Siebenunddreißigstes Kapitel

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Samstag – 16. Oktober

Vor einer Woche war ich auf der Studentenparty, wo Theo seine neue Zukünftige kennen gelernt hatte, während ich danebenstand. Mit zusammen gekniffenen Augen und einem düsteren Gesichtsausdruck betrachtete ich die beiden, wie sie sich nett unterhielten und auf Theos Jacke im Gras auf dem Campus lagen.

Schmutz.

Sie. Er. Die ganze Beziehung zwischen den beiden.

Ich hatte gerade jedoch ein ganz anderes Problem. Total glücklich hatte ich mir gestern einen eigenen Reithelm gekauft. Matt Schwarz mit einem Waldgrünen Streifen an den Seiten. Ich wollte das ganze Thema mit dem Reiten weiterhin aufrechterhalten und hatte mein letztes Gehalt für den Helm auf den Kopf gehauen. Jedoch passte dieser nicht in meine Tasche und somit trug ich ihn nun so unter dem Arm.

Meine Bushaltestelle lag jedoch keine 20 Meter von Theo und seiner 'Ich spanner gerne anderen Frauen ihren Freund aus' Freundin entfernt. Hochkonzentriert überlegte ich mir schließlich einen Plan.

Sie schien meine Bedenken zu bemerken, weshalb sie mir einen kleinen Schubs in die richtige Richtung gab.

>> Du bist viel zu stark, um dich von sowas runterziehen zu lassen << hauchte sie mir zu und forderte mich auf, an ihre Worte zu denken.

Öffentlicher Hof. Jeder konnte dorthin, wenn er wollte, und das tat ich nun auch. Selbstbewusst drückte ich die Schultern durch, warf meine viel zu langen braunen Haare zurück und marschierte mit meinem besten Hüftschwung an den beiden kichernden Turteltauben vorbei. Ich spürte, wie sein Blick auf meinem Rücken brannte und schließlich den Helm entdeckten. Ich stellte mich mit Vila an die Haltestelle und hoffte inständig, dass er nicht her kam.

Nur noch drei Minuten.

Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich schnaufte genervt, drehte mich rum und deutete Vila kurz einige Meter weiter weg zu gehen. Theo musterte mich interessiert und ich zog nur abwartend die Augenbrauen hoch.

>> Gibt's was? << fragte ich schnippisch. Das kam noch abweisender rüber als ich es im Kopf hatte. Ich hab's echt drauf.

>> Du gehst reiten? << fragte er interessiert und deutete auf meinen Helm. Ich folgte seinem Blick und suchte danach wieder den Augenkontakt zu ihm. Das ist ein ausschlaggebender Punkt, um seine Stärke zu beweisen. Augenkontakt aufrechterhalten.

>> Deiner? << hakte er interessiert nach.

>> Entschuldigung aber was soll dieser Smalltalk? Geh zu deiner unerträglichen Freundin und lass mich einfach in Frieden. Du wolltest Abstand... << pampte ich ihn an. Er zuckte bei meinen Worten kurz zurück und sah dann hinüber zu Melinda. Er hatte offensichtlich nicht mit dieser Antwort gerechnet, was mich stolz machte.

>> Du denkst ich hätte was mit ihr? << meinte er irritiert. Stöhnend schüttelte ich den Kopf und warf einen Blick zu Vila, die unauffällig unserem Gespräch folgte.

>> Hör mir zu. Ist mir echt total egal. Mach wie du meinst. Ich habe dich verletzt, schon klar. Du wolltest Abstand, aber dann gib mir bitte auch meinen Freiraum denn ich kann das nicht mit ansehen << meinte ich und deutete dabei zwischen den beiden hin und her. Das besagte Mädchen strich sich gerade die Haare zurück und drückte ihre Arme vorne weiter zusammen, damit ihre Brüste zum Vorschein kamen.

Schlampe.

>> Bist du eifersüchtig? << fragte er und in seinem Gesicht lag der Ausdruck von wissend.

>> Tabitha ist niemals eifersüchtig! << mischte sich Vila nun ein und deutete auf den heranfahrenden Bus. Ich nickte zustimmend.

>> Nenn es enttäuscht << erwiderte ich und entdeckte meinen Bus.

>> Enttäuscht? << hauchte er verwirrt. Ich nickte und drehte mich von ihm weg.

>> Weil du genau weißt, was du in mir anrichtest, dass du dich jetzt genau mit ihr triffst. Ich bin schuld an unserer Trennung, aber du schiebst eine Freundschaft zwischen uns durch diese Sache in die Hinterste Ecke << meinte ich ehrlich, stieg ein und setzte mich mit Vila auf einen freien Platz. Ich beobachtete, wie er wieder auf Melinda zuging und sich schließlich neben sie hockte. Der Bus setzte sich in Bewegung und ich lauschte die nächste Stunde die Musik aus den Boxen des Busses.

Vor dem Donavan Hof stiegen wir aus. Ich beobachtete Vila, die einmal tief Luft holte. Grinsend schüttelte ich den Kopf und war ungemein froh, dass sie mich heute begleitete. Sie hatte mich in dem Punkt überzeugt, als sie meinte, dass sie Fotos von mir machen würde. Ich gab mich also schließlich geschlagen und nun stand ich ihr.

Wir liefen auf den eingezäunten Bereich zu, in dem Leo gerade am Reiten war. Er ritt Tornado, ein Haselnussbraunes Shire Horse. Das Gesamtbild, er in seinem Eng anliegendem Reitoutfit, seine Gerade Haltung und dieses Majestätische Pferd sorgten für Kribbeln in meinem Bauch. Er entdeckte mich, kam auf mich zu geritten und stieg schließlich von Tornado herunter.

>> Die sind ja wirklich riesig << staunte Vila begeistert und lehnte sich an den weißen Holzzaun. Ich nickte zustimmend und sah mich kurz um.

>> Hey Tabitha << begrüßte er mich und sah danach zu Vila. Ich deutete auf meine Freundin.

>> Vila, Theo. Theo, Vila << stellte ich die beiden vor. Die Rosa Haarige hob zur Begrüßung ihre Hand und setzte ihr liebevolles lächeln auf.

>> Ich habe sie mitgebracht, weil sie ein paar Fotos machen wollte. Wenn du magst, macht sie bestimmt auch welche von dir << erklärte ich meine Anwesenheit. Er stimmte begeistert zu, sodass ich mich auf den Weg machte, um Lee aus der Box zu holen.

Vila folgte mir interessiert und musterte schließlich die ganzen Pferde in ihren Boxen. Ich ging die Reihe durch und deutete auf das ein oder andere.

>> Das ist Charlie. Eine Warmblüterstute. Mit 1,55m die kleinste. Das ist Draco ein Brabanter Hengs. Der größte von allen. Hat eine Rückenhöhe von 1,99 << erklärte ich und deutete auf den Pechschwarzen Schatten, der sich wieder in die Ecke seiner Box drängte.

>> 1,99m?! << platzte es entgeistert aus Vila heraus. Ich nickte zustimmend.

>> Krass oder? Auf den komme ich nicht einmal drauf << seufzte ich und lehnte mich an das Tor seiner Box.

>> Ich würde ihn gerne mal draußen sehen. So richtig bei Tageslicht, aber der will sich einfach nicht blicken lassen << seufzte ich und spürte, wie meine Freundin sich neben mich stellte. Sie biss gerade genüsslich in ihre Wassermelone, die sie aus ihrer Brotdose gefischt hatte. Ich schüttelte grinsend den Kopf.

>> Hey Draco Großer << sprach sie und machte damit auf sich aufmerksam. Sie hielt ihm ein Stück Wassermelone hin. Er schnupperte in der Luft herum, drehte sich aber wieder weg. Vila warf ihm das Stück vor die Füße, weshalb er sein Kopf neigte und an dem Obst roch. Ohne zu zögern, fraß er es auf und sah dann in unsere Richtung.

>> Das wird mir jetzt doch ein wenig zu intensiv << meinte das Mädchen neben mir und zog sich wieder einige Schritte zurück. Ich hielt ihr meine Hand hin.

>> Gib mal schnell eins her, ich will was versuchen << forderte ich hektisch. Vila legte mir das Stück Wassermelone in die Hand und ich streckte sie in Dracos Box. Er kam einige Schritte näher und schnupperte an meiner Hand. Ich wagte es nicht mich auch nur einen Millimeter zu bewegen, da der Moment so aufregend war.

Er schnappte sich das Stück, kaute genüsslich und stubste dann meine Hand an. Ich biss mir auf die Unterlippe und berührte vorsichtig seinen Nasenrücken. Er ließ sich einige Sekunden streicheln, bevor ein leises Klicken ertönte und er sich wieder zurückzog. Ich drehte mich zu Vila, die durch ihre Kamera blickte.

>> Ich habs voll drauf << verkündete sie stolz. Grinsend stellte ich ihr die anderen Pferde vor, bis ich bei dem letzten Shire Horse stehen blieb.

>> Das ist - <<

>> Stormy, mein Pferd << mischte sich jemand ein. Ich drehte mich zu Kay, die in der Scheunentür stand und die Hände in die Seiten gestemmt hatte. Die hat mir ja gerade noch gefehlt.

𝐄𝐱𝐩𝐞𝐜𝐭𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum