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Geschockt schaute Robert auf die Schlagzeile. Er saß noch mit Cem Özdemir, Katrin Göring-Eckhardt und Annalena zusammen. Doch dann vibrierte sein Handy mehrmals, was ihn doch etwas beunruhigte. Deshalb stand er auf und stellte sich an die Fensterfront des Raumes, etwas abseits der anderen. Christian hatte ihm geschrieben. Beziehungsweise er hatte ihm einen Artikel weiter geleitet.

"FDP Chef Lindner im Interview: 'Niemand von uns gibt persönlich vor, Konkurrenten oder Ähnliches zu sein.' Was läuft da zwischen FDP Chef und Grünen Chef Habeck? So äußert sich Christian Lindner."

Was hatte Christian in dem Interview gesagt? Er konnte sich das Video in dem Moment nicht angucken, immerhin waren auch die anderen noch anwesend, aber es beunruhigte ihn extrem. Diese Schlagzeile war doch ziemlich eindeutig. Und wenn man sie nur so las, dann hörte es sich tatsächlich so an, als ob irgendetwas zwischen ihm und Christian sein könnte. Und wahrscheinlich würden die meisten Menschen tatsächlich auch nur die Schlagzeile lesen und sich nicht das ganze Interview anschauen. Und da dieses Medium auch eine gewisse Relevanz hatte, würde es sicher nicht mehr lange dauern, bis sich das Interview in andere Medien verbreitete.

Robert musste ziemlich blass geworden sein. Annalena bemerkte es zumindest.

"Robert, alles gut? Du siehst so weiß im Gesicht aus.", besorgt musterte sie ihn.

Robert hingegen schüttelte nur den Kopf und zeigte ihr den Bildschirm seines Handys. Sie las auch die Schlagzeile, schaute schockiert zu Robert und las sie dann nochmal.

"Verdammt, wie konnte das denn passieren?"

"Wenn ich das nur wüsste. Ich weiß nur, dass er heute ein Interview gegeben hat. Aber wie sowas dann Zustande kommt? Ich muss das Interview auf jeden Fall gleich in Ruhe angucken."

Annalena nickte. Solche Gerüchte konnten sie jetzt nicht gebrauchen. Überhaupt nicht. Und wie Robert sich damit nur fühlen musste. Aber war es nicht absehbar, dass diese Gerüchte irgendwann aufkommen würden?

Bei den anderen entschuldigte sich Robert schnell und sie beschlossen, ihr Treffen einfach zu beenden. Annalena und er gingen dann gemeinsam aus ihrer Parteizentrale.

"Robert, brauchst du Unterstützung? Soll ich mitkommen und dann gucken wir uns das Interview zusammen an? Und dann können wir überlegen, wie ihr am besten damit umgeht."

Unschlüssig schaute Robert sie an. Ja, wahrscheinlich wäre etwas Unterstützung nicht schlecht. Und Christian wäre wahrscheinlich genauso aufgebracht wie er. Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn Annalena etwas Ruhe reinbringen würde. Allerdings würde er sie auch nicht davon abhalten wollen, zu ihrer Familie zu fahren. Das war dann doch wichtiger.

"Möchtest du nicht lieber zu deiner Familie? Also das würde ich sehr gut verstehen. Aber sonst würde es sicherlich nicht schaden, wenn du da wärst und vielleicht einen kühlen Kopf behälst."

"Natürlich, eigentlich war ja eh der Plan, dass unsere Sitzung noch länger geht. Also los, lass uns fahren."

Sie fuhren dann gemeinsam in Roberts Wohnung, in der man noch sehen konnte, dass Christian am Vormittag dort war. Er hatte einfach einige Klamotten dort gelassen, damit er nicht jedes Mal daran denken musste, wenn er bei Robert schlief. Was ja durchaus jetzt des öfteren passierte. Annalena musste grinsen, als Robert die Sachen schnell zur Seite schob. Man merkte ihm deutlich an, wie unangenehm dies war.

"Du warst heute nicht alleine?", fragte Annalena mit einem großen Grinsen im Gesicht. Sie wusste, dass sie Robert so ziemlich sicher aufziehen konnte.

"Sag einfach nichts. Wir müssen halt jede freie Minute nutzen."

Der ganze Lärm um uns Where stories live. Discover now