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Am nächsten Morgen herrschte rege Aufregung bei Robert. Ihm wurde am Morgen ein Artikel zugeschickt, der auffällige Andeutungen zu Christian und ihm machte. Unfassbar aufgeregt las er sich diesen Artikel gefühlte tausend Mal durch. Bisher hatte er sich noch nicht verbreitet und es wurde auch nicht eindeutig gesagt, dass zwischen ihm und Christian etwas gewesen sein könnte. Doch trotzdem beunruhigten ihn diese Andeutungen. Wer konnte etwas mitbekommen haben? Und was würde noch passieren? Was würde geschrieben werden?

In seiner Verzweiflung wählte er die Nummer von Christian. Immerhin musste er dies ja auch wissen. Einige Sekunden klingelte das Handy bis Christian abnahm.

"Lindner.", brummte Christian nur in sein Handy. Er hatte wohl noch nicht gesehen, wer ihn da überhaupt anrief.

"Christian, hallo, ich bin es. Ich hoffe ich störe nicht, aber ich hab dir eben einen Artikel weitergeleitet. Hast du den schon gelesen?"

"Was Robert? Nee, ich hab noch gar nichts gesehen. Was ist denn los?"

Christian hatte immerhin die meiste Zeit der Nacht nicht geschlafen und war dementsprechend gerade erst aus seinem kurzen Schlaf geschrocken. Er wusste wirklich nicht, um was es Robert ging. Und er war ziemlich perplex der Tatsache geschuldet, dass Robert ihn aus seinem Schlaf gerissen hatte. Schon wieder. Nur in etwas anderer Form.

"Scheiße. In dem Artikel gibt es einige auffällige Andeutungen zu uns beiden. Das hat sich bisher nicht verbreitet, ist aber doch ziemlich beunruhigend.", erzählte Robert aufgeregt.

"Wie, woher kommt das denn jetzt plötzlich? Aber wenn sich das noch nicht verbreitet hat, dann würde ich sagen, dass das ein gutes Zeichen ist."
Erstaunlicherweise war Christian relativ ruhig und nicht so aufgeregt, wie es bei Robert der Fall war.

"Ich lese mir das Ganze gleich mal in Ruhe durch. Und wenn in den nächsten Stunden nichts drastisches passiert, sich der Artikel nicht weiter verbreitet, dann können wir wahrscheinlich davon ausgehen, dass die Sache nicht allzu dramatisch ist."

Robert seufzte laut auf. Gott, war er froh, dass Christian ihn beruhigen konnte. Denn wahrscheinlich hatte er Recht. Nur hatte Robert in diesem Moment nicht so rational denken können. Stattdessen ist er panisch geworden.

"Wahrscheinlich hast du Recht. Sorry für die Panik. Aber da ist mir eben wirklich das Herz in die Hose gerutscht. Trotzdem ist jetzt klar, dass irgendwer etwas mitbekommen haben muss. Irgendwo müssen diese Gerüchte ja herkommen."

"Ja, natürlich. Vielleicht sind es aber auch diese typischen Berichte auf dem Bild Niveau, das ist ja durchaus nicht auszuschließen. Und auch wenn man uns mal zusammen gesehen haben sollte, so unfassbar auffällig ist das ja nunmal auch nicht. Solange dies nicht häufiger der Fall ist. Also ich denke, dass wir da erstmal Ruhe bewahren sollten. "

"Du hast absolut Recht. Dann lass uns jetzt erstmal ein wenig abwarten und mal sehen, wie es dann nach den Verhandlungen heute aussieht. Es tut mir wirklich Leid für das frühe Stören, ich hoffe du hast nichts allzu wichtiges gerade gemacht."

"Nein, alles gut. Dann bis gleich bei den Verhandlungen. Und lass dir einfach nichts anmerken."

In gewisser Weise hatte Robert ja schon gestört. Er hatte ihn immerhin schon davon abgehalten, vernünftig schlafen zu können. Und dann, als er doch noch die Augen zu bekommen hat, hat er ihn aus seinem bitter notwendigen Schlaf gerissen. Aber das würde er Robert so natürlich nicht sagen. Nachdem er dann auch den Artikel gelesen hatte, war er gleichzeitig etwas beunruhigt und fühlte sich trotzdem bestätigt. Er war beunruhigt, da tatsächlich irgendjemand mitbekommen haben musste, dass Robert und er sich getroffen hatten. Das war ziemlich klar. Andererseits fühlte er sich jedoch bestätigt, da der Artikel wirklich kein gutes Niveau hatte und dementsprechend auch nicht sonderlich relevant werden sollte. Das beruhigte ihn dann doch wieder.

Robert hingegen wurde nur langsam wieder ruhiger. Diese Nachricht hatte ihn doch auf dem vollkommen falschen Fuß am frühen Morgen erwischt. Und gegenüber Christian hatte er sich auch echt blöd angestellt. Aber gut, dass war dann im Endeffekt auch nicht mehr so wichtig, wenn dieser Artikel einfach keine Bedeutung hätte.

Doch mit der Bedeutungslosigkeit war es nicht so einfach. Annalena fing Robert direkt im Flur des großen Gebäudes ab. Sie beide waren ziemlich früh da, sodass sie noch kaum andere Kollegen gesehen hatten. Annalena zog Robert mit in ein kleines Büro, in welchem Robert noch nie zuvor war. Warum auch. Er war seit den Koalitionsverhandlungen immerhin das erste Mal dort. Verwundert und abwartend schaute er Annalena an, die unruhig auf dem Stuhl ihm gegenüber hin und her rutschte. Das machte sie immer, wenn sie nervös war.

"Annalena, was gibt es, dass du mich so überfallartig mitgezogen hast?", lachte Robert leicht.

"Ich mache mir ehrlich gesagt etwas Sorgen, Robert. Seit Tagen bist du immer schon so komisch. Irgendwie kommst du mir so vor, als ob du abwesend wärst und das versteh ich nicht. Immerhin warten wir seit 4 Jahren darauf, dass wir diese Verhandlungen führen können und das passt nicht zusammen. Und dann hab ich heute morgen noch so einen Artikel zugeschickt bekommen. Ganz komisch, irgendwie ging es um Lindner und dich, gleichzeitig war aber auch alles ganz vage. Robert, was ist los? Mir kommt das Alles so komisch vor. "

Ehrlich besorgt schaute Baerbock ihn an. Sie kannte ihn wirklich gut, das stellte Robert in diesem Moment nochmal fest. Und Robert wusste auch, dass sie absolut Recht hatte.

"Ja, den Artikel hab ich auch schon zugeschickt bekommen, keine Ahnung was das soll. Und ja, du hast Recht. Die letzten Tage waren alle etwas turbulent für mich. Ich hab ein paar Probleme mit Andrea, die sich in den letzten Tagen und als ich Zuhause war, ergeben haben. Aber natürlich sollte mich das hier nicht beeinträchtigten, das ist nicht sonderlich professionell. Das ist mir klar."

"Ach herrje, das tut mir Leid, Robert. Das sollte auch kein Vorwurf sein, ich hab mich nur wirklich gewundert. Sonst bist du ja nicht so."

"Ja, wie gesagt, du hast Recht. Ich werde mehr drauf achten. Und als Wiedergutmachung werde ich dafür sorgen, dass wir das Finanzministerium bekommen.", lachte Robert.

"Ja genau. Da kommt der Lindner nicht an dir vorbei. Aber apropos Lindner, was ist jetzt eigentlich mit diesem Artikel? Ignorierst du den?"

"Ja, ich denke ich spreche mal mit Christian, was er darüber denkt. Aber warum sollten uns so haltlose Gerüchte interessieren. Ich hoffe einfach mal, dass da nichts größeres draus wird."

Annalena konnte ja nicht wissen, dass sie schon längst gesprochen hatten. Und das sollte sie auch nicht wissen. Denn das wäre wahrscheinlich nicht gerade förderlich.

"Sind die Gerüchte denn haltlos?"

Robert schaute sie abwartend an. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Wahrscheinlich kannte sie ihn wirklich besser, als er dachte. Nachdem Robert nach einigen Sekunden noch nicht geantwortet hatte, entschuldigte sich Annalena.

"Entschuldigung, Robert. Das war unangebracht. Man sieht euch in letzter Zeit nur des öfteren zusammen. Aber das war natürlich trotzdem nicht okay."

Robert nickte ihr zu und war froh, so noch einmal aus der Situation heraus gekommen zu sein. Das war ziemlich knapp. Aber offensichtlich war Annalena damit zufrieden und kam nicht mehr auf das Thema zurück.

"Treffen wir uns gleich eigentlich noch mit den anderen, bevor es dann wieder losgeht?", fragte Robert, als sie aus dem Raum gingen.

"Ja, das ist soweit ich weiß der Plan. Michael war eben auch schon irgendwo hier. Ich muss aber erstmal Kaffee besorgen. Willst du auch einen haben? Ich bin dir jetzt was schuldig."

Annalena verabschiedete sich kurzzeitig und suchte nach der Kaffeemaschine. Robert setzte sich hingegen in den Raum, in dem die Grünen ihre Besprechungen abhielten. Dort war er zum Glück noch alleine und konnte sich noch einmal sammeln, bevor er dann wieder von anderen Menschen umgeben war. Dabei schaute er nochmal auf sein Handy, um nachzuschauen, ob sich der Artikel weiter verbreitet hatte. Offensichtlich war dies nicht der Fall und Robert konnte beruhigt durchatmen.

Und dann versuchte er sich so gut es ging zu konzentrieren, damit heute niemand auf die Idee kam, dass er nicht bei der Sache war. Auch Annalena wollte er keinen Grund mehr geben, Dinge zu denken, die sie nicht über ihn denken sollte. Oder dass sie über irgendwelche Gerüchte nachdachte, die ja eigentlich stimmten.

Der ganze Lärm um uns Where stories live. Discover now