56

162 16 6
                                    

Robert war nach wie vor angespannt, aber er versuchte sich einfach so gut es ging in den Gesprächen zu beteiligen. Und es lief erstaunlich gut. Christians Mutter war tatsächlich sehr aufgeschlossen und schien nicht wirklich voreingenommen gewesen zu sein. Auch wenn es klar war, dass sie ähnliche Werte und Positionen wie Christian vertrat. Aber auch das störte erstmal auf jeden Fall nicht. Und Robert merkte, dass es Christian gut tat, hier zu sein. Und das freute natürlich auch ihn selber. Irgendwann stand Christian dann auf und begab sich wohl in das Badezimmer. Also blieb Robert alleine mit seiner Mutter zurück. Das war dann doch wieder eine komische Situation. Aber bisher war es ja wirklich gut gelaufen, er hoffte dass es so weiterging. Auch wenn es klar war, dass er sich darauf einstellen musste, dass sie nun nochmal ein paar Fragen stellte. Ohne dass Christian daneben saß. Und so kam es dann auch.

"Ich hoffe es ist für dich nicht allzu komisch hier zu sein, aber Christian hat dir sicher erzählt, dass ich sehr neugierig war, dich persönlich kennenzulernen. Immerhin hab ich ja auch letztens erst erfahren, dass du mehr oder weniger der Grund dafür warst, weshalb sich Christian von Franca getrennt hat. Und der Grund dafür bist, weshalb er glücklich ist."

"Nein, ich freue mich wirklich, hier zu sein. Und ja ich würde behaupten, dass es für uns beide viele Veränderungen gebracht hat. Und es auch nicht nur einfach war und ist. Aber ich kann auch nur sagen, dass ich glücklich bin und sich die Veränderungen dahingehend gelohnt haben. Und ich hoffe, dass es für dich auch keine allzu schwierige Vorstellung ist, dass Christian und ich, ja... "

"Nein, natürlich nicht. Mir ist es ehrlich gesagt vollkommen egal, mit wem Christian glücklich ist. Solange er glücklich ist, bin auch ich damit glücklich. Und mit dir scheint er es zu sein. Und es gibt wirklich schlimmere Vorstellungen, als dass du derjenige bist, mit dem Christian zusammen ist. Wirklich. Auch wenn es mir natürlich etwas Sorgen bereitet, dass ihr nicht so einfache Umstände habt. Ich hoffe einfach, dass ihr euch darüber bewusst seid, was die Konsequenzen sind, würde eure Beziehung irgendwie an die Öffentlichkeit gelangen."

Robert nickte. Natürlich kannten sie beide die Konsequenzen. Haben sie beide für sich tausendmal durchgespielt. Und trotzdem saß Robert jetzt dort. Und das sprach doch eigentlich sehr für ihre Gefühle.

"Ja natürlich. Das macht es ja gerade so schwer für uns. Aber wir wollen einen Weg finden und irgendwie werden wir das auch schaffen. Auch wenn ich natürlich eingestehen muss, dass es mir auch nicht leicht fällt. Erst die Trennung und dann diese ganzen Umstände, die es nicht leichter machen. Aber es lohnt sich."

"Ich würde es euch wirklich wünschen, dass es für euch positiv verläuft. Meinen Zuspruch habt ihr auf jeden Fall. Weiß es eigentlich schon jemand aus deiner Familie? Also, wenn ich das fragen darf."

"Ja, natürlich. Nein, es weiß bisher noch nicht wirklich jemand von der Trennung. Nichtmal meine Söhne. Das ist auch wirklich alles andere als leicht. Und wie ich denen das mit der Beziehung zu Christian beibringen soll, ist auch nochmal eine ganz andere Sache. Einfach wird es auf jeden Fall nicht. Aber wie gesagt, ich bin froh, dass es jetzt so ist, wie es ist."

"Ich kann mir vorstellen, dass die eigenen Kinder mehr Verständnis haben, als man oft denkt. Auch wenn es mir nicht zusteht, darüber zu urteilen. Aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass manche Gedanken doch oft unbegründet sind, weil oft einfach das Verständnis da ist."

Sie lächelte Robert an und er fühlte sich nicht mehr unwohl. Und es störte ihn auch nicht mehr, dass sie so offen miteinander redeten. Denn mit ihr konnte er reden, immerhin war Christian ihr Sohn und die ganze Situation ging auch sie etwas an. Und vielleicht hatte Christians Mutter ja tatsächlich Recht. Vielleicht konnte er sich wirklich etwas Verständnis von seinen Söhnen erhoffen. In dem Moment kam auch Christian wieder zurück. Er schien erleichtert, als er Robert endlich nicht mehr angespannt sah. Es schien also alles gut zu laufen. Und er hatte bewusst darauf gesetzt, den beiden etwas Zeit alleine zum Reden einzuräumen. Erleichtert setzte er sich also wieder neben Robert.

Irgendwann half Christian seiner Mutter dann beim Aufräumen des Tischs. Er wollte auch zumindest einen kurzen Moment mit ihr alleine haben. Und er hoffte, Robert würde ihm das nachsehen. So standen sie beide dann alleine in der Küche und ließen Robert im Wohnzimmer zurück.

"Und Mama, wie findest du ihn?", fragte Christian etwas unsicher. Hoffentlich war es wirklich so gut gelaufen, wie es für ihn schien.

"Genauso sympathisch, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Wirklich, wäre er nicht Grüner, hätte ich von Sekunde 1 an keine Bedenken gehabt. Aber nein, ich glaube er meint es wirklich ernst mit euch. Man merkt ihm an, dass es ihm durchaus schwer fällt, unter all diesen schwierigen Umständen. Aber allein, dass er heute mit hierher gekommen ist, zeigt doch, dass er wirklich viel für dich tut und dass er es ernst meint. Ich hab es eben schon zu ihm gesagt, meinen Zuspruch habt ihr. "

Christian nickte dankend und war wirklich froh, wie gut seine Mutter mit der Situation umging. Es hätte ihn da auch deutlich schlechter treffen können. Da war er sich ziemlich sicher.

"Denkst du, dass wir das schaffen können? Egal, was um uns herum passiert?"

"Ja, ich denke schon. Es wird zwar nicht einfach werden, je nachdem was an die Öffentlichkeit gelangt und was nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass ihr das meistern könnt. Auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass es auch wirklich sein kann, dass es doch in die falsche Richtung läuft. Auch wenn ich das wirklich nicht hoffe und denke. Aber wer weiß schon, wie sehr es euch wirklich trifft, wenn ihr plötzlich aus euren Parteien und aus der Öffentlichkeit angefeindet werdet? Aber ich habe das Gefühl, dass eure Bindung das überstehen würde. Es ist nur die Frage, ob ihr dieses Risiko tatsächlich eingehen wollt. Aber das tut ihr ja eigentlich Tag für Tag."

"Ja, damit hast du Recht. Danke für deine ehrlichen Worte. Ich weiß auch wirklich nicht, was dann wäre, sollte es bis zum Äußersten kommen. Ich weiß es nicht. Hoffen wir es einfach nicht. Aber heute sollte das auch eigentlich nicht unsere Gedanken bestimmen. Immerhin ist es doch eigentlich ein ganz schöner Anlass, dass wir hier sind, oder?"

"Oh ja, ich bin wirklich froh, dass ihr hier seid. Ich hab dich ja so selten gesehen in den letzten Wochen und Monaten. Da tut doch jede Minute gut. Und mit Robert kann man sich auch wirklich gut unterhalten. Also ich hätte mir deutlich schlimmeres vorstellen können."

Christian ging dann wieder zurück zu Robert, der gerade an seinem Handy saß, dann jedoch zu ihm aufblickte. Christian setzte sich nur zu ihm und flüsterte ihm zu:

"Sie findet dich wirklich sympathisch und ist ziemlich begeistert. Ich hoffe für dich ist es auch okay?"

Robert nickte zur Bestätigung und grinste ihn an. Für ihn war es absolut okay. Sogar besser als das. Besser, als seine Erwartungen waren.

"Wollt ihr eigentlich heute über Nacht bleiben? Das Gästezimmer ist natürlich für euch beide frei und groß genug ist es sowieso." Christians Mutter unterbrach die beiden. Fragend schaute Christian zu Robert. Der nickte ihm etwas unsicher zu und entschied damit, dass sie das wohl machen würden.

"Ja, ich denke wir haben beide nicht so Motivation, heute nochmal ein paar Stunden im Auto zu sitzen. Da würde uns das entgegen kommen. Allerdings muss ich morgen dann wieder relativ früh los, ich habe noch ein Treffen mit Marco und Volker."

"Gut, dann mache ich das Gästezimmer gleich fertig. Aber seid bloß nicht so laut heute Nacht. Ich brauche meinen Schlaf.", lachte sie.
Christian und Robert konnten beide nur peinlich berührt auf den Boden schauen.

"Mama, was denkst du denn nur?", fragte Christian nach wie vor peinlich berührt. Seine Mutter verschwand nur mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ihr machte es sichtlich Spaß, ihren Sohn aufzuziehen.


Es geht weiter ;) Christians Mutter ist schon sympathisch, oder?

Der ganze Lärm um uns Where stories live. Discover now