den Hof führte und geradewegs auf den Wald zusteuerte, bevor sie in Galopp wechselte und davonritt.

>> Und? Wie fandest du es? << fragte Theo interessiert und ich zuckte erschrocken zusammen, bevor ich herumfuhr.

>> Hmm? << brummelte ich fragend, da ich ihm nicht ganz folgen konnte.

>> Deine erste Reitstunde << half er mir auf die Sprünge. Ich nickte nur zufrieden und drehte mich dann vollständig zu ihm, bevor ich meine Hände in die Seiten stemmte.

>> Du denkst auch ich bin blöd, oder? << hauchte ich leise in seine Richtung. Fragend blickte er auf mich hinunter, was die ganze Situation noch schwerer machte. Keine Ahnung, wieso mich dieser verdammte Kuss zwischen den beiden so mitnahm, aber ich wollte das zwischen uns geklärt haben.

>> Ich habe dich gesehen, mit Kay << erwiderte ich. Sein Fragender Gesichtsausdruck wechselte zu wissend und schließlich riss er die Augen auf. Er verstand offensichtlich, was ich meinte. Langsam nickte ich, während ich auf meiner Unterlippe herum kaute.

Warum um Himmels Willen war ich nur so nervös darüber zu sprechen? Soll es mir doch egal sein, bis zum Ende der Wette wenigstens.

>> Tabitha << fing er langsam an und seine Stimme klang sanft. Warum war er nur so ruhig, das provozierte mich nur noch mehr. Ich sah zu ihm hoch und schließlich wieder nach unten. Meine Augen wurden feucht, was ist das denn nun für ein Mist. Mein Gegenüber schob sich die Brille zurecht und fing an nervös vor sich hin zu stottern. Er war wohl noch nie in der Situation, dass sich zwei Mädchen an seiner Seite sehen wollten.

>> Schon okay, ich verstehe das. Aber bitte tu dann nicht auf der anderen Seite so, als würdest du dich wirklich für mich interessieren << erwiderte ich ehrlich, bis ich meine Lippen zu einem Strich zusammenpresste und an ihm vorbei, in Richtung unserer Hütte lief.

Ich ließ hinter mir die Tür ins Schloss fallen und fing schließlich an meine Sachen in meine Tasche zu stopfen, damit wir morgen früh endlich fahren konnten.

Den Rest des Tages verbrachte ich mit Carla, anstatt mit dem jungen Mann, weswegen ich eigentlich hier war. Dafür, dass ich eigentlich nicht mit Kindern konnte, war dieses kleine Mädchen aber einer meiner einzigen Bezugsmenschen an diesem Ort. So seltsam es auch klang, jedoch war Theo mit Kay beschäftigt, Leo hatte sich nach dem Reiten in sein Zimmer verschanzt, Valentin war soweit ich wusste bei einem Freund und Christian und Johanna kümmerten sich um Baby Elodie und andere Sachen die anfielen.

Gegen späten Abend befand ich mich schließlich in dem Doppelbett und wartete auf Theo. Dieser lies sich aber nicht Blicken. Weder um 22:00 Uhr noch eine, geschweige zwei Stunden später. Seufzend machte ich das Licht aus und drehte mich auf den Bauch, um schließlich meine Augen zu schließen, bis mir die Bilder von Theo und Kay in den Kopf schossen.

Schwer atmend setzte ich mich wieder auf, bis ich das Knatschen der Holztür wahrnahm. Interessiert setzte ich mich auf, machte das Nachtlicht an und zog die Bettdecke über meinen Schoß. Mein Blick war starr auf die Zimmertür gerichtet, in der kurze Zeit später Theo erschien. Er musterte mich unsicher und vergrub seine Hände in der Hosentasche.

>> Noch wach? << hakte er leise nach. Ich zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust.

>> Offensichtlich << erwiderte ich sofort. Er ging um das Bett herum und nahm sich seine Schlafsachen. Mit den Sachen unterm Arm geklemmt ging er zur Tür heraus und verschwand im Badezimmer. Drei Minuten später kam er wieder zu mir und hob die Bettdecke an, um darunter zu kriechen.

Ich wartete noch einige Sekunden, in der Hoffnung, er würde etwas sagen, jedoch kam nichts. Ich nickte schwach, eher für mich als für ihn, bevor ich mein Nachtlicht wieder ausmachte und mich hinlegte, sodass ich ihm den Rücken zu drehte.

>> Kay ist nur eine Freundin << brachte er schließlich heraus und ich nahm wahr, wie er die Brille auf dem Beistelltisch ablegte.

>> Scheint ja sehr intim zwischen euch zu sein für eine Freundin << erwiderte ich und wusste selbst nicht, was gerade in mich gefahren war.

>> Bist du Eifersüchtig? << fragte Theo ungläubig in meine Richtung. Ich lachte sofort ironisch auf und drehte mich wieder zu ihm. Eifersüchtig? Ich? Niemals!

>> Ich bin nie Eifersüchtig! << sprach ich und warf meinen Geflochtenen Zopf über meine Schulter. Theo nickte schwach und seine Lippen verzogen sich langsam zu einem Schmunzeln. Verdammter Mistkerl, was grinste der jetzt so doof?

>> Was? << schnaufte ich genervt.

>> Es tut mir leid okay? Ich habe es Kay auch gesagt, dass ich nicht interessiert bin, du kannst jetzt aufhören eifersüchtig zu sein << forderte er belustigt. Ich warf mich mit dem Rücken ins Kissen.

>> Bin ich nicht! << wiederholte ich meine Worte dieses Mal mit etwas mehr Nachdruck in der Stimme. Ich hörte ein Brummen, das von dem schwarzhaarigen kam, bevor er sich über mich lehnte und ich genau seine grünen Augen mustern durfte.

>> Okay << hauchte er vorsichtig. 

𝐄𝐱𝐩𝐞𝐜𝐭𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬Where stories live. Discover now