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Die Tür öffnete sich und Robert stand vor ihm. Und er sah nicht sonderlich gut aus. Christian bemerkte sofort die geröteten Augen und das ließ auch ihn nicht besser fühlen. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht versuchte Robert dies allerdings zu überspielen. Er war wirklich froh, dass Christian gekommen war.

"Komm rein."

Natürlich tat Christian das, ging direkt in das Wohnzimmer durch und setzte sich. Dann wartete er auf Robert, der ihnen noch etwas zu Trinken besorgte. Unsicher schaute er dann zu Christian. Wahrscheinlich konnte auch er die Wut in Christians Gesicht bemerken.

"Christian, danke dass du hier bist. Ich muss dir das einfach erklären. Aber ich muss wissen, was du Alles gehört hast."

"Du hast gesagt, dass du Angst hast, mich zu verlieren. Mehr habe ich nicht gehört. Aber das hat mir ehrlich gesagt gereicht. Du sagst das ja nicht grundlos. Hast du deine Entscheidung geändert? Bist du zurück zu Andrea? Hattet ihr wieder was miteinander? Sag es mir doch endlich, verdammt." Mit jedem Wort wurde Christians Stimme lauter. Und man konnte den Schmerz förmlich spüren, den er empfand.

"Was? Nein! Natürlich nicht. Was denkst du denn da? Ich hab dich nicht hintergangen. Es ging um etwas ganz anderes. Naja wobei, die Sache an sich ist die Gleiche, aber nein, wie könnte ich dich betrügen?"

"Was hat es dann zu bedeuten?", flüsterte Christian. Er wusste nicht, was er glauben sollte. Und er wusste nicht, worauf er sich nun vorbereiten sollte. Am liebsten wollte er es einfach nicht hören. Egal, was nun kommen sollte. Er wollte wieder weg. Am liebsten in die Vergangenheit, in der Robert und er unbefangen zusammen sein konnten. So wie in Dänemark.

"Ja, ich habe mit Annalena über unsere Situation gesprochen. Und ja, ich habe Angst dich zu verlieren. Ich habe Angst davor, dass ich dich verlieren werde, so wie es mit Andrea und meiner Familie passiert ist. Beides gibt es so nicht mehr. Zumindest nicht mehr in der Form, in der ich es kannte. Und ich habe Zweifel. Immer, wenn ich dich nicht sehe, wenn du nicht bei mir bist und mir dieses unfassbar gute Gefühl gibst, dann kommen Zweifel in mir auf. Ob das alles richtig ist. Ob ich nicht alles kaputt gemacht habe und kaputt machen werde. Aber gleichzeitig weiß ich, dass ich dich nicht verlieren möchte. Aber diese Zweifel sind da und sie verstärken meine Angst davor nur noch mehr. Ich weiß selber nicht, warum ich es mir so schwer mache. Es uns so schwer mache. Die einzige Erklärung, die ich momentan finde ist, dass einfach so viel so schnell in der letzten Zeit passiert ist. Ich hatte praktisch keine Zeit, um irgendetwas ansatzweise zu verarbeiten. Man Christian, es tut mir einfach Leid." Roberts Stimme zitterte und seine Hände hatte er nervös auf seine Beine gelegt.

"Du hast also nicht... Das erleichtert mich dann doch jetzt gerade. Ich habe wirklich gedacht, nachdem du das heute Morgen gesagt hast, dass irgendetwas Gravierendes passiert sein musste. Aber naja, ob das jetzt besser ist. Ich verstehe dich. Ich kann es verstehen, dass du Zweifel hast. Aber bitte sag mir, dass das kein Grund ist, das Ganze zu beenden." Mit glasigen Augen starrte Christian zu Robert, der seinen Blick nach unten gerichtet hatte. Das war kein gutes Zeichen, absolut nicht. Jede Sekunde die ohne eine Antwort verging, wurde Christian nervöser. Warum antwortete Robert denn nicht endlich?

"Robert, jetzt sag doch was. Das kannst du doch nicht..."

"Nein, das kann ich nicht. Ich will dich nicht verlieren. Nur wollte ich dir von meinen Zweifeln erzählen. Alles andere wäre nicht fair. Das wollte ich so oder so heute erzählen. Dass es jetzt so kam, tut mir Leid."

"Liegt es an mir? Gebe ich dir nicht genug Sicherheit?", fragte Christian stark verunsichert. Er konnte es sich nicht so ganz erklären. Sie fühlten sich doch so gut zusammen. Machte er vielleicht doch etwas falsch?

"Nein, absolut nicht. Es liegt nicht an dir. Es liegt einzig und allein an mir. Es ist meine Unsicherheit. Wie gesagt, es ist einfach so viel passiert und das lässt mich zweifeln. Und am liebsten würde ich diese Zweifel alle aus dem Weg räumen. Aber ich weiß nicht wie. Aber ich kann es nicht oft genug sagen, ich will dich nicht verlieren."

Man konnte Christian förmlich ansehen, wie sein Gehirn arbeitete. Wie er das Gesagte verarbeitete. Was konnte er nur tun. Diese Zweifel, die Robert hatte, standen zwischen ihnen. Egal, was Robert sagte. Aber er wusste wirklich nicht weiter. Und auch Robert schien es so zu gehen.

"Ich weiß nicht, wie wir weiter machen sollen, wenn du solche Zweifel hast. Die sind ja real und lassen sich nicht weg diskutieren. Auch wenn wir das sonst gerne mal machen. Aber wie soll das funktionieren? Wie willst du dich auf das Alles einlassen, wenn du tief in dir diese Zweifel hast?". Christian wusste nicht, wie er so ruhig bleiben konnte. Er verstand sich nicht. Er verstand gar nichts. Er verstand Robert nicht. Er verstand seine eigenen Worte nicht.

"Nein, Christian. Sag das nicht. Fang nicht du auch noch an zu zweifeln. Bestätige mich nicht, das macht Alles nur noch schlimmer. Wir schaffen das zusammen. Ich muss nur Zeit haben, um all das zu verarbeiten. Aber ich brauche dich. Wirklich. Ohne dich... Nein, lass uns diesen Gedanken bitte nicht zu Ende denken. Bitte nicht. ", erwiderte Robert verzweifelt. Er wollte doch nicht aufgeben. Trotz seiner Zweifel wollte er das nicht. Es fühlte sich so falsch an.

"Es ist doch auch das Letzte was ich will.", sagte Christian, während er Roberts Hand behutsam in seine eigene legte.

"Aber wie sollst du das Alles verarbeiten, wenn wir einfach so weiter machen wie bisher? Es wird ja nicht weniger intensiv und ich bezweifle, dass wir in der nächsten Zeit mehr Zeit für uns haben werden. Was soll sich da ändern? Robert, ich will nicht dein Leben zerstören. Und ich sehe wie sehr du leidest. Vielleicht können wir den Schaden ja noch begrenzen, wenn wir jetzt einen Schlussstrich ziehen."

"Gehts noch, Christian? Was redest du da? Bitte sag das nie wieder. Das hier ist doch kein Schaden. Und du kannst doch nicht einfach sagen, dass wir es beenden sollten. Nein. Auf keinen Fall. Christian, ich will mit dir zusammen sein. Je öfter du so etwas sagst, umso mehr merke ich das." Aufgebracht stand Robert auf und schaute nun zu Christian herab. Wieso redete er denn plötzlich so?

"Ich will doch auch nur das Beste für dich, Robert. Und ich weiß nicht, ob es das momentan für dich ist."

"Verdammt, sei leise. Hör auf damit. Am liebsten würde ich 24 Stunden und 7 Tage die Woche nur mit dir verbringen. Das wäre das Beste für mich. Und du schaffst es gerade perfekt, meine Zweifel aus dem Weg zu räumen mit deinen Worten. Ich will nur dich. Ich kann mir momentan nichts anderes vorstellen. So schwer es mir auch fällt. Und so schwer mir die Gedanken an alle anderen Umstände, an unsere Zukunft fällt. Aber Christian... Ich wusste nicht, dass es in solch einer kurzen Zeit möglich ist, für jemanden Liebe zu entwickeln. Aber jetzt weiß ich, dass es funktioniert. Mit jedem weiteren Satz, den du sagst, indem du über eine Trennung sprichst, wird mir klar, dass ich dich liebe. Vor ein paar Stunden hätte ich dir das so noch nicht sagen können. Aber so langsam wird es mir klar."

Mit Tränen in den Augen starrte Christian Robert an. Er hatte es gesagt. Robert liebte ihn. Und das trotz all dieser Umstände. Womit hatte er das nur verdient? Wie konnte er überhaupt über eine Trennung nachdenken? Plötzlich schien dieser Gedanke ganz weit weg zu sein.

"Oh Gott Robert, es tut mir so Leid. Nie im Leben würde ich eine Trennung wollen. Bitte verzeih mir meine Worte."

Nun stand auch Christian auf und stellte sich ganz dicht vor Robert und umfasste sein Gesicht mit seinen Händen. Er legte seine Stirn an die seines Gegenübers. Und leise flüsterte er ihm zu:

"Ich liebe dich auch. Bitte lass uns das Alles zusammen schaffen. Bitte lass uns dafür kämpfen. Wir werden gemeinsam einen Weg finden."


Ich hoffe die Entwicklung beruhigt euch etwas ;) Danke fürs Lesen!

Der ganze Lärm um uns Where stories live. Discover now