zwölftes Kapitel

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Samstag - 25. September

Ich folgte dem Schwarzhaarigen zu einer kleinen Hütte, etwas weiter entfernt von dem großen Familienhaus. Er schloss die Holztür auf und ließ mich eintreten. Es war ein kleiner, offener Raum. Die Wände und der Boden bestanden aus dunklem Holz. Es roch, als würde man in einem Wald stehen, mit einem leichten Vanille Duft, was wohl an den Kerzen auf der Kommode lag. An der Fensterseite stand eine große L-Förmige Couch. Davor lag ein großer grauer Teppich und an den Wänden hingen viele Bilder von Pferden und Turnieren.

>> Das mit den Pferden ist wohl euer Ding, oder? << fragte ich scherzhaft.

>> Mein Vater macht das schon seit er klein ist. Mein Großvater hat sich das alles aufgebaut. Meine Mutter hat erst durch meinen Vater den Umgang mit Pferden gelernt. Wir Kinder sind somit alle damit aufgewachsen << erklärte er mir ehrlich. Beeindruckt hörte ich ihm zu.

>> Wir haben insgesamt 21 Pferde, von Spring und Dressur zu Showpferden. Meine Mutter gibt jeden Dienstag und Donnerstag Voltigier Unterricht für Kinder im alter von 7 bis 15. Jeden Montag und Mittwoch für alle die zwischen 16 und 21 sind. Mein Vater unterrichtet viele verschieden Altersgruppe beim Reiten und Springen. In den Ferien haben wir hier alles Mögliche an Aktionen. Unser Hof ist sehr gut besucht und kleinere Turniere finden auch hier statt << sprach er weiter. Die Familie musste wohl gut Geld damit verdienen.

>> Hätte nie gedacht, dass du ein Reiter bist << meinte ich provozierend grinsend. Er musterte mich unsicher und schmunzelte dann leicht.

>> Sogar ein ziemlich guter << bestätigte er mir und öffnete dann eine Holztür, die in ein anderes Zimmer führte. In dem Raum stand ein Boxspringbett und auf den Nachttischen rechts und links eine kleine Lampe, die den Raum gemütlich wirken ließ. Rechts neben dem Bett war ein Fenster, dass mit Vorhängen bedeckt wurde.

>> Du kannst hier schlafen, ich schlafe auf dem Sofa. Das Badezimmer ist die andere Tür beim Sofa << erklärte er mir. Ich dachte einige Sekunden nach, ehe ich mich wieder zu ihm drehte.

>> Schläfst du hier? Ich finde es gruselig allein zu schlafen << fragte ich und klimperte ein wenig mit meinen Wimpern. Er wippte auf seinen Schuhen vor uns zurück, offensichtlich machte ich ihn nervös.

>> Ich bau eine Kissenmauer << erwiderte ich. Er schien überzeugt und überließ mir den Vortritt ins Badezimmer, während er nochmal ins Haus lief und einige Sachen holte. Nachdem ich auf Toilette war, klopfte er an der Tür und reichte mir Abschminktücher, Zahnputzzeug, eine Bürste und Schlafsachen. Dankend nahm ich alles an, schminkte mich ab, kämmte meine Haare ordentlich durch und putzte meine Zähne.

Ich betrachtete die graue Jogginghose, sowie das viel zu große T-Shirt. Schulterzuckend zog ich das Shirt an und trat aus dem Badezimmer, um die Jogginghose über das Sofa zu werfen. Theo war in der Zeit erneut rüber gegangen und hatte sich dort schnell fertig gemacht, weshalb er bereits neben dem Bett stand. Er trug eine schwarze Jogginghose und ein dünnes T-Shirt.

Seine Augen waren auf mich gerichtet und er musterte meine nackten Beine. Nervös fuhr er sich mit seinen Händen über seine Oberschenkel. Grinsend lief ich auf das Bett zu und hob die Bettdecke an.

>> Wo ist der Rest? << fragte er und deutete auf meine Beine.

>> Das ist mir zu warm << meinte ich, was gelogen war. Ich fror unfassbar schnell, jedoch wusste ich genau, wie man Jungs um den Finger wickelte. Er fuhr sich durch seine Haare und stieg schließlich auch ins Bett.

Ich dachte nicht einmal dran, wirklich eine Kissenmauer zu bauen, wir waren keine zwölf mehr. Theo schien zu bemerken, dass ich ihn verarscht hatte, weshalb er sich nervös hin und her drehte.

Ich legte meine Hand auf seinen Unterarm, der auf seinem Bauch ruhte. Er zuckte bei meiner Berührung kurz zusammen und seine Atmung verschnellerte sich.

>> Beruhig dich mal, ich bins nur << meinte ich.

>> Eben. Ich kenn dich für sowas nicht gut genug << rechtfertigte er sich hektisch.

>> Hast du eine Freundin? << fragte ich. Er schüttelte den Kopf.

>> Dann ist doch alles gut << meinte ich, gähnte einmal und drehte mich auf den Bauch, sodass mein Shirt hochrutschte. Ich bekam noch mit, wie Theo sich einige male hin und her wälzte und dabei ausversehene meine Beine berührte, weshalb er sich räusperte und eine Entschuldigung murmelte. Ich tat aber bereits seit einigen Minuten so, als würde ich schlafen, wobei mir das Grinsen über sein Verhalten nicht ausblieb.

Sonntag – 26. September

Ich wurde wach, da die Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen. Ich kann nicht bei Helligkeit schlafen, weshalb ich unzufrieden aufbrummte und meinen Kopf nach rechts drehte. Meine Augen entdeckten einen jungen Mann neben mir, weshalb ich einen halben Herzinfarkt erlitt, bis mir einfiel, wo ich bin.

Theo schlief friedlich in Bauchlage vor sich hin und seine linke Hand ruhte auf meinem Bauch. Sie hob und senkte sich mit jedem Atemzug, den ich machte. Ich legte sie vorsichtig beiseite und rückte näher an das Gesicht des jungen Mannes.

>> Pssst << zischte ich und achtete auf eine Reaktion, jedoch kam nichts.

>> Ey << flüsterte ich und drückte meinen Zeigefinger in seine Wange.

Nichts.

>> Theo << sprach ich nun lauter, sodass er die Augenbrauen zusammenzog und die Augen zukniff, ehe er sie öffnete und mich ansah. Ich lächelte süß, während er sich schockiert aufrichtete.

>> Du bist echt komisch << meinte ich, schlug die Bettdecke zur Seite und stand auf. Er sah mich kurz an und zog die Bettdecke auf seinen Schoß.

>> Du kannst zuerst ins Badezimmer << meinte er, weshalb ich grinsend verschwand und die Dusche entdeckte, die mir gestern gar nicht aufgefallen ist. In Ruhe genoss ich eine Warme dusche und richtete danach meine Haare. Ich zog mein Outfit von gestern an und trauerte ein wenig vor mich hin, dass ich keine Schminke hier hatte.

>> Du kannst << rief ich und trat aus dem Badezimmer. Als ich keine Antwort bekam, sah ich ins Schlafzimmer, um festzustellen, dass das Bett bereits gemacht war. Die Holztür nach draußen schwang auf und ein frisch geduschter Theo stand im Türrahmen. Seine Haare waren noch etwas nass, jedoch trug er eine schwarze Jeans mit einem grauen Holzfäller Hemd. Wie immer eigentlich.

Ich nahm sein Aftershave wahr, dass sich mit seinem Parfüm vermischte.

>> Willst du etwas essen? << fragte er mich. Ich nickte sanft und folgte ihm schließlich wieder nach draußen, wo wir über den Hof liefen. Im Haus angekommen, entdeckte ich eine Uhr und musste feststellen, dass es gerade mal 08:10 Uhr war. Da schlafe ich eigentlich noch.

Ich nahm bereits laute Stimmen aus einem Raum wahr, weshalb ich innehielt. Ich konnte seine Familie nicht kennen lernen.

>> Die beißen nicht Tabitha, versprochen. Ich fahre dich danach auch nach Hause << versprach er mir. Seufzend folgte ich ihm ins Esszimmer, bis mich fünf Augenpaare ansahen und die Gespräche langsam verstummten.

>> Tabby, du bist noch da << ertönte die freudige Stimme von Carla. Ich lächelte leicht.

>> Guten Morgen << sprach ein älterer Mann. Er hatte den gleichen Haarschnitt wie Theo und man konnte deutlich erkennen, dass er die schwarzen Haare von ihm hatte. Jedoch waren bei ihm schon leichte graue Strähnchen dazwischen, was ihn aber nicht weniger attraktiv wirken ließ.

>> Setz dich ruhig << meinte Theo und zog mir einen Stuhl zurück. Das wird unangenehmer, als ich es mir hätte ausmalen können.

𝐄𝐱𝐩𝐞𝐜𝐭𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬Where stories live. Discover now